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LICHTENFELS: Der freie Markt soll es regeln

LICHTENFELS

Der freie Markt soll es regeln

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    DGB-Kreisvorsitzender Heinz Gärtner (li.) und André Steffen, Vorsitzender des örtlichen Mietervereins, fordern eine Initiative für sozialen Wohnungsbau in Lichtenfels
    DGB-Kreisvorsitzender Heinz Gärtner (li.) und André Steffen, Vorsitzender des örtlichen Mietervereins, fordern eine Initiative für sozialen Wohnungsbau in Lichtenfels Foto: DGB Lichtenfels

    Gibt es in Lichtenfels genug preiswerte Wohnungen für Menschen mit geringem Einkommen und sollte die Stadt hier von sich aus aktiv werden? Diese Frage drängt sich angesichts steigender Miet- und Lebenshaltungskosten geradezu auf. Das Leben wird noch teurer, immer mehr Haushaltsgeldanteil geht für die Miete drauf. Der heimische DGB bezieht dazu eine klare Position: „Die Stadt sollte nicht nur auf Investoren warten, die in der Regel verständlicherweise Gewinn erzielen wollen, sondern selbst passenden Wohnraum anbieten“, sagt der Kreisvorsitzende Heinz Gärtner auf Anfrage dieser Redaktion

    Nach einer stichpunktartigen Erhebung unter der Bevölkerung im Rahmen einer gemeinsamen Aktion mit dem örtlichen Mieterbund vor kurzer Zeit ist Gärtner davon überzeugt, dass im Raum Lichtenfels Bedarf an neuem günstigem Wohnraum besteht. Zwar habe die Stadt in der Vergangenheit stets bewusst günstigen Wohnraum geschaffen, so zum Beispiel in der Nordgauer Straße und mit finanzieller Hilfe der Maiacher Stiftung. Tatsache sei aber, dass in den kommenden Jahren die geburtenstarken Jahrgänge ins Seniorenalter kommen und folglich die Nachfrage nach barrierefreien und erschwingbaren Wohnraum auch in Lichtenfels stark steigen werde.

    Die Renten- sowie Zinspolitik der vergangenen Jahrzehnte hätten ihren Beitrag geleistet, dass künftig Rentenbezieher immer weniger verfügbares Einkommen sowie Ersparnisse haben. „Ich sehe in Lichtenfels keinen Trend, der dieser Entwicklung entgegentreten könnte“, so Gärtner. Der DGB-Vorsitzende weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass jeder vierte abhängig Beschäftigte im Landkreis im Niedriglohnsektor arbeite und nur „1300 Euro netto im Monat übrig hat“. Jeder zweite Rentner im Landkreis müsse mit weniger als 1000 Euro Rente auskommen. Viele Rentner hier könnten sich ihre Mieten gar nicht mehr leisten und suchten kleinere Wohnungen. Dies habe die Umfrage des DGB ergeben. Wohnungsgrößen mit 60, 70 Quadratmeter seien in Lichtenfels aber ganz dünn gesät.

    „Die Stadt sollte nicht nur auf Investoren warten, die in der Regel verständlicherweise Gewinn erzielen wollen, sondern selbst passenden Wohnraum anbieten.“

    Heinz Gärtner, DGB-Kreisvorsitzender

    Der DGB-Kreisvorsitzende verweist auf Pläne, die es zur Schaffung von weiterem bezahlbarem Wohnraum ebenfalls in der Nordgauer Straße gibt. Bei diesem einst als „Vorzeigemodell“ titulierten Projekt seien allerdings seit fast zehn Jahren „keine erkennbaren Fortschritte“ zu erkennen. Die damalige Grundidee eines wohnortnahen Wohnens und Betreuung für die unterschiedlichen Bedürfnisse des Alters sei weiterhin in der Schwebe.

    In der Wendenstraße in Lichtenfels (unser Foto) gibt es preiswerten Wohnraum.
    In der Wendenstraße in Lichtenfels (unser Foto) gibt es preiswerten Wohnraum. Foto: : Red

    Die Wohnraumversorgung sei zwar keine Verpflichtung, aber eine grundlegende Aufgabe der Daseinsfürsorge einer Kommune für ihre Bürger. Bei Obdachlosigkeit sei sie für die Unterbringung der Betroffenen sogar verantwortlich, so Gärtner weiter.

    Der Bau von staatlich geförderten Sozialwohnungen mit Mietpreisbindung scheint in Stadt und Landkreis Lichtenfels momentan in der Tat keine große Rolle zu spielen. Laut Gärtner sind seit dem letzten Bau derartiger Wohnungen in Lichtenfels schon über 20 Jahre vergangen.

    Bezeichnend für die gesamte Situation ist, dass es weder für den Landkreis noch für das Stadtgebiet einen Überblick über den Bestand an Wohnungen dieser Art gibt. Dies berichten der Pressesprecher des Landratsamtes, Andreas Grosch, und der Leiter des Hauptamtes der Stadt, Sebastian Müller übereinstimmend.

    Für Heinz Gärtner ist dieser weiße Fleck ein Unding. Er sollte rasch beseitigt werden. Bei dieser Forderung weiß der DGB-Chef den örtlichen Mieterverein in einem Boot. Die Stadt Lichtenfels sollte, wenn nicht schon geschehen, eine Erhebung veranlassen, die erfasst, welcher Bedarf in den folgenden Jahren für die sozial Schwächeren, für Behinderte sowie Senioren bestehe und welches Angebot bereits vorhanden sei. Damit könne ein Konzept für eine entsprechende Wohnraumschaffung ausgearbeitet werden. Wegen der aktuellen Teuerungen sollte dies „möglichst zeitnah“ verwirklicht werden.

    Antrag für kommunale Wohnungsbaugesellschaft auf Eis

    Auch in Lichtenfels gab es einen Versuch, eine gemeinnützige kommunale Wohnungsbaugesellschaft zu etablieren, mit man gezielt sozialen Wohnungsbau in der Stadt vorantreiben könnte. Der damalige Antrag der SPD-Fraktion liegt seit Jahren auf Eis. Er sei aber immer noch aktuell, wie Sebastian Müller mitteilt. Die Gründung einer Wohnungsbaugesellschaft sei eine große Herausforderung und habe sowohl Vorteile als auch einige Hürden. Sie bedeute „strukturelle Veränderungen mit einem gewissen finanziellen Aufwand“. Deshalb seien die Entscheidungsträger in Lichtenfels noch zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen.

    Heinz Gärtner verweist darauf, dass die Ausgliederung städtischer Wohnungen zum Beispiel die tarifliche Situation der jetzigen Mitarbeiter im Liegenschaftsamt verändern würde. Der DGB lege in einem solchen Fall großen Wert darauf, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die eventuell in eine passende Rechtsform übernommen werden, keine tariflichen Nachteile haben.

    Wohnungsbaugenossenschaft für Landkreis Lichtenfels

    Für den Landkreis gibt es indessen eine Wohnungsbaugenossenschaft, die allerdings genossenschaftlich organisiert ist. Sie baut inzwischen keine neue Wohnungen mehr, sondern verwaltet einen Bestand von 79 Objekten, zu denen jedoch keine Sozialwohnungen gehören, wie Sprecher Joachim Autsch aus Weidhausen auf Nachfrage mitteilt.

    Sebastian Müller weist derweil darauf hin, dass die Stadt Lichtenfels im Besitz von etwa 200 Wohnungen für einkommensschwache Personen in der Nordgauer und in der Wendenstraße sei. Die Mietpreise dort lägen zwischen 3 und 5,80 Euro pro Quadratmeter. Um künftigen Wohnraum für alle sozialen Schichten in Lichtenfels kümmere sich schließlich eine eigene Projektgruppe im Rahmen der „Vision 2030“ der Stadt.

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