Im Rahmen des ereignisreichen Lichtenfelser Flechtsommers zeigten am Samstag fünf Flechterinnen und ein Flechter auf dem Marktplatz und am Säumarkt die vielfältigen Möglichkeiten ihres kreativen Handwerks. Das haben sie durchwegs an der Lichtenfelser Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung, der einzigen derartigen Ausbildungsstätte Europas, erlernt, wobei sich einige noch mitten in der Ausbildung befinden. Interessant dabei sind ihre teils völlig unterschiedlichen beruflichen Lebenswege.
Alina Wahrenburg aus Österreich
So ist die 21-jährige Alina Wahrenburg in Berlin geboren und lebt seit dem sechsten Lebensjahr in Österreich. Da ihre Eltern das staatliche Schulsystem nicht gut fanden, besuchte sie als Freilernerin nie eine Schule, was in Deutschland bei der bestehenden Schulpflicht nicht möglich ist. Als naturverbundener Mensch machte sie erst kürzlich eine Ausbildung zur Kräuterpädagogin.
Da sie sich bereits als Kind gerne mit handwerklichen Arbeiten beschäftigte, entschied sie sich schließlich für das Flechten und machte sich zur dreijährigen Ausbildung auf den Weg in die Deutsche Korbstadt auf. Schon nach dem ersten Lehrjahr fertigt sie mit viel Hingabe Henkelkörbe und Schalen in allen Größen aus geschälten und ungeschälten Weidenruten.
Dorothee Rentsch aus Hallstadt

Gleich neben ihr saß Dorothee Rentsch aus Hallstadt, die eine ganz andere Lebensgeschichte aufzuweisen hat. Sie war nämlich seit 1991 als Krankenschwester tätig, ehe sie in den vergangenen drei Jahren die Lichtenfelser Korbfachschule besuchte und die Ausbildung als Flechtwerkgestalterin im Juli erfolgreich abschloss. Zukünftig möchte sie zweigleisig fahren und nur mehr halbtags als Krankenschwester arbeiten und sich in der restlichen Zeit dem Flechten widmen und ein Geschäft aufbauen.
Sie hatte sehr schöne Einkaufskörbe, Wäschekörbe sowie kleinere Körbe wie Brotkörbchen dabei, fertigt aber auch gerne individuelle Sachen nach den Wünschen der Kunden. In der vielseitigen Ausbildung an der Schule habe sie auch die Nansa-Technik kennengelernt, die sich aus der Fischreusenherstellung entwickelt hat.
Milena Stuhr aus der Nähe von Kiel
Auf dem Marktplatz hatte sich vor dem Archiv der Zukunft die 22-jährige Milena Stuhr niedergelassen, die im hohen Norden in der Nähe von Kiel beheimatet ist. Sie informierte sich im Rahmen eines Praktikums an der Berufsfachschule über die Möglichkeiten des Flechtberufes und war so beeindruckt, dass sie die dreijährige Ausbildung begann und nun bereits das erste Jahr abgeschlossen hat.

Das Flechten mache ihr Spaß, da es recht vielfältig sei. Wie all die anderen Flechtschüler und Absolventen der Berufsfachschule lobt sie die gute Ausbildung: „Man beginnt mit der geschlagenen Arbeit (Körbe), gewinnt aber auch Einblicke in die Feinflechterei, den Möbelbau und das Flechten von Stühlen und Sitzflächen.“ Nach dem Abschluss möchte sie zunächst als Angestellte einer passenden Firma Berufserfahrung sammeln.
Maikah Blümlein aus Forchheim
Maikah Blümlein aus Forchheim wollte nach der Schulzeit und dem Abitur, wo es doch vor allem um die Vermittlung von theoretischem Wissen ging, in eine handwerklich-künstlerische Tätigkeit hinein schnuppern. Nach dem ersten Schuljahr an der Berufsfachschule hat sie so viel Gefallen an der abwechslungsreichen Flechtarbeit gefunden, dass sie die Ausbildung auf alle Fälle beenden möchte. Sie präsentierte den interessierten Passanten trotz eines gebrochenen Fußes mittels eines Übungsrahmens ein Stuhlgeflecht in Form eines sogenannten Wiener Geflechts, hatte aber auch verschiedene Körbe zu bieten.
Dirk Predöhl aus Gorleben

In voller Aktion konnte man auch den 30-jährigen Dirk Predöhl aus Gorleben im nordöstlichen Niedersachsen erleben, der zunächst eