Drei Mal in der Woche hängt Margarete Fischer für mehr als vier Stunden an der Maschine. Überlebensnotwendige Blutwäsche im Nierenzentrum. Mit ihrer Gesundheit hat Margarete Fischer seit 2015 schwer zu kämpfen. Sie ist von einer Erbkrankheit betroffen. Deswegen muss die 60-Jährige zur Dialysebehandlung. „Die Gefährdung durch das Corona-Virus nehme ich sehr ernst. Ich hoffe deshalb, bald geimpft zu werden. Eine Erkrankung an dem Virus könnte für mich fatale Folgen haben“, befürchtet sie.
Doch der bundesweit bisher schleppende Verlauf bei den Impfungen hat den erhofften Pieks bisher ausbleiben lassen. Für eine bevorzugte Corona-Impfung werden auch von Niereninsuffizienz Betroffene eingestuft. Im Dezember bekam Margarete Fischer noch von ihrem behandelnden Arzt im Nierenzentrum mitgeteilt, dass es geplant sei, die Dialysepatienten in der Einrichtung zu impfen. Es kam anders. Die republikweite Impfkampagne begann mit zu wenig Impfstoff. Davon ist auch der Landkreis Lichtenfels betroffen. Der Staat drängt zudem auf ein zentrales und digitales Vergabesystem des Bayerischen Impfzentrums.
„Aktuell wären uns rund 300 Impfungen pro Tag möglich. Je nach Verfügbarkeit des Impfstoffes liegen wir aber aktuell bei rund 30 bis 50 Prozent Auslastung“, erklärt Andreas Grosch, Pressesprecher des Landratsamts, die Lage im Landkreis Lichtenfels. Dabei spielt der Landkreis Lichtenfels bei der Impfquote laut einem Ranking der Tageszeitung „Tagesspiegel“ bundesweit ganz vorne mit: unter den Top Ten bei 100 abgefragten Landkreisen.

Margarete Fischer gehört zur Höchststufe 5
Für Margarete Fischer heißt es aber weiterhin: Warteliste. Sie gehört zur Priorisierungsgruppe 2. Priorisierungsstufe 1 heißt, verkürzt gesagt, über 80-Jährige und medizinisches Personal. Margarete Fischer will nach eigenen Aussagen auch nicht chronische Erkrankungen gegeneinander aufrechnen. „Es gibt jedoch fünf Stadien einer Niereninsuffizienz, wobei man bei der Höchststufe 5 dreimal die Woche jeweils für etwa viereinhalb Stunden zur Dialyse geht, um zu überleben. Man liegt mit Maske in einem Bett und ist an eine Maschine zur Blutreinigung angeschlossen. Trinken ist nicht gestattet.“
Margarete Fischer gehört zur Höchststufe 5. „Und ich habe einfach Angst, mich bei der Dialyse anzustecken. Im Zimmer bin ich mit fünf weiteren Patienten, die ich mir halt auch nicht aussuchen kann. Wir werden von unterschiedlichen Schwestern und Ärzten betreut. Alle geben in Bezug auf Hygiene ihr Bestes, aber es ist eine sehr angespannte Situation und das seit Monaten“, sagt die 60-Jährige.
„Mein Immunsystem ist erheblich herabgesetzt, außerdem habe ich inzwischen eine Herzinsuffizienz. Viele meiner Mitpatienten haben einen Diabetes“, fügt Margarete Fischer hinzu. Auch für die erhoffte Transplantation wäre die Covid-Impfung ein wichtiger Schutzfaktor.
Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie betont, „dass Patienten mit fortgeschrittener chronischer Nierenerkrankung (dazu zählen insbesondere Dialysepatienten und transplantierte Patienten) aufgrund der Nierenerkrankung und den zumeist schwerwiegenden Begleiterkrankungen zu den besonders risikobehafteten Patientengruppen zählen und ,mit höchster Priorität‘ für eine Impfung eingeschätzt werden sollten“.
„Wir stehen nach wie vor im Austausch mit dem KfH Nierenzentrum, um für die dort derzeit priorisierten Patienten eine Impfmöglichkeit zu eröffnen. Der ärztliche Leiter des Nierenzentrums ist hierbei sehr engagiert, und wir hoffen bald eine Lösung zu finden“, erklärt Andras Grosch, Landratsamts-Pressesprecher.
„Im Nierenzentrum könnten wir nach der Corona-Impfverordnung des Bundes momentan nur die über 80 Jahre alten Patienten impfen, da Vorerkrankungen für die erste Priorisierungsgruppe nicht relevant sind. Uns wäre es wichtig, wenn wir die Gruppe der Dialyse-Patienten schnell und unabhängig vom Alter impfen könnten“, führt er weiter aus. Selbst ein Attest, das ein hohes Risiko für einen schweren oder tödlichen Krankheitsverlauf bescheinigt, bedeute derzeit immer noch die zweite Priorisierungsgruppe. Doch Diskussionen auf höchster politischer Ebene laufen.
Einen Termin gibt es noch nicht
Wann die zweite Priorisierungsgruppe geimpft wird, dass ist noch nicht vorherzusehen. Es hängt davon ab, ob und wie sich der Nachschub an Impfstoffen verbessert. Ende März könnte für Margarete Fischer einen Impftermin bringen. Vielleicht sogar früher, vielleicht später. Für Margarete Fischer ist das lange Warten darauf und die Ungewissheit schwer nachvollziehbar: Schwere Vorerkrankungen müssten eher berücksichtig werden, die Anmeldung auf der Plattform des Bayerischen Impfzentrums auch spezifizierter sein, sagt sie. Als Beispiel nennt sie den Begriff „Niereninsuffizienz“. Erst Stadium fünf bedeute schließlich Dialyse. „Das heißt, beim Impfantrag kann Niereninsuffizienz angekreuzt werden, auch wenn die Nierenprobleme eher relativ klein sind“, erklärt Margarete Fischer. Auch das Umfeld, wie das einer Dialysestation, müsste besser berücksichtigt werden.
Margarete Fischer hat ihr Attest eingereicht. Und hofft, dass bald ein Termin vom Impfzentrum kommt.