In der Region sind für das kommende Wochenende und am Faschingsdienstag einige Umzüge mit kreativ geschmückten Wägen und gut aufgelegten Fußgruppen durch die Städte und Gemeinden geplant. Die Faschingsumzüge in Weismain, Ebensfeld, Kleukheim, Reundorf und Michelau beispielsweise ziehen Jahr für Jahr zahlreiche Besucherinnen und Besucher an, die gesellige und lustige Stunden miteinander verbringen wollen.
Doch auf all der Vorfreude liegt dieser Tage ein dunkler Schatten. Bei der schrecklichen Gewalttat in München, bei der ein Afghane mit seinem Mini-Cooper in einen Gewerkschafts-Demonstrationszug rauschte, wurden zahlreiche Menschen verletzt. Eine Mutter und ihr Kind erlagen ihren Verletzungen im Krankenhaus. Ein tragisches Ereignis, dem Gewalttaten durch Messerangriffe in Solingen und Aschaffenburg sowie ein weiterer Fall eines Mannes, der in eine Menschenmenge auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt fuhr, vorausgingen.
Sicherheitskonzepte überdacht
Außer Frage, dass diese schlimmen Taten Entscheider und Organisatoren in anderen Städten und Gemeinden zum Nachdenken anregen. Denn natürlich möchte man der Tradition nachkommen und den Menschen einen tollen Faschingszug bieten. Jedoch verstärken vielerorts die Verantwortlichen ihre Sicherheitsmaßnahmen, wie die Redaktion rund zwei Wochen vor dem Faschingswochenende erfährt.
Die Karnevalisten aus Kleukheim und Ebensfeld trafen sich mit Beamten der Polizei im Rathaus Ebensfeld, um sich abzusprechen. Gemeinsam habe man erarbeitet, dass aufgrund der Vorfälle Straßen, die in die Route des Festzugs der Ebensfelder Karnevals Gesellschaft einmünden, abgesperrt werden sollen. Das sagt Bürgermeister Bernhard Storath nach dem Vor-Ort-Termin dieser Redaktion auf Nachfrage.
Bei den Absperrungen müsse aber sichergestellt werden, dass die Blockaden „mobil“ sind, damit im Ernstfall schnell und unkompliziert Rettungswege freigemacht werden können, erinnert Storath. Deswegen sollen jene Straßen mit Polizeifahrzeugen und Traktoren zugestellt werden, die schnell wegbewegt sind, damit Notarzt und Sanitäter passieren können.
Für Kleukheim ist diese Lösung ebenfalls vorgesehen, sagt Mit-Organisator Thomas Krauß vom Faschingskomitee Kleukheim. Auch er betont: „Die Blockaden müssen beweglich sein. Die Variante, Hindernisse versetzt zu stellen, ist aufgrund der zu geringen Straßenbreite nicht möglich.“
Am Sonntag, 2. März, findet im Kelbachgrund wieder der größte Umzug im Landkreis Lichtenfels statt – auch wenn laut Krauß im Internet Gerüchte gestreut werden. „Dann heißt es, man habe gehört, dass nichts ist, aber das ist falsch“, stellt er klar.
Im Team arbeite man eng mit der Gemeinde und den Polizeibeamten zusammen und habe auch am selben Tag, an dem das Treffen im Rathaus stattgefunden hat, eine interne Team-Besprechung nachgezogen. Konkret handelt es sich laut Krauß um die Einmündungen der Straßen, die von Kümmel, Oberleiterbach, Schweisdorf, Peusenhof und Prächting kommen.
Keine 100-Prozent-Garantie
Auch Rainer Hetzel von der Ebensfelder Karnevals Gesellschaft berichtet von einer gut abgestimmten Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung, der Polizei und der Ebensfelder Feuerwehr. Es werden ihm zufolge am Faschingsdienstag, 4. März, noch zusätzliche Fahrzeuge die Strecke absichern, um den Anforderungen gerecht zu werden.
