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LICHTENFELS: Der Lichtenfelser Raumausstatter Erich Heinkelmann hört auf

LICHTENFELS

Der Lichtenfelser Raumausstatter Erich Heinkelmann hört auf

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    93 Jahre lang wurde das Unternehemen von der Familie Heinkelmann geführt - durch Jahrzehnte, Trends und Zielgruppen hindurch.
    93 Jahre lang wurde das Unternehemen von der Familie Heinkelmann geführt - durch Jahrzehnte, Trends und Zielgruppen hindurch. Foto: Corinna Tübel

    Wird das alte Gebäude in der Coburger Straße 3 seinen vertrauten Schriftzug „Heinkelmann“ behalten? Nicht nur als Zeuge der Stadtgeschichte hat das Haus, das bereits Anfang des 17. Jahrhunderts in Quellen genannt wird, seinen Wert. 93 Jahre lang hat es die Familie Heinkelmann mit geschäftigem Leben erfüllt, zuletzt als Fachgeschäft für Heimgestaltung. Im Laufe der Jahre versorgte Erich Heinkelmann seine Kundschaft mit aufeinander abgestimmten Wandbekleidungen, Bodenbelägen, Gardinen oder Sonnenschutzsystemen. Nun schließt der mittlerweile 66-Jährige sein Geschäft.

    Der Ursprung des Familienbetriebs war ganz anderer Natur. 1927 heiratete der Großvater Erich Heinkelmanns, der aus Bad Staffelstein stammte und Jakob hieß, in die Familie ein. Als Sattler stellte er aus Leder oder Stoffen Gegenstände zur Verwendung im Umgang mit Tieren her – Sättel und Vieles mehr. Das Geschäft florierte zunächst, da die bevorzugte Fortbewegungsart zu Pferde stattfand.

    Von der Sattlerei zur Raumausstattung

    Die fortschreitende Motorisierung und der Rückgang der Pferdehaltung zwangen ihn jedoch bald zum unternehmerischen Umdenken: Mit dem Polstergeschäft und den von ihm eigens entwickelten Patentdrahtmatratzen sorgte er in mühsamer Handarbeit für ein neues Kerngeschäft. Sein Sohn Werner richtete später das Geschäft der Heinkelmanns auf die Raumausstattung hin aus, starb jedoch früh. Nach 18 Jahren bescheidener Führung durch seine Witwe Kundigunda übernahm 1994 abermals der Sohn der Familie, Erich Heinkelmann – mittlerweile „von der Pike auf“ angelernt, das Unternehmen mit zeitweise zwölf Angestellten.

    Doch der Beruf hat sich verändert: „Wenn man früher ein Haus gebaut hat, ist man oft zum Raumausstatter gegangen und hat sich vorgestellt. Ich bin dann zu ihnen nach Hause gefahren, habe alles ausgemessen und schließlich 20 Fenster und 20 Böden gemacht“, blickt dieser zurück. Seine Hauptkunden kamen zu allen Zeiten aus der „Mittelschicht“. Viel Werkzeug hatte er immer dabei, denn vor allem die Bodenarbeiten seien sehr maschinenintensiv gewesen.

    Erinnerung: Von viel grüner Farbe bis zu sanften Pastelltönen

    Heute erfahren Heimtextilien und besonders Gardinen ohnehin einen Rückgang, aber auch der Preiskampf durch die Konkurrenz von Baumärkten sei hart – von dem Angebot von Parkett- und Teppichböden bis hin zu Dekorationsartikeln. Heutige Baumärkte hätten viele Produkte und Materialien zur Raumausstattung billiger vorrätig.

    Mit dem Verkauf von Accessoires für Haus und Garten als „shop in shop“ ist vor Jahren die Schwester des Inahbers in das Geschäft eingestiegen.
    Mit dem Verkauf von Accessoires für Haus und Garten als „shop in shop“ ist vor Jahren die Schwester des Inahbers in das Geschäft eingestiegen. Foto: Corinna Tübel

    Doch Erich Heinkelmann mochte und mag seinen Beruf: „Es ist interessant. Ich konnte mich entfalten und Leute bei ihrem Einrichtungsstil beraten.“ Das reichte vom Modetrend aus möglichst viel grüner Farbe und rustikaler Eiche Mitte der 1990-er Jahre bis hin zu neuen, sanften Pastellfarben und Minimalismus.

    „Ich bin stolz auf das Geschäft und was wir in den letzten Jahren geschafft haben, aber jetzt ist der Zeitpunkt zu gehen.“

    Erich Heinkelmann, Geschäftsmann

    Hätte er, selbst kinderlos, sein Unternehmen doch fortführen wollen, hätte er sich anders aufstellen müssen, meint er selbstkritisch: Wie viele seiner Kollegen hätte er zumindest in das Online-Geschäft einsteigen müssen – besonders nun während der Corona-Krise. Diese brachte einen zeitweise geschlossenen Geschäftsbetrieb oder Beratungen mit Terminvereinbarungen. Sie sei kein Grund, jedoch ein Anlass für Erich Heinkelmann gewesen, das Familienunternehmen nach 93 Jahren zu schließen.

    Heute steht er in den beinahe leeren Verkaufsräumen des Gebäudes, einzelne Gardinen und Stoffe liegen noch in den Regalen. Doch von Trauer keine Spur: „Ich bin stolz auf das Geschäft und was wir in den letzten Jahren geschafft haben, aber jetzt ist der Zeitpunkt zu gehen“, bekennt er. „Wir“ beinhaltet auch seine Schwester Barbara, die vor einigen Jahren mit dem Verkauf von Accessoires für Haus und Garten als „shop in shop“ in das Geschäft eingestiegen ist.

    Neues Einzelhandelsgeschäft folgt nach

    93 Jahre lang wurde das Unternehemen von der Familie Heinkelmann geführt - durch Jahrzehnte, Trends und Zielgruppen hindurch.
    93 Jahre lang wurde das Unternehemen von der Familie Heinkelmann geführt - durch Jahrzehnte, Trends und Zielgruppen hindurch. Foto: Corinna Tübel

    Doch auch als Rentner, der gerne drechselt, reist und mit seinem Motorrad unterwegs ist, wird er einen Blick auf das Gebäude haben: Die Vermietung der rund 1000 Quadratmeter großen Fläche ist derzeit seine Hauptaufgabe. Schon 1967 wurde die an das Hauptgebäude in der Coburger Straße 3 angrenzende Scheune ausgebaut und in das Geschäft einbezogen. Heute bietet der einstige Hofraum mit seinen drei umliegenden Fenstern einen besonderen Raum für die Warenpräsentation.

    Im Laufe der Zeit wurden Teile der Flächen im Erdgeschoss bereits vermietet, etwa zehn Jahre lang an das Bekleidungsunternehmen C&A, die einen „Kidsstore“ – einen Laden für Kindermode – in der Coburger Straße etablieren wollten. Zuletzt hatte ein Dienstleister der Tagespflege größere Räume links neben dem „Hof“ angemietet. Auch nun soll ein Einzelhandelsgeschäft folgen, verrät Erich Heinkelmann, der seiner treuen Stammkundschaft seinen Dank ausspricht.

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