Glitzernd begrüßt in diesen Tagen ein großer Fisch die Kinder der Bärengruppe im Kindergarten Sankt Bernhard Klosterlangheim. Der „Fastenfisch“ im Garderobenbereich trägt aber nicht nur schillernde Schuppen, sondern vor allem auch viele kleine „Erinnerungen“. Zur Frage „Ich verzichte auf…“ hatten die Mädchen und Jungen im Vorfeld viele Ideen gesammelt, die der Fisch nun symbolisch in der Fastenzeit „frisst“: Süßigkeiten, Fernsehen, Videospiele – aber auch weniger Streit oder nicht so viel Ärger.

„Ich habe aber gestern schon wieder Gummibärchen gegessen“, sagt ein Mädchen. Das macht nichts, denn der Kern der Aktion ist ein anderer: „Kinder in diesem Alter können in den wenigsten Fällen schon auf solche Dinge verzichten“, erklärt Erzieherin Alexandra Weis. „Es geht eher darum, mit den Kindern ins Gespräch zu kommen, was für sie im Leben wichtig ist, was sie schätzen und wie man sich anderen gegenüber verhält.“ Manchmal erinnern sich Kinder gegenseitig an das Streit-Fasten, erzählt sie, das zeige schon eine gewisse Wirkung. Natürlich hat die Bärengruppe im Vorfeld auch den religiösen Hintergrund besprochen: Am Aschermittwoch hat das Team mit den Kindern beispielsweise Luftschlangen verbrannt, die das Ende der Faschingszeit symbolisieren.
Das Bewusstsein für Alltägliches schärfen
Pfarrer Henryk Chelkowski, Seelsorger der Pfarreien Isling, hat den Kindern bei einem Besuch das Aschekreuz nähergebracht. Auch die Geschichte von Jesu‘ 40 Tagen in der Wüste hat das Team mit den Kindern gemeinsam besprochen. Die Fastenzeit sei daher auch ein Anlass für die Kinder, ihr Bewusstsein für materielle und immaterielle Dinge früh und kindgerecht zu schärfen. Nach Ende der Fastenzeit möchte das Team mit den Kindern ein Resümee zur Aktion Fastenfisch ziehen. Vielleicht werden einige Vorschläge ja dauerhaft „gelebt“ …

Ein Zeichen des Neubeginns
In ähnlichen Schritten hat auch das Haus für Kinder Sankt Josef Schwürbitz an die Fastenzeit herangeführt: Von Ramona Schmuck, Religionslehrerin an der Grundschule Schwürbitz, haben die Mädchen und Jungen den Segen erhalten und dabei erfahren, dass „Asche“ auch Neubeginn verspricht. Mit einer Geschichte mit Figuren und Tüchern haben sie anschließend die Geschichte von Jesu thematisiert: Um symbolisch Hoffnung zu spenden, haben die Kinder bunte Blumen gesäht.

Derzeit führt Marina Marr, Leiterin der Wolkengruppe, einmal in der Woche in einen neuen Tag der biblischen Schöpfungsgeschichte ein. „Dabei geht es ja vor allem darum, was Gott uns geschenkt hat, weil er uns so sehr liebt, und auf was wir achten sollen.“ Ein radikaler Verzicht auf Süßigkeiten oder Medien sei aber kein Weg, um Kindern das näherzubringen. „Das wäre eher eine Strafe.“ Zwar erzählen viele Kindern von denjenigen „Fastenobjekten“ ihrer Eltern, sie selbst wünschen sich jedoch weniger Streit und böse Worte oder mehr Achtsamkeit für die Natur oder mit Tieren. Die Fastenzeit sei ein schöner Anstoß, über solche Dinge nachzudenken, erzählt Marina Marr. „Denn Geschichten rufen ja auch Emotionen hervor, sie machen etwas mit den Kindern, und dann ist der Zeitpunkt da, über das eigene Verhalten zu sprechen.“ Das betreffe dabei alle Gruppen und alle vertretenden Glaubensrichtungen im Kindergarten. „Auch Kinder anderer Religionen erzählen dann, wie sie diese Zeit gestalten und wir vergleichen, wir beurteilen aber nicht.“
Das Bewusstsein für die Natur schärfen

Sind die Kinder schon etwas älter, scheint eine Vertiefung des Fastenthemas möglich. An der Albert-Blankertz- Grund- und Mittelschule Redwitz etwa nutzt die Umwelt AG die Gelegenheit, um das „Plastik-Fasten“ noch mehr ins Bewusstsein der Mitschüler und auch Eltern zu rücken. Zwar habe die Schule schon im vergangenen Jahr die Möglichkeiten zur Mülltrennung ausgebaut, aber eine der beiden Leiterinnen der Umwelt AG, Elena Karampatsi, stellt fest: „Je älter die Schüler werden, desto mehr Plastikmüll produzieren sie.“ In kleinen, selbstgedrehten Videos geben die Mitglieder nun Tipps, wie man Plastik reduzieren kann. Das Themenspektrum reicht vom Kauf kunststofffreier Kaugummis über die Nutzung des schuleigenen Wasserspenders statt Plastikflaschen oder die Verwendung von Abschminkpads aus Baumwolle.
Mit gutem Beispiel vorangehen
„Die Fastenzeit eignet sich perfekt für jeden einzelnen, den Anfang zu finden und einen eigenen Testlauf zu starten“, verrät die Lehrerin. „Aber auch für die Aktion selbst. Wir werden herausfinden, in welchen Bereichen wir leichte Erfolge erzielen und wo es andere Alternativen braucht.“ Das erste Feedback ist positiv: Die Schüler erinnern sich gegenseitig an so manche, vorgeschlagene Alternative und bemühen sich, mit gutem Beispiel voranzugehen. „Gleichzeitig thematisieren wir es mit den Schülern immer wieder, weil Vieles schon zur Gewohnheit geworden ist oder etwas Aufwand dahintersteckt.“
Auch an der Grundschule Am Markt in Lichtenfels wurde das Thema „Fasten“ im evangelischen und katholischen Religionsunterricht anschaulich behandelt und besprochen. Auch hier standen das Miteinander und der Umgang mit anderen im Mittelpunkt.