Sicher hat Asterix wohl niemals seinen Freund Obelix „alder Lumbes“ genannt. Der Inhalt des oberfränkischen Kosewortes ist vermutlich aber der Gleiche. Mit viel Gespür für die Historie, das besondere Verhältnis zwischen Gallien und Rom sowie die Beziehung zwischen den Akteuren hat der Kulmbacher Stefan Eichner, Künstlername „Das Eich“, den Comic „Dunnerkeil – Asterix auf Oberfrängisch“ in die Welt gesetzt. Dass diese besondere Übersetzung des Klassikers „Asterix als Gladiator“ weit über die Grenzen „unseres Galliens“ gelesen wird, zeigt sich daran, dass schon die erste Auflage kurz nach ihrer Erscheinung im Frühjahr restlos vergriffen war.
„Das sprengt alle Erwartungen“, freut sich der Künstler. Die zweite Auflage gehe auch schon zur Neige.
Ein Spaß für „Frangn“ und „Neigschmeggda“
Kein Wunder: Wer den Oberfrangn, äh den Galliern, etwas raubt, muss mit geballter, gemeinschaftlicher Gegenwehr rechnen. Das kennen die Frangn und „Neigschmeggda“, die Handlung ist also vertraut: Caligula Alavacomgetepus, römischer Präfekt Galliens, möchte Julius Cäsar einen der unbesiegbaren Gallier zum Geschenk machen. Legionären gelingt es im Wald den Barden Troubadix einzufangen, der daraufhin nach Rom gebracht wird. Die Bewohner des Dorfes kommen zu spät. Klar, dass Asterix und Obelix losgeschickt werden, um Troubadix zurückzuholen. Ja, und dann…

„Bräfeggd Dampfus Plauderus“ und Julius Cäsar, der „Alde Schlagg“
…dann gibt es neben allerlei Hieben für die Römer und Herausforderungen für die Gallier einen ganz besonderen Humor: Schon auf den ersten Seiten sorgt der „Bräfeggd Dampfus Plauderus“ für Lacher, der „Alde Schlagg“, der Cäsar „an Fresskorb mid aweng an Zwedschgenbaames, Broodwärschd, Bressagg und dazu a Schlengerla zambaggn“ will.
„Ich habe nicht jede Sprechblase eins zu eins übersetzt“, verrät Stefan Eichner, Komiker und Musikkabarettist, im Interview. „Mein eigener Humor spiegelt sich natürlich auch darin wieder.“ Die Geschichten um Asterix und Obelix haben den Kulmbacher schon durch seine eigene Kindheit begleitet. Doch erst 2018 erhielten sie einen Bezug zu seiner Heimat Oberfranken: Während einer Grönland-Reise erfuhr Stefan Eichner von seinem Leipziger Kollegen Thomas Nicolai, dass dieser derzeit an einer Version von „Asterix als Gladiator“ in Leipziger Mundart arbeitete. Schnell war die Idee für den „Dunnerkeil“ geboren, blieb dann aber erstmal zwei Jahre liegen, bis Stefan Eichner im September 2021 von seinem Manager den entscheidenden Anstoß bekam.
Dann folgten lange Abende und kurze Nächte: „Oft habe ich mich von 22 bis zwei Uhr nachts in meiner Dichterstube verkrochen und bin richtig in die Geschichte eingetaucht“, verrät der Autor.
„Sagt Wörter, die euch nicht gleich klar sind, auch mal in einzelnen Buchstaben laut und lasst euch von den anderen Menschen im Raum helfen.“
Lesetipp von Stefan Eichner, Autor
So lange dauert es für die Leserin und den Leser zwar nicht, bis man den Zugang zu diesem ganz besonderen Dialekt gefunden hat, doch Konzentration ist unabdingbar. Eine Möglichkeit ist es, die sprachliche Kurzanleitung zu Beginn des Comics zu studieren: Sie verrät etwa, dass die harten Konsonanten p, k oder t im Fränkischen eher unwichtig sind. Auffällig ist auch das aus dem Schwedischen bekannte Å, die Mitte zwischen A und O. Diesen Laut gibt es laut Eichner nämlich auch in unserer Region.
Ein anderer Zugang gelingt durch Vorstellungskraft. Der Tipp unserer Redakteurin: Stellt euch die älteste und am tiefsten in einem „oberfrängischn Kaff“ verwurzelte Person vor, die ihr kennt. Lehnt euch im Sessel zurück und versucht die Sprechblasen mit seiner Stimme zu lesen. „Sagt Wörter, die euch nicht gleich klar sind, auch mal in einzelnen Buchstaben laut und lasst euch von den anderen Menschen im Raum helfen“, fügt Stefan Eichner an.
Seine Herausforderung bestand nämlich auch in der Komplexität unserer Region: Dass Oberfranken nicht gleich Oberfranken ist, wissen am besten die Einheimischen. Ein Coburger beispielsweise ist schließlich ganz anders als ein Kronacher, in Kulmbach spricht man anders als in Lichtenfels, weiß unsere Redakteurin. Gleich zu Beginn stellt das Stefan Eichner klar und bemüht sich, den Asterix-Band so universell wie möglich zu halten. Natürlich scheint seine Kulmbacher Herkunft durch, so tauchen einzelne Formulierungen auf, die wohl nur Einheimische restlos verstehen.

Handy weglegen und Konzentration an
Ganz bewusst wollte Stefan Eichner jedoch einen Comic schaffen, auf den man sich konzentrieren muss. „Gerade in unserer Multi-Tasking-Zeit ist es wichtig, dass wir uns mal hinsetzen, das Handy weglegen und uns nur mit einer Sache beschäftigen.“ Wem das nicht gelingt, werde sicherlich nur die Hälfte an Spaß beim Lesen haben.
So soll es vermutlich auch beim nächsten Band der Asterix-Übersetzung sein. Kundinnen und Kunden können sich auf einen zweiten Band freuen, der voraussichtlich im Frühjahr 2023 erscheinen wird. Welcher Titel das sein wird, bleibt noch geheim. Verlegt von der Egmont Ehapa Media GmbH sind bislang mehr 60 Mundart-Bände der Asterix-Abenteuer. Die Geschichte entspringt Rene Goscinny, die gelungene Illustration ist Albert Uderzo zu verdanken.
Informationen zu Stefan Eichner sowie seinen Lesungs-Terminen unter www.daseich.de.
Asterix Mundart Oberfränkisch I: Dunnerkeil. ISBN-13: 978-3770403189.