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LICHTENFELS: Der Krappenberg bei Lichtenfels

LICHTENFELS

Der Krappenberg bei Lichtenfels

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    Die Greyertzruhe, einer der Orientierungspunkte im Wegenetz des Bergs, wurde bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts angelegt.
    Die Greyertzruhe, einer der Orientierungspunkte im Wegenetz des Bergs, wurde bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts angelegt. Foto: Karlheinz Hößel

    Lichtenfels ist umgeben von einem Kranz sanfter Höhen, die alle ihren Anteil an der Geschichte der Stadt hatten, vor allem der Herberg, die Hohe Eller und der Krappenberg.

    Der Krappenberg erstreckt sich südöstlich des Lichtenfelser Stadtkerns. Seine Westgrenze stellt der Leuchsenbach dar, im Osten reicht er bis Michelau und Trieb. Seine Südgrenze bilden Roth und Klosterlangheim. Geologisch gehört der Krappenberg zu einer im Tertiär entstandenen Verwerfung, der sogenannten Lichtenfelser Spalte, die mit ihren Aufschlüssen die Grenzverhältnisse von Lias und Keuper besonders gut beobachten lässt.

    Woher der Berg seinen Namen hat, lässt sich wohl nicht ganz klären. Im Grimmschen Wörterbuch sind „Krappen“ große, gelehrige Vögel, also Krähen oder Raben. Dass die Erhebung nach ihnen benannt wurde, erscheint zumindest nicht unwahrscheinlich. Doch es gibt auch die Erklärung, dass die tiefen Gräben, die den Berg durchziehen, namensgebend gewesen seien.

    Als Teil des Besitzes der Adligen Cuniza ging der Krappenberg in ihre Ehe mit Poppo von Andechs-Blassenberg ein, bis er nach dem Aussterben der Andechser endgültig an die Bamberger Bischöfe überging, die ihn, obwohl er südlich des Mains liegt, dem Lichtenfelser Forst zuordneten. Der große Wald stellte wohl spätestens im 16. Jahrhundert zu viel Arbeit dar für den Forstmeister und seine sechs Forstknechte, so dass man einen geeigneten Mann suchte, der die Pflege des Krappenbergs gewährleisten konnte. Als Name überliefert ist uns in dieser Funktion aus dem Jahr 1617, der Oberwallenstadter Hans Schlundt.

    Die „Eiserne Hand“, heute nurmehr ein Wegweiser, war ursprünglich tatsächlich als Hand gestaltet und hatte wohl eine begrenzende Bedeutung.
    Die „Eiserne Hand“, heute nurmehr ein Wegweiser, war ursprünglich tatsächlich als Hand gestaltet und hatte wohl eine begrenzende Bedeutung. Foto: Karlheinz Hößel

    Zuständig waren die Marktzeulner

    Zuständig für die Erhaltung der Wege über den Krappenberg waren seit Anfang des 17. Jahrhunderts die Marktzeulner. Eigentlich war dies eine bischöfliche Strafaktion. Da sich die Marktzeulner den gegenreformatorischen Maßnahmen verweigerten und beim protestantischen Glauben bleiben wollten, gab der Bischof diese Anweisung. In der Praxis wurden auch die Bewohner aller angrenzenden Ortschaften zum Frondienst herangezogen. Immer wieder waren es aber auch Lichtenfelser, die in der Reihe der Pfleger des Krappenbergs auftauchen so zum Beispiel Angehörige der Familie Dehler im 17. Jahrhundert und Angehörige der Familie Armsdorf im 18. Jahrhundert. Einzelne Stücke des Waldes wurden auch immer wieder vom Bischof verkauft. Bereits 1362 hatte Kloster Langheim die Breitwiese unmittelbar am Fuße des Berges erworben und 1391 die Eheleute Erbe aus Lichtenfels einige Grundstücke, die sie der hiesigen Pfarrkirche schenkten.

    Nutzungsgeschichte: Was hat man vom Berg?

    Die Nutzung des Bergs als Steinbruch begann mit Sicherheit schon im Mittelalter. Als 1500 die neue Kemenate des alten Kastenhofs errichtet wurde, nahm man neben den Steinen des alten Schlosses vor allem Material vom Krappenberg. Als die Stadt im Markgräflerkrieg 1553 großen Schaden nahm und 1554 Kaspar von Sternberg daran ging, das Stadtschloss auf dem Knopsberg zu errichten, waren die Steine ebenfalls sehr gefragt. Auch das Kloster Langheim mit seinem riesigen Bedarf an Baumaterial nutzte die Ressourcen des Bergs. Und selbst noch im 20. Jahrhundert waren die Räthsandsteine gefragt, zum Beispiel beim Umbau der Basilika Vierzehnheiligen im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts oder beim Bau der Korbfachschule in Lichtenfels. Neben dem Baumaterial war es aber auch der gute Waschsand, der am Krappenberg gewonnen werden konnte, der über viele Jahrzehnte hinweg ein gefragtes Handelsgut war.

    Berühmt für seine Eichenstämme

    Der Krappenberg lieferte nicht Fichten und Tannen in der Qualität wie der Lichtenfelser Forst auf der anderen Seite des Mains, aber berühmt waren seine Eichenstämme, die, vor allem zum Schiffbau bestimmt, bis nach Holland gehandelt wurden. Zur Nutzung der Stämme war der Wald in Gehaue von 16 Tagwerk Größe eingeteilt, für die eine 40-jährige Wachszeit vorgesehen war.

    Über viele Jahrhunderte hinweg hatten zahlreiche Lichtenfelser und auch andere das „Forstrecht“, das heißt, ihnen stand unentgeltlich Holz aus den Wäldern zu. Da diese Zuteilungen einen recht großen Verwaltungsaufwand bedeuteten, gingen die bayerischen Behörden nach ihrer Besitzübernahme zu Anfang des 19. Jahrhunderts dazu über, den Bürgern Waldstücke zu überschreiben, dafür verfiel ihr Forstrecht. Dieses Vorgehen hatte weitreichende Konsequenzen, der Staatswald schrumpfte auf ein Drittel, war aber ohne Belastungen. Viele der neuen Waldbesitzer holzten große Teile ihres Waldes ab und verkauften die Stämme ins In- und Ausland. Dies führte zu einer kurzzeitigen Blüte des Holzhandels, die allerdings um 1814 ein Ende fand, da der Absatz zurückging.

    Der Wald als Erholungsgebiet

    Schon zu Zeiten der Fürstbischöfe wurde der Wald auch als Ort der Rekreation geschätzt, worunter man allerdings vor allem die Jagd verstand. Dabei war es das reich vorhandene Rotwild, das den Berg so interessant machte. Mit dem 19. Jahrhundert wuchs die Bedeutung des Waldes als Naherholungsgebiet für die Städter. 1841 entstand die Greyerts-Ruhe für Erholungssuchende, zu der bald andere Punkte hinzukamen, die Friedenslinde von 1871, der Gretchen-Brunnen und die Eiserne Hand. Der Krappenberg wurde zu einem beliebten Ort für Wanderer und Ruhesuchende, was er letztlich heute noch für viele Heimische und Gäste ist.

    Wie viele andere Wälder auch war auch der Krappenberg ein Ort, der für Übeltäter und Gauner eine gute Kulisse abgab. 1571 wurde der Vetter des Bamberger Hofschneiders im Wald von einem Bärtigen mit Hieben und Stichen tödlich verletzt. Die 100 Gulden und Briefe, die er bei sich trug, verschwanden. Der Täter war wohl ein Zimmermann aus Gundelsheim, der dicke Kunz genannt, der nach der Tat in den Wäldern verschwand und sich versteckte.

    An vielen Stellen des Waldes trifft man unvermutet auf Zeichen der Frömmigkeit.
    An vielen Stellen des Waldes trifft man unvermutet auf Zeichen der Frömmigkeit. Foto: Karlheinz Hößel

    1590 hatte eine Magd aus Döringstadt ihr unehelich geborenes Kind ermordet und am Krappenberg vergraben. Die Strafe dafür wäre eigentlich ein grausamer Tod, das lebendige Begraben, gewesen, aber man zeigte „Mitleid“ und ertränkte die Frau. Als Lichtenfels 1631 in den Fokus des 30-jährigen Kriegs geriet, fand man einen Reiterjungen, der zu den vor Michelau liegenden Truppen gehörte, erschlagen im Wald. Ohne viel Aufsehen zu erregen, ließ in der Vogt am Burgberg bei der Jakobskapelle beisetzen. Kein Wunder, dass dann natürlich auch die Rede davon war, dass es am Krappenberg spuke, ja sogar der Leibhaftige selbst dort sein Unwesen treibe.

    Eine der grünen Lungen der Stadt

    Heute ist der Krappenberg ein Rückzugsort für Menschen, die etwas Stille suchen und Ruhe haben möchten. Gut erschlossen und leicht zu durchwandern und ist eine der „grünen Lungen“ der Stadt. Wer einmal den sogenannten „Prälatenweg“ von Lichtenfels nach Klosterlangheim läuft, kann alle Naturschönheiten des Waldes aber auch die kulturellen Fixpunkte wie den „Gretchenbrunnen“, die „Eiserne Hand“ und die „Spinnera“ erleben. Seit 2021 existiert auch eine Strecke für Mountainbiker. Und auch an Naturschönheiten ist Einiges geboten. Hier sei nur der Gretchenbrunnen erwähnt, dessen gleichbleibend temperierte Quelle für viele Tiere, zum Beispiel den so selten gewordenen Feuersalamander lebenswichtig ist.

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