Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Obermain
Icon Pfeil nach unten
Lichtenfels
Icon Pfeil nach unten

LICHTENFELS: Der Main - die Lebensader Frankens

LICHTENFELS

Der Main - die Lebensader Frankens

    • |
    • |
    Der Obermain ist ein sehr beliebter Fluss zum Kanuwandern.
    Der Obermain ist ein sehr beliebter Fluss zum Kanuwandern. Foto: Joachim Wegner

    Der Main war und ist der fränkische Fluss. Auf seinen 541 Kilometern wandert er als einziger Wasserlauf in Deutschland mit dem Lauf der Sonne von Osten nach Westen. Mit zahlreichen Lichtbildern beleuchtete Joachim Wegner bei einer gut besuchten Zusammenkunft des VdK-Ortsverbands die „Lebensader Frankens“ und zeigte dabei auf, dass der Main aufgrund seiner Vielfalt ein äußerst interessanter Fluss ist: Landschaftlich idyllisch an seinem Oberlauf mit einer reichhaltigen Kulturlandschaft und historisch bedeutsamen Städten, das fränkische Weinanbaugebiet rund um Würzburg und schließlich das industrielle Ballungsgebiet in Hessen mit der pulsierenden Metropole Frankfurt und seinen Industriehäfen.

    Wie bei vielen anderen Flüssen auch, besteht der Main aus dem Zusammenfließen zweier Quellflüsse. Der Weiße Main hat seine Quelle im Fichtelgebirge. Ungefähr 20 Kilometer nordöstlich von Bayreuth liegt die in Granit gefasste Quelle am östlichen Berghang des Ochsenkopfs. Aus 887 Metern Höhe fließt der Weiße Main bis zur Vereinigung mit dem Roten Main auf einer Länge von ungefähr 40 Kilometern in südwestlicher Richtung. Die Namensgebung des Weißen Mains basiert auf dem hellen Granitgestein seines Quellorts, der das Wasser dort weiß erscheinen lässt.

    Der Rote Main fließt auf einer Länge von 73 Kilometern ausgehend von seinem Quellort in der Nähe der Ortschaft Hörlasreuth in der Fränkischen Alb bei Creußen bis nach Kulmbach und strömt dabei über Lehmboden, was sein Wasser rotbraun erscheinen lässt. Nach dem Zusammenfluss durchzieht der dann als „Main“ bezeichnete Fluss Oberfranken, Haßberge und den Steigerwald, das Maindreieck, das Mainviereck am Untermain, um dann bei Mainz in den Rhein zu fließen.

    Über sieben Brücken kannst du gehen

    Ein Blick in die Historie zeigt, dass die Bewohner am schiffbaren Main bis zum Jahr 1800 mit nur sieben Brücken ausgekommen sind. In weiten Teilen war der Fluss so flach, dass er zu Fuß in Furten überquert werden konnte. Viele Ortsnamen erinnern noch heute daran: Haßfurt, Schweinfurt, Ochsenfurt, Lengfurt, Trennfurt, Kirschfurt, Wonfurt, Frankfurt. In gewisser Weise war und ist der Main auch eine „Pfaffengasse“. Zu seinem Einzugsgebiet gehören nicht nur die Bischofsstädte Bamberg und Würzburg, sondern auch die Klöster Vierzehnheiligen und Banz, Münsterschwarzach, Kitzingen und Amorbach.

    Dass der Main schon in der Frühzeit ein altes und bedeutendes Siedlungsgebiet formte, zeigt sich an den größeren Städten in Ober- und Unterfranken. Bereits im Mittelalter hat der Fluss eine der bevölkerungsreichsten Regionen Mitteleuropas geschaffen. Nach den Worten von Joachim Wegner waren dafür zwei Faktoren ausschlaggebend: der Weinbau und die zentrale verkehrsgeographische Lage. Mit gut 40.000 Hektar lag um das Jahr 1500 das größte Weinanbaugebiet Deutschlands an den Steilhängen des Mains. Heute sind es nur noch etwa 6000 Hektar.

    Da die Flüsse die Autobahnen zu jener Zeit waren und intensiv für den Warentransport genutzt wurden, verband der Main das unterfränkische Weinanbaugebiet mit Oberfranken und darüber hinaus mit Thüringen und Sachsen und andererseits mit dem Handelsplatz Frankfurt und über den Rhein auch mit den Märkten in Mittel- und Norddeutschland. Der Rhein ermöglichte sogar den Transfer bis in die Niederlande. Doch die Kleine Eiszeit, die vom 15. bis zum 19. Jahrhundert abwechselnd in der Nord- und der Südhemisphäre auftrat, reduzierte die Erträge des Weinbaus in Mainfranken drastisch.

