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LICHTENFELS: Die Industriebauten in der Lichtenfelser Schützentraße

LICHTENFELS

Die Industriebauten in der Lichtenfelser Schützentraße

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    Briefkopf der Firma Fritz Lippmann aus dem Jahr 1934. Die alten Firmengebäude wurden ein Opfer des Krieges.
    Briefkopf der Firma Fritz Lippmann aus dem Jahr 1934. Die alten Firmengebäude wurden ein Opfer des Krieges. Foto: Günter Dippold

    Die Industriebauten in der Schützenstraße in Lichtenfels, gleich am Hochwasserdamm zum Main hin, sollen zum Großteil abgebrochen und durch Wohnhäuser ersetzt werden. Grund genug, einen Blick auf die Entstehung der Fabrikbauten in den Wirtschaftswunderjahren zu werfen.

    Bauherr war die Fritz Lippmann KG, einer der großen Polstermöbelhersteller der Stadt. Gegründet hatte das Unternehmen Christian Hermann Friedrich, genannt Fritz, Lippmann. 1882 in Großneundorf bei Gräfenthal im Thüringer Wald geboren, war er von Haus aus Porzellan-Modelleur. Ab 1908 war er in der Porzellanfabrik Schney beschäftigt, wohnte aber bereits in der Schützenstraße in Lichtenfels.

    Während des Ersten Weltkriegs gründete er im Anwesen Coburger Straße 45, eine Großwerkstätte für Geschosskörbe. Die einfach herzustellenden Transportkörbe für Granaten und andere Geschosse wurden von der Armee gut bezahlt. Im Oktober 1917 meldete Lippmann sein Gewerbe an.

    Ab dem Jahr 1928 in der Schützenstraße

    Nach Kriegsende verlegte er sich auf den Handel mit konventionellen Korbwaren. Eine Werkstatt für Korbmöbel baute er 1928 an der Schützenstraße, wo ihm die Stadt ein Grundstück von 1000 Quadratmeter abgetreten hatte.

    Das Gebäude wurde 1931 erweitert, als er begann, Polstermöbel zu produzieren. Er warb dafür Fachleute aus Sachsen und dem Rheinland an, mit denen er anfangs einfache Polstersessel herstellte (umgangssprachlich „Böckla“ genannt). Bald beschäftigte er an die 200 Mitarbeiter. Das Kriegsende 1945 jedoch traf ihn schwer: Beim alliierten Luftangriff auf den Güterbahnhof im Februar wurden seine Sperrholzvorräte vernichtet; bei der kurzen Beschießung der Stadt im Vorfeld des amerikanischen Einmarschs nahmen die Fabrikgebäude schweren Schaden. Ein Jahr darauf, am 26. April 1946, starb der Firmengründer.

    Die Söhne übernahmen die Lili-Werke

    Trotz der Rückschläge setzte die Firma ihre Polstermöbelproduktion mit großem Erfolg fort. Die hohe Nachfrage in den Wirtschaftswunderjahren machte Neubauten nötig. Die Fritz Lippmann KG („Lili-Werk“), nunmehr geführt von den beiden Söhnen des Gründers, Fritz und Kurt Lippmann, baute 1954 eine neue Fabrikhalle in der Schützenstraße. Sie galt damals als technisches Meisterwerk: Entworfen von dem Architekten Hermann Berner, bestand sie aus einem einzigen Saal von 700 Quadratmeter Fläche, der keine einzige Säule aufwies.

    Die Gewerbeflächen waren knapp

    Bereits 1958 wurden das Betriebsgebäude erweitert; im folgenden Jahr errichtete das Unternehmen ein neues Verwaltungsgebäude, das bei den anstehenden Maßnahmen erhalten bleiben und Wohnungen aufnehmen soll. Der Standort dieser Bauten zeugt von der Platznot, die im damaligen Lichtenfels herrschte: Vor der Eingemeindung von Ober- und Unterwallenstadt 1959 fehlte es an Gewerbeflächen. So musste Lippmann sich mit dem damals noch hochwassergefährdeten Standort in Mainnähe arrangieren, während der Konkurrent Fleschutz seine neuen Produktionsgebäude wohl oder übel in Hanglage am Stadtgraben errichtete. Dennoch florierten die Unternehmen über Jahrzehnte hinweg.

    Um seine Produktion ausweiten zu können, schuf die Lippmann KG 1966 zusätzlich ein Zweigwerk in Buch am Forst. Sie warb damals beispielsweise für ihr platzsparendes Wandbett: „Auf Lilibeth dem Wandklappbett liegt sich?s so nett!“ Kurz nach dieser Blütezeit begann allerdings der allmähliche Niedergang der oberfränkischen Polstermöbelindustrie, die auch die Lippmann KG nicht verschonte.

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