Einheimische, selbst gesammelte Flechtmaterialien können sehr schöne und interessante Farbkompositionen zeigen. Blätter der Rohrpflanze mit ihrem fantastisch frischen Grün und dunkle Pestwurz-Stiele, kombiniert mit Weide und den klassischen Verarbeitungstechniken ergeben einen runden Korb, der aussieht „wie gestrickt“. Die „Sommerakademie Flechten“ fand jüngst an der staatlichen Berufsfachschule für Flechtwerk-Gestaltung statt und begeisterte ihre Teilnehmer.
Gestalten und Experimentieren
„Flechten ist eine Kunst, die fasziniert, und ein Handwerk, das erlernbar ist“, erklärt Flechterin Monika Engelhardt, Leiterin der Sommerakademie. Bereits zum achten Mal kamen Teilnehmer aus allen Bundesländern, aus der Schweiz, Österreich, Frankreich und Polen nach Lichtenfels, um an zwei bis vier Tagen gemeinsam zu flechten.
Flechtwerk-Gestalter und Korbmacher-Meister vermitteln flechterische Kenntnisse mit den verschiedensten Materialien. Dabei bieten sie künstlerische und experimentelle Entwicklungsmöglichkeiten auf hohem handwerklichem und gestalterischem Niveau.
Immer auf Augenhöhe
„Die Sommerakademie soll die Schule und das Handwerk bekannter machen und Laien und Profis die Möglichkeit geben, ins Flechthandwerk hineinzuschnuppern beziehungsweise. sich weiterzubilden“, so Engelhardt. Diese besondere Mischung der Teilnehmer mache die Workshops aus. „Gestandene Kollegen, die einfach ganz neue Techniken erlernen wollen, melden sich hier zu den Kursen an. Dann gibt es aber auch die Laien, die zum ersten Mal reinschauen. Profis und Laien begegnen sich dabei aber immer auf Augenhöhe.“

Ein reiches Programm zusammenzustellen, ist daher eine spannende Aufgabe. Die diesjährigen Dozentinnen Rita Baker aus Neuseeland, Maja Hochuli aus der Schweiz und die Flechterinnen Gundel Liebmann, Silke Seibt und Lore Wild sorgen gemeinsam für ein spannendes und abwechslungsreiches Wochenende.
Verschiedene Motivationen
Aus dem breit aufgestellten Kursprogramm wird ganz unterschiedlich gewählt. „Manche wollen Technik lernen oder zu bestimmten Dozenten. Manche wollen lieber neues Material kennenlernen. Und manchen gefällt einfach das Objekt. Da sind die Motivationen ganz verschieden“, sagt Engelhardt.
Viele Teilnehmer sind nicht zum ersten Mal dabei. „Für viele ist es ein fester Termin“, erklärt die Flechterin. Die Sommerakademie findet immer am ersten Wochenende der bayerischen Ferien statt, und das bereits seit zehn Jahren. Nur während Corona musste für zwei Jahre pausiert werden.

„Das berührt die Teilnehmer richtig in der Seele, diese familiäre Atmosphäre.“
„Wir sind eine Art Sommerakademie-Familie hier. Viele freiwillige Helfer sind vor Ort, um zum Beispiel die Teilnehmer zu bekochen und enge persönliche Kontakte werden geknüpft. Das berührt die Teilnehmer richtig in der Seele, diese familiäre Atmosphäre“, schwärmt Engelhardt.
Kraft, Konzentration, Köpfchen
„Ich freue mich wahnsinnig, jedes Jahr wieder etwas Neues zu lernen und auch auf die schöne Atmosphäre hier“, berichtet Renate. Sie ist bereits zum sechsten Mal zu Gast und reist dafür sogar aus der Schweiz an.
Im Kurs wird aus geschälter Weide ein ovaler Wäschekorb entstehen. Das Arbeiten mit weißer Weide erfordert allerdings viel Kraft und Geschick. Käthe, die zum ersten Mal dabei ist, bekommt dies sehr zu spüren und verkündet lachend: „Ich bin ganz begeistert. Allerdings hab‘ ich auch ein bisschen Muskelkater in den Händen, weil es doch eine echt sehr anstrengende und schwere Arbeit ist. Es sind einfach so Bewegungen, die man sonst nie macht. … Ich finde es durchaus fordernd, aber nicht überfordernd.“

Für Körper und Geist
In einem weiteren Kurs werden Hänge-Ampeln aus verzinktem Eisendraht geflochten, in die ein Glas-Windlicht eingebettet wird. Dieser Kurs ist für Anfänger besonders gut geeignet, da sich der Draht leichter flechten lässt.
Teilnehmerin Susanne kommt seit 2014 aus Hessen nach Lichtenfels und schätzt die Handwerkstechnik sehr. „Man sieht am Ende, was man geschaffen hat. Außerdem kann ich sagen, dass es wirklich Körper und Geist guttut.“.
Flechten der Maori
Auch eine intensive Einführung in das Flechten der Maori wird geboten. Die Geschichte des Flechtens wird ebenso angeschnitten wie die verschiedenen Pflanzen beschrieben werden, die zum Flechten oder natürlichen Färben benutzt werden. Der verwendete Neuseeländer Flachs wurde direkt in Neuseeland geerntet, vorbereitet und direkt von dort mitgebracht. „Diese Technik ist eigentlich was ganz Ursprüngliches. Schon Urvölker haben Naturfasern verzwirnt, um sich daraus einfache Gefäße zu machen“, erklärt Engelhardt.

Weitere Kurse bearbeiten katalanischen Boden und Zwirntechnik, Taschen mit Muster, runde Weidenkörbe, Schalen und individuelle Objekte aus Draht sowie Wulstwickeln mit Stroh für Brotback-Schalen oder Bienenkörbe.
Und nächstes Jahr?
Eins ist auf jeden Fall klar: „Wer flechtbegeistert ist, kommt halt nach Lichtenfels“, fasst Engelhardt zusammen. Materialhändler für den Einkauf, Museum und Stadtschloss, all das bietet die Korbstadt den Flechtbegeisterten. Kein Wunder, dass am Ende eines jeden Wochenendes die Frage aufkommt: „Und was gibt´s nächstes Jahr?“ Lassen wir uns überraschen.
Interessierte können sich über die Website www.sommerakademie-flechten.de informieren und anmelden.