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chtenfels/Kronach
Alter Schwede, da ist dem Festivalteam des Jugend- und Kulturtreffs „Struwwelpeter“ ein besonderer Coup gelungen! Ein Triple-Headliner, wie es in der Fachsprache der Konzertveranstalter heißt, lässt bei „Die Festung rockt“ am 31. Mai 2025 ab 12 Uhr die Mauern der Festung Rosenberg erbeben. „Wir habe es geschafft, mit den Altpunkern von ,Betontod‘, den Punkrockern von ,Team Scheisse‘ und der Metalcoreformation ,Annisokay‘ drei Gruppen gleicher Größenordnung zu verpflichten, die eines gemeinsam haben: Sie sind Stammgäste in den deutschen Albumhitparaden“, sagt der Leiter der Einrichtung, Samuel Rauch aus Bad Staffelstein.
Die Gruppe „Betontod“ schaffte es in ihrer 34-jährigen Bandgeschichte sogar mit vier Alben in die Top-Ten der Deutschen Charts. Den Gedanken, dass man sich dadurch mehr Publikum erhoffe, nachdem das jüngste Festival einen leichten Besucherrückgang zu verzeichnen hatte, weist Rauch zurück. Der Sozialpädagoge findet 2000 Besucher immer noch gut. Nach sieben mit bis zu 2800 Besuchern ausverkauften Festivalausgaben habe diesmal das extrem schlechte Wetter den Last-Minute-Verkauf verhagelt.
Einmalige Chance
Man solle nicht so viel in das Programm hineininterpretieren, findet der Bad Staffelsteiner. Stattdessen sei es so gelaufen: „Man hat eine große Liste an tollen Wunschbands, klappert die nach und nach ab, kassiert dabei eine Absage nach der anderen und wenn das, was am Ende rauskommt top ist, freut man sich. Der Triple-Headliner hat sich einfach ergeben. Es gab die Chance, drei in der Punk- und Metalszene relativ bekannte Bands zu besuchen und dann haben wir das gemacht.“ Eigentlich müsste man von einem Quartett sprechen, denn mit der Aachener Post-Hardcore-Band „Fjørt“ wurde eine weitere Topformation verpflichtet, die mit ihrem aktuellen Album „Nichts“ Platz acht der deutschen Hitlisten erreichte. Insgesamt 14 Ensembles werden auftreten (Infobox).
Beim Freiluftspektakel auf Kronachs Festung wird alle Jahre wieder von Fans und Bands das Hohelied auf Respekt und Toleranz gesungen. In diesem Jahr gesellt sich der Gedanke der Inklusion hinzu. Die Wohnheim-Gruppe der Lebenshilfe Kronach, die „Horst-Frenzel-Band“, eröffnet das Festival auf der Hauptbühne. Was hat die Veranstalter dazu bewogen, Akteure mit geistiger Beeinträchtigung auftreten zu lassen? „Der ,Struwwelpeter Kronach‘ als Veranstalter ist eine soziale Einrichtung und so denken wir immer auch inklusiv. Eine Ehrenamtliche aus dem Festivalteam arbeitet bei der Lebenshilfe und so wurde die Idee geboren.“ Die Gruppe, die sich aus Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sowie Bewohnern und Bewohnerinnen des „Horst-Frenzel-Hauses“ zusammensetzt, eines Wohnheimes der Lebenshilfe Kronach, eröffnet das Freiluftspektakel um 12.20 Uhr mit Rock- und Popsongs aus eigener Feder. Ob behindert oder nicht – alle Mitglieder vereint die Liebe zur Musik. Wie heißt es doch so schön in einem ihrer Songs: „Wir singen unsere Lieder aus Liebe zur Musik und wenn ein Ton nicht richtig sitzt, macht uns das wirklich nichts!“
Neben dem Open-Air-Spektakel für die Besucher wird „Die Festung Rockt“ auch wieder ein kulturpädagogisches Projekt: Über 100 ehrenamtliche Jugendliche aus der Region helfen beim Festival mit. 35 davon engagieren sich im ehrenamtlichen „Festivalteam“, das ein Jahr lang das Open Air in allen Details plant und zusammen mit der Leitung des Struwwelpeter gestaltet. Von dem ehrenamtlichen Engagement profitieren nicht nur die Musikfreaks aus nah und fern, sondern auch die jungen Leute, die sich tatkräftig einbringen. Ein entscheidender Punkt ist für Rauch die Selbstwirksamkeit, die sie aus ihrer uneigennützigen Arbeit ziehen. „Es geht um das Gefühl, die eigene Umgebung und Lebenswelt selbst verändern und gestalten zu können und Kultur nicht nur zu konsumieren, sondern selbst aktiv an einer großen Veranstaltung mitzuwirken“, sagt er.
Der Vorverkauf hatte begonnen, als noch keine Band verpflichtet war. Das hielt viele Fans nicht davon ab, sich Karten zu besorgen, was Rauch besonders freut. „Das liegt daran, dass wir ein treues Publikum haben und für viele ,Die Festung Rockt' einfach jedes Jahr dazu gehört.“
Die Festung rockt Bands: „Betontod“ (Punk/Rheinberg), „Team Scheisse“ (Punk/Bremen), „Annisokay“ (Metalcore/Halle an der Saale), „Fjørt“ (Post-Hardcore/Aachen), „Butterwegge“ (Punk/Reggae/Ska/Duisburg), „Shoreline“ (Emo-Punk und Hardcore/Münster), „Powder For Pigeons“ (Power-Rock-Duo aus Australien und Deutschland), „No Face No Case“ (Hardcore, Rap und Techno/Prag), „Peace Of Mind“ (Hardcore/Sonneberg), „Bury A Phoenix“ (Alternative Metal/Neuses am Main), „12 Years Of Silence“ (Metal/Probstzella), „Grave Dogger“ (Metal/Lichtenfels/Kronach/Coburg), „Flausen“ (Akustik-Punk/Lichtenfels), „Horst Frenzel Band“ der Lebenshilfe Kronach. Karten gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen, die auch auf der Homepage www.diefestungrockt.de zu finden sind oder online bei Eventim oder Reservix. Exklusiv im Struwwelpeter Kronach sind außerdem noch einige Jugendtickets erhältlich für Jugendliche aus dem Landkreis Kronach zwischen 14 und 17 Jahren. Zelten: Campingtickets gibt es nur online. Sie gelten für zwei Übernachtungen und alle Fahrzeuge, die mitgebracht werden. Weitere Infos: www.diefestungrockt.de