Mit seiner dreigeschossigen, dunklen Natursteinfassade und einem Mansarddach dominiert das Haus die Ostseite des Marktplatzes: „der H. O. Schulze“, das Gebäude der ehemaligen Buchbinderei und Buchdruckerei. Was war hier früher und was kommt dort rein? Eine Reise in die Vergangenheit – und ein Blick in die Zukunft.

In der Jubiläumsschrift „100 Jahre Buchhandel, 80 Jahre Buchdruck in Lichtenfels“ vom 13.08.1965 ist die Geschichte des Hauses detailliert beschrieben. Oder besser: des Platzes, an dem dieses heute steht. Es war Oskar Freiherr von Schaumberg, der den Vorgängerbau erstmals im Jahr 1481 erwähnte. Er hielt die „Kemenate am Markt“ für das Lehen für die Herren von Schott von Schottenstein. Die Herren Georg und Kunz von Schottenstein waren wohl die Hausherren und in der Zeit zwischen 1485 und 1493 Amtmänner der Stadt Lichtenfels.
Bis 1752 wohnten hier wechselnde Rats- und Amtsherren der Stadt Lichtenfels mit ihren Familien. Zum Anwesen gehörten einige Nutz- und Nebengebäude im westlichen Eckbereich zur Laurenzistraße und wohl auch nördlich. So lebte hier 1576/76 der Stadtschreiber und frühere Bürgermeister Christoph Schwalb. Ab 1626 war Metzger Hans Wagner der Besitzer, der Inhaber der Fleischbank im Rathaus Lichtenfels.

Nachdem dieser 1632 oder 1636 erschossen wurde und damit wohl Opfer der Kämpfe um Lichtenfels wurde (es tobte der 30-jährige Krieg), heiratete seine Witwe Eva den regierenden Oberbürgermeister Erhard Horschel. Auch dessen Nachfahren und Erben des Hauses waren Metzger. 1690 war Georg Horschel nicht nur Viertelmeister der Metzger in Lichtenfels sowie Ratsherr und Unterbürgermeister, sondern vor allem einer der reichsten Bürger der Stadt.
Es war der Mainmüller und Ratsherr Jacob Rebhan, der um 1752/53 den Rückbau der historischen Kemenate veranlasste und über ihren Grundmauern das heutige barockzeitliche Gebäude errichten ließ. Der Neubau wurde vor 1769 an die Hochfürstlich Bambergische Hofkammer verkauft. Fortan diente das Gebäude als Amt und Wohnung des Forstmeisters, der westlich zur Ecke Laurenzistraße 1789 einen Forstamtsstadel errichten ließ – in Fachwerkbauweise, natürlich aus Holz vom Lichtenfelser Forst.

1827 wurde das Forstwesen neu geordnet, die Behörde zog in den Marktplatz 8, der vormalige Amtssitz wurde am 7. September versteigert. Der jüdische Privatier und vormalige Handelsmann Pfeufer Zenner erhielt den Zuschlag für 3500 Gulden: Aus dem Amtshaus wurde ein Handelshaus und sollte es bis ins 20. Jahrhundert bleiben. Die Kaufleute betrieben hier ein Manufakturwarengeschäft.
Ein Jahrhundert im Zeichen des Buches gestanden

Dann erwarb Verlagsbuchhändler Hermann Oskar Schulze das Haus und ließ es bis ins Jahr 1921 hinein im Erdgeschoss für die Bedürfnisse seiner Buchhandlung umbauen. Architekt Häberle aus Bamberg zeichnete dafür mit Baumeister Hans Diroll verantwortlich. Der ehemalige Forstamtsstadel an der Ecke zur Laurenzistraße bestand bis 1958, ehe er durch das heutige moderne Geschäftshaus ersetzt wurde.

Heute ist das stadtbildprägende Gebäude im Besitz von Unternehmer Frank Herzog. Ihm schwebt vor, im Erdgeschoss eine Bar einzurichten, sozusagen als After-Work-Bereich für das direkt angrenzende „Machbar“ des Forschungs- und Anwendungszentrum für digitale Zukunftstechnologien (FADZ). Die Obergeschosse könnten als Gästehaus dienen. Beauftragt hat er mit der Umgestaltung den Architekten Florian Kirfel vom Studio Gründer Kirfel aus Bedheim. „Das Gebäude Marktplatz 15 hat eine herausgehobenen Stellung am Marktplatz von Lichtenfels. Es ist ein herrschaftlicher, repräsentativer Bau aus der Zeit des Barock“, meint dieser. „Die historische Bausubstanz des Gebäudes ist sehr gut erhalten und wenig durch Umbauten gestört.“

Viele Lichtenfelser Bürgerinnen und Bürger hätten eine persönliche Beziehung zu dem Gebäude, vor allem aus der Zeit, als hier eine Buchhandlung war. „Das Haus denkmalgerecht wiederherzustellen, wird ein großer und positiver Beitrag zum Stadtbild von Lichtenfels.“