„Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“: Dieses alte Redensart machten sich die Mistelfelder Wallfahrer zu eigen und zogen coronabedingt mit vier Wochen Verspätung zur Wallfahrtskirche nach Gößweinstein. Einen herzlichen Empfang bereiteten die Angehörigen und Mistelfelder den 30 Teilnehmern der dreitägigen Wallfahrt, die die Pfarrei Mistelfeld und Klosterlangheim bereits zum 173. Mal veranstaltet.

Nach einem kurzen Wortgottesdienst startete ging es am Freitag gegen 4.30 Uhr auf nach Gößweinstein. Der Pilgerweg führt traditionell über Klosterlangheim, Lahm, Eichig und Bojendorf nach Kleinziegenfeld. Dank der guten Inzidenzwerte konnte nach rund 16 Kilometern wie gewohnt in der dortigen Gastwirtschaft eine Frühstückspause eingelegt wurden. Über Wotzendorf, Eichenhüll und Krögelhof ging es nach Hollfeld, wo das Mittagsessen eingenommen wurde. Der Weg führt weiter nach Stechendorf und zur Einkehr in Nankendorf bevor am frühen Abend das Etappenziel Waischenfeld erreicht wurde.
Zwei Stunden mehr Schlaf waren willkommen

Den Wallfahrern kam es aufgrund der wechselhaften Witterung und den damit verbunden Strapazen am Freitag ganz recht, etwas länger schlafen zu können. Denn anders als gewohnt um 4 Uhr machten sich die Pilger erst gegen 6 Uhr auf den Fußmarsch nach Gößweinstein, wo sie mit weithin hörbarem Glockengeläut empfangen wurden. Hier wurde um 9 Uhr der Wallfahrergottesdienst gehalten. Natürlich war auch eine stattliche Anzahl ehemaliger Wallfahrer und Angehörige in die Basilika gekommen, um das Amt mitzufeiern. Im Anschluss wurde gemeinsam hoch über Gößweinstein der Kreuzweg gebetet. Am frühen Nachmittag wurde schließlich der Rückweg nach Waischenfeld angetreten.
Dennoch war die Pandemie ein ständiger Begleiter

Natürlich ist eine solche Wallfahrt nicht ohne ein durchdachtes Hygienekonzept möglich, welches vom Wallfahrtsführer Thomas Hiller und seinem Stellvertreter Jürgen Panzer ausgearbeitet wurde. Jeder Teilnehmer musste täglich durch einen Schnelltest nachweisen, dass er negativ ist. Auch Geimpfte und vollständig Genesene unterzogen sich teilweise den Tests, um ihre Solidarität zu zeigen. In Waischenfeld standen die Malteser an zwei Tagen für die Testreihe zur Verfügung, damit die Überprüfung schnell und reibungslos klappt. Die Wallfahrt war mit der Diözese Bamberg und dem Landratsamt Lichtenfels abgestimmt und auf maximal 50 Personen begrenzt. Es wurde auch so gut wie möglich auf den Abstand von 1,5 Meter geachtet.
Am Sonntag wurde um 4 Uhr der Heimweg angetreten. Nach der kurzen Nacht ging es den direkten Weg nach Hollfeld, um dort in der Stadtpfarrkirche den Sonntagsgottesdienst feiern zu können. Pfarrer Bernhard Simon hat zum letzten Mal seine „Mistelfelder“ begrüßt, denn er geht im Herbst dieses Jahres in den Ruhestand. Am Sonntagabend erreichten die 30 Pilger schließlich Mistelfeld, wo sie von Angehörigen mit Blumensträußen empfangen wurden. Pfarrer Henryk Chelkowski dankte allen Teilnehmern, die alle die Anstrengungen auf sich genommen haben. „Ihr habt für euch, eure Familien und die ganze Pfarrgemeinde gebetet und eure Anliegen der Dreifaltigkeit anvertraut.“ Mit dem sakramentalen Segen und dem Abendlied „Leise singt der Abend nieder“ fand die Wallfahrt einen würdigen Abschluss.
Natürlich war auch die Leuchsentaler Blasmusik wieder dabei
Begleitet wurde die Wallfahrt wie alle Jahre von einer Abordnung der Leuchsentaler Blasmusik. Die neun Wallfahrtsmusiker unter der Leitung von Karlheinz Kerner unterstützen die wackeren Pilger bei ihrem Gesang. Aber auch durch schöne Choräle vor den Gotteshäusern wurde das „Ankommen“ untermalt. So durfte auch, wie es schon seit Jahrzehnten Tradition ist, bei der Ankunft in Gößweinstein der Choral „Ich bete an die Macht der Liebe“ nicht fehlen. Die Wallfahrer waren sichtlich gerührt und erleichtert zugleich, war doch die Hälfte des rund 106 Kilometer langen Pilgerweges bereits geschafft. Die Musiker sorgten auch bei einem fränkischen Abend am Samstag in Waischenfeld für allerlei Stimmung bei den Wallfahrern.
Natascha Mahr (Wallfahrtsmusikerin) und Alwin Fischer (Fahrer für Transportfahrzeug) haben in diesem Jahr das 10. Mal an der Wallfahrt teilgenommen. Beide wurden für ihr Engagement mit Urkunde und Blumenstrauß geehrt.
„Auch eine kleine Wallfahrt kann schön sein!“, musste Wallfahrtsführer Thomas Hiller feststellen, obwohl vieles aufgrund der Einschränkungen anders war als gewohnt. Er lobte insbesondere den familiären und freundschaftlichen Umgang der Teilnehmer. In dieselbe Kerbe schlägt auch Stefan Gagel, der in diesem Jahr das dritte Mal bei diesem Pilgerweg dabei war: „Eine Wallfahrt ist ein wunderschönes Gemeinschaftserlebnis, da man mit Freunden und Gleichgesinnten unterwegs ist. Es wird gemeinsam gebetet und gesungen, und am Abend auch gemeinsam gefeiert.“