„Der Faschingsdienstag ist ein unverzichtbarer Teil unseres Brauchtums. Wir möchten den Fasching auch in herausfordernden Zeiten feiern und zeigen, dass wir zusammenstehen“, so Hetzel weiter. Man möchte „alles tun, um die Sicherheit zu gewährleisten, aber letztlich muss jeder Teilnehmer und Besucher selbst entscheiden, ob er am Zug teilnehmen möchte“.
Auch etwas weiter nördlich im Landkreis ist man durch „die Vorkommnisse in anderen Städten entsprechend sensibilisiert“: In Michelau soll laut einem Verwaltungsmitarbeiter je nach Verfügbarkeit die Polizei mit zwei bis drei Streifen vor Ort sein. Um den Faschingsumzug zu sichern ist vorgesehen, am Ende ein großes Fahrzeug, wie einen Traktor, und ein Einsatzfahrzeug der Polizei sowie vorneweg ein weiteres Fahrzeug fahren zu lassen.
Die Zufahrtstraßen werden durch den gemeindlichen Bauhof mit Barken gesperrt und die Sperren entsprechend beschildert. In Michelau erstreckt sich die Umzugsroute vom Anger über die Straßen Plärrer, Kirchplatz, Bachstraße, Alte Poststraße, Schillerstraße und die Neuenseer Straße zurück zum Kirchplatz entlang der Schneyer Straße, der Lahmstraße und Dr.-Martin-Luther-Straße. Vom Kirchplatz geht es über den Plärrer zurück zum Anger. Um auffällige Stellen abzusichern, werde die Freiwillige Feuerwehr mit insgesamt drei Fahrzeugen vor Ort sein und Bauhofmitarbeiter zusätzlich mit einem Fahrzeug.
Zusätzliche Vorkehrungen
Auch knappe 20 Kilometer entfernt in der Faschingshochburg Weismain laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Wie anderswo will man auch hier mit einem ausgeklügelten Konzept die Sicherheit der Zugteilnehmer und der Besucher am Faschingssonntag gewährleisten.
„Aufgrund der zahlreichen Vorfälle in der Vergangenheit und einer Information des Landratsamtes in Lichtenfels werden in Weismain in diesem Jahr die Zugteilnehmer und das Publikum durch dynamische und statische Absperrmaßnahmen für die Dauer des Umzuges und der sich anschließenden Faschingsveranstaltung auf unserem Marktplatz geschützt“, schreibt Jurastadt-Bürgermeister Michael Zapf der Redaktion.
Im Detail bedeute dies, dass mehrere Fahrzeuge und Kollegen des städtischen Bauhofes alle Zufahrten entlang der Route mit Fahrzeugen und Betonlegosteinen absichern. Weiterhin ist sichergestellt, dass die gesperrten Zufahrten für Rettungs- und Polizeifahrzeuge zu jeder Zeit zügig geöffnet werden können. Der Umzug in Weismain erstreckt sich wie jedes Jahr nach der Aufstellung in der Häfnergasse über die Jahnstraße bis zum Markt.
In der Stadtverwaltung hat man sich laut Zapf eingehend mit dem Thema befasst: „Nach einer Grundsatzbesprechung und anschließender Begehung wurde unter Absprache mit dem Bauhof, dem für den Umzug verantwortlichen Kollegen und der Feuerwehr durch unser technisches Bauamt ein praktikables Sicherheitskonzept erarbeitet, welches der Polizei im Anschluss vorgestellt wurde.“
Nachdem sich alle Beteiligten einig waren, dass mit diesem Konzept der Faschingsumzug und die anschließende Faschingsveranstaltung bestmöglich abgesichert werden können, gelte es nun, die Detail-Einweisungen für das eingesetzte Personal zu veranlassen.
Änderungen zu den Vorjahren gibt es auch. Bisher sei nur die Polizei vor und hinter dem Faschingszug gefahren, zudem wurde die Veranstaltung danach durch Barken und Verkehrsschilder gesperrt. Verstärkte Sicherheitsmaßnahmen wie in diesem Jahr gab es nicht, erklärt Zapf.