Unmittelbar neben dem Dom als Herzstück der alten Bischofsstadt Bamberg liegt das Diözesanmuseum. Es ist beheimatet im 1731 bis 1733 von Balthasar Neumann neu errichteten Kapitelhaus, in das der stimmungsvolle gotische Domkreuzgang einbezogen wurde. Die historischen Raumfluchten, insbesondere im Obergeschoss geziert mit qualitätsvollen Stuckdecken des frühen Rokoko, bergen heute einzigartige Schätze von Weltrang zur Geschichte des Domes und des Erzbistums.
So etwa die im Kreuzgang präsentierten sehr frühen, um 1220/30 anzusetzenden, gotischen Originalfiguren vom Fürsten- und vom Adamsportal des Domes, die einem Bildhauertrupp zugeschrieben werden können, der von der berühmten Kathedralbauhütte in Reims nach Bamberg kam und auch den berühmten Bamberger Reiter schuf.
Zeugnisse der Volksfrommigkeit
Als Zeugen der glanzvollen barocken Ausstattung des Domes haben sich Skulpturen von Justus Glesker, dem deutschen Bernini, sowie Gemälde von Meistern wie Johann Heinrich Schönfeld, Matthäus Merian oder Joachim von Sandrart erhalten, die in den Räumen des Südflügels ausgestellt sind, wo auch vielfältige Zeugnisse der Volksfrömmigkeit, wie Rosenkränze und Votivgaben, präsentiert werden.
In den Räumen des Obergeschosses haben die vor Ort erhaltenen Teile des Domschatzes eine neue Heimat gefunden. Dazu zählen insbesondere die sechs Kaisergewänder, die im Steinsaal, dem Hauptraum des Kapitelhauses, verwahrt werden. Sie kamen als Geschenke des heiligen Kaiserpaares Heinrich II. (reg. 1002 bis 1024) und Kunigunde († 1033) an den Dom – als Herzstück der berühmte Sternenmantel mit einem gestickten Schaubild des Kosmos.
Der Blaue und der Weiße Kunigundenmantel
Nicht minder kostbar sind der Blaue und der Weiße Kunigundenmantel, der Reitermantel, die Tunika sowie das Rationale, deren Kernsubstanz jeweils bis in das erste Viertel des 11. Jahrhunderts zurückreicht. Weitere textile Kostbarkeiten stellen das Gunthertuch mit einer Darstellung eines byzantinischen Kaisers zu Pferde (um 971), eines der bedeutendsten Werke der kaiserlichen Repräsentation in Konstantinopel, sowie die aus byzantinischer Seide gefertigten Gewänder aus dem Grab Papst Clemens‘ II. († 1047) dar – der weltweit einzige erhaltene Papstornat des Hochmittelalters.
Kostbare Zeugnisse der romanischen Schatzkunst sind außerdem der aus Elfenbein gefertigte Kruzifixus aus der Zeit um 1130 – der größte erhaltene romanische Elfenbeinkorpus weltweit –, die beiden mit Emails geschmückten Tragaltäre sowie der aus Bronze gegossene Osterleuchter.

Der spätgotische Passionsteppich, der in der Zeit um 1500 von Dominikanerinnen, die sich auch in der Randbordüre verewigt haben, gefertigt wurde und der Kupferstich-Vorlagen von Martin Schongauer und Israhel van Meckenem verarbeitet, hat die Leuchtkraft seiner Farben bis heute bewahrt. Glanzpunkte aus der Zeit der Spätgotik sind ferner eine Madonna aus der Werkstatt von Tilman Riemenschneider und Reliefgruppen, die von heute nicht mehr erhaltenen Partien des berühmten Weihnachtsaltars im Dom, dem letzten Werk des Nürnberger Bildschnitzers Veit Stoß von 1524, stammen. Das ausgestellte und teilweise noch verwendete liturgische Gerät umfasst Kelche, Monstranzen, Ziborien und Reliquiare des 12. bis 20. Jahrhunderts und gibt so einen lehrreichen Überblick über die Entwicklung der sakralen Goldschmiedekunst.
Kelche und Monstranzen
Die reichhaltigen Sammlungen des Diözesanmuseums werden durch vielfältige Ausstellungen ergänzt, bei denen sowohl historische Themen als auch zeitgenössische Kunst im Mittelpunkt stehen. Aktuell wird im Museum eine Sonderausstellung zu den Kaisergewändern vorbereitet, die in den letzten Jahren im Zuge eines Forschungsprojektes umfangreichen Untersuchungen unterzogen wurden, und deren Ergebnisse dort einem interessierten Publikum präsentiert werden sollen. Dabei werden nicht nur die Objekte selbst und abgetrennte Teile aus den Depots vorgestellt, sondern auch abgewanderte Fragmente aus Museen in Lyon, Wien und Nürnberg sowie eng verwandte Vergleichsobjekte wie die Ewaldi-Decke aus St. Kunibert nach Bamberg geholt. Vorgestellt werden aber auch die unterschiedlichen Arbeitsmethoden, mit denen die facettenreichen Ergebnisse ermittelt wurden.
Die Sonderausstellung „Die Bamberger Kaisergewänder unter der Lupe – Methoden und Ergebnisse der aktuellen Forschungen“ wird vom 25. September bis 10. Januar gezeigt.
Die Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag zwischen 10 und 17 Uhr. Am 24./25. und 31. Dezember 2020 ist das Museum geschlossen.