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LICHTENFELS: Tobias Hohner: Eine Galerie für alle in Lichtenfels

LICHTENFELS

Tobias Hohner: Eine Galerie für alle in Lichtenfels

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    Früher malte Tobias Hohner Bilder in knalligen Farben – heute sind es schwarz-weiße Gemälde: Dieses Bild ist ein Mix von 2019. Zu dieser Zeit begann die Veränderung, die laut Hohner auch eine „innere Wandlung“ war.
    Früher malte Tobias Hohner Bilder in knalligen Farben – heute sind es schwarz-weiße Gemälde: Dieses Bild ist ein Mix von 2019. Zu dieser Zeit begann die Veränderung, die laut Hohner auch eine „innere Wandlung“ war.
    Nicht mal zwei Minuten braucht Tobias Hohner, um die Comic-Figur zu zeichnen, mit der alles anfing: Super-Siggi.
    Nicht mal zwei Minuten braucht Tobias Hohner, um die Comic-Figur zu zeichnen, mit der alles anfing: Super-Siggi.

    Tobias Hohner zückt einen Kugelschreiber und zeichnet Konturen auf ein weißes Papier. Nicht einmal zwei Minuten dauert es und eine lachende Figur mit Glatze, Knollnase und Umhang streckt beide Arme von sich, so als wolle sie davonfliegen. „Super Siggi“ steht darüber. In der Unterstufe hat Tobias Hohner Zeichentrickfiguren gemalt und die Bilder für zwei Euro auf dem Schulhof gekauft. Heute stellt der 30-Jährige in Mailand, Rom, Florenz aus – und im September hat er seine eigene Galerie in Lichtenfels eröffnet. Doch bis dahin war es ein Weg voller Hürden.

    Von knallig zu schwarz-weiß

    Tobias Hohner in seiner Galerie, die auch ein Showroom für Möbel ist.
    Tobias Hohner in seiner Galerie, die auch ein Showroom für Möbel ist.

    Mit Käppi, Hemd und Brille steht Tobias Hohner in seiner Galerie in der Hirtenstraße, knapp 200 Quadratmeter. Auf der Fläche zwischen den Wänden reihen sich bunte Stühle und Tische. Die Galerie ist gleichzeitig ein Showroom für Möbel aus dem Möbelhaus seines Vaters, für das Tobias Hoher nebenbei arbeitet. Links und rechts hängen schwarz-weiße Gemälde im Großformat – James Dean, wie er sich eine Zigarette anzündet, Frauen, Bars. „Meine Werke sind nicht bedeutungsschwanger. Ich mag es nicht, wenn man ein grünes und ein blaues Dreieck auf der Leinwand sieht, alle davorstehen und die 'Dekadenz der Gesellschaft' rein interpretieren.“ Hohners Werke sind „fotorealistisch“. Porträts, Städte, Stillleben.

    „Entweder fotografiere ich selber oder nehme Bilder von Fotografen als Vorlage“, erzählt er. Früher malte er mit knalligen Farben, die Affinität hin zu Schwarz-weiß sei auch eine innere Wandlung gewesen.

    Tobias Hohner zeichnet "Super-Siggi" in seiner Galerie.
    Tobias Hohner zeichnet "Super-Siggi" in seiner Galerie.

    Geknickt, traurig, frustriert habe er sich oft gefühlt, nachdem er Galerien seine Bilder angeboten hatte. Wenn sie interessiert waren, sei häufig die Frage gekommen, ob er Kunst studiert habe. Da er Germanistik und Anglistik in Bamberg studiert hatte, verneinte er. „Und damit kassierte ich eine Absage. Ich dachte immer, es käme auf die Bilder und nicht auf den akademischen Werdegang an. Sonst könnte ich doch groß den Lebenslauf aufhängen und klein das Bild.

    Hohner hatte das Gefühl, man wolle keine „Hobby-Künstler“ ausstellen lassen. „Ich möchte aber doch Bilder betrachten, bei denen ich erkenne, dass der Künstler begeistert war. Darunter gibt es eben auch Autodidakten wie mich. Ich bin enttäuscht, dass man hier in Deutschland so engstirnig ist.“ In Italien sei das anders, weiß er aus eigener Erfahrung.

    „Die Galerie soll eine Plattform für Kunstschaffende, Kunst- und Möbel-Interessierte werden.“

    Es war 2019, als ein Galerist aus Italien auf ein Bild von Tobias Hohner im sozialen Netzwerk „Instagram“ stößt und den Redwitzer anschreibt: Er wolle fünf Bilder von ihm in der Roccart-Gallery in Florenz ausstellen. „Ich habe zuerst gedacht, das sei ein Fake“, sagt Hohner. Er recherchiert und erkennt: Das ist kein Fake, das ist seine Chance.

    Tobias Hohner beginnt zu malen „wie ein Wahnsinniger“, erzählt er. Im Februar 2020 reist er mit seiner Schwester und Freunden zur Vernissage nach Florenz. „Ich hätte die Zeit meines Lebens haben sollen“, wird Hohner später sagen. „Stattdessen ging‘s vom Himmel direkt in die Hölle.“

    Völlig apathisch sei er bei der Eröffnung dagestanden und habe kein Wort rausbekommen. Der damals 26-Jährige entwickelt zu dieser Zeit Ticks, pfeift, schmatzt, schnalzt mit den Fingern, bekommt Psychosen, Halluzinationen und letztlich die Diagnose: Schizophrenie.

    Schreiben um Aufzuklären

    Tobias Hohner leidet, aber lässt sich nicht unterkriegen. Er fängt an zu schreiben, um über die Krankheit aufzuklären. Ein Jahr und 150 Seiten später kommt das Buch auf den Markt: „Die Florenzgeschichte. Wie ich die Schizophrenie besiegte.“ Heute gehe es ihm gut. „Zeichnen ist meditativ für mich. Ich blende dabei alles aus.“ Mit der Galerie in der Hirtenstraße habe er nun sein „Herzensprojekt“ umgesetzt.

    Die beiden Bilder, die auf dem Handy zu sehen sind, stellt der Künstler derzeit in Florenz aus. Die Gemälde im Hintergrund hängen in seiner Galerie in der Hirtenstraße.
    Die beiden Bilder, die auf dem Handy zu sehen sind, stellt der Künstler derzeit in Florenz aus. Die Gemälde im Hintergrund hängen in seiner Galerie in der Hirtenstraße.

    Live-Paintings

    In der Mitte der Galerie ist aus Paletten eine Bühne gebaut. Hier sollen Live-Paintings stattfinden, bei denen der Künstler vor Publikum malt und die Zuschauer miterleben können, wie ein Acryl-Gemälde entsteht. Das nächste Live-Painting ist Anfang November, während des Lichtenfelser Herbstmarktes, in der Hirtenstraße 9 geplant. „Auch andere Künstlerinnen und Künstler sind zum Malen und Ausstellen eingeladen“, beschreibt Hohner seine Idee. „Die Galerie soll eine Plattform für Kunstschaffende, Kunst- und Möbel-Interessierte werden.“ Eine Galerie für alle. Und für Künstler eine Chance, die Tobias Hohner nie hatte.

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