    Die Verbindung von Main und Donau

    Neben den traditionellen Handelsrouten zu Lande wurde immer wieder der Bau eines großen europäischen Kanalsystems ins Spiel gebracht. So war es bereits Karl der Große, der im Jahr 793 die beiden großen Flüsse Main und Donau über einen Kanal zwischen ihren Nebenflüsse Rezat und Altmühl verband. Doch die Verbindung hielt nur kurze Zeit; den Wasserbauern jener Zeit fehlten Geräte und Wissen. Noch heute sind die Relikte der Fossa Carolina, auch Karlsgraben genannt, bei Treuchtlingen zu besichtigen. Den zweiten Anlauf, Main und Donau zu verbinden, unternahm dann der bayrische König Ludwig I. Zwischen 1836 und 1846 wurde eine Verbindung von rund 170 Kilometer in einer Breite von 16 und einer Tiefe von 1,50 Meter realisiert.

    Mit 100 Schleusen beeindruckte der Kanal, der von der Donau her 80 Meter und vom Main her 184 Meter überwand, durch seine technische Meisterleistung. Eigentlich ökonomisch sinnvoll, wurde der Ludwigskanal durch das zweite große Projekt des Königs konterkariert, nämlich den Bau der berühmten Ludwig-Süd-Nord-Bahn, die von Lindau über Nürnberg, Bamberg und Lichtenfels bis nach Hof führte. Doch die wesentlich schnellere Bahn lief den Kähnen auf dem Ludwigskanal schnell den Rang ab, so dass die künstliche Wasserstraße im Jahr 1950 aufgelassen wurde.

    Von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer

    Nachdem der technische Fortschritt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert nach einem gesteigerten Transportvolumen verlangte, wurde ein mitteleuropäisches Wasserstraßennetz für Großschiffe aktuell. So begann man im Juni 1960 mit dem Bau des heutigen Main-Donau-Kanals. Nach 32-jähriger Bauzeit eröffnete der damalige Ministerpräsident Streibl feierlich das letzte Teilstück des Kanals am 25. September 1992. Seitdem können Großschiffe von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer fahren.

    Am Main lässt sich anschaulich verdeutlichen, dass der Fluss nicht nur die Landschaft, sondern auch die Menschen geformt hat, betonte Wegner. Die Bewohner des Maintals haben ihr Leben seit jeher auf den Fluss ausgerichtet. Lange Zeit seien sie ihm und seiner Kraft, die er in Flussbettverlagerungen und Hochwasser immer wieder zerstörerisch demonstriert habe, mit Respekt und Verehrung gegenübergestanden. Zahlreiche Opfergaben aus der Vorzeit, die im Main gefunden wurden und in einer großen Ausstellung in Schweinfurt gezeigt wurden, belegten dies. Aber seit dem Mittelalter haben die Anwohner in die Natur eingegriffen und mit Umlagerungen und Dämmen versucht, sich vor Hochwasser zu schützen. Damit habe der Fluss weitgehend seine Schrecken verloren.

    Es kann auch wieder gebadet werden

    Heute lockt die fränkische Lebensader die Menschen in ein beliebtes Freizeitparadies. Neben Sportanglern sind am und auf dem nicht schiffbaren Obermain im Sommer viele Kanufahrer unterwegs. Ein unvergessliches Naturerlebnis verspricht eine Fahrt auf dem Kanuwanderweg Obermain zwischen Hausen und Hallstadt, einer 42 Kilometer langen Strecke ohne Wehr und damit ohne lästiges Umsteigen. An vielen Stellen ist das Ufer wieder naturnah gestaltet - ein besonderes Erlebnis vom Boot aus. Nachdem die Wassergüte durch Kläranlagen deutlich verbessert werden konnte, ist auch das Baden wieder erlaubt.

    Noch beliebter ist allerdings der Badeaufenthalt an einem der zahlreichen Seen im Maintal. Durch Sand- und Kiesabbau wurden immerhin mehr als 50 kleine und größere künstliche Gewässer allein im Landkreis Lichtenfels geschaffen. Die meisten von ihnen sind der Flora und Fauna vorbehalten und dienen damit dem Naturschutz. In der wärmeren Jahreszeit zieht es die Menschen hinaus und viele nutzen dabei ihr Fahrrad. Radlspaß pur verspricht eine Fahrt auf dem kurvenreichen Mainradweg von den Quellen bis zur Mündung. Unterwegs auf dem knapp 600 Kilometer langen Radweg warten auf Radler in ganz unterschiedlichen Reiselandschaften unvergessliche Eindrücke. Vorbei an Bierkellern und Weinbergen passiert man einzigartige Urlaubsregionen, üppige Natur und abwechslungsreiche Städte. Wer es etwas gemächlicher mag, der kann auch eine Flusskreuzfahrt buchen und auf diese Weise den Main erobern.

    Abgerundet wurde der Vortrag über die fränkische Lebensader mit einem kurzen Film über das älteste Frachtschiff am Main, die Karlsburg, das regelmäßig zwischen Bamberg und Würzburg verkehrt. (jw)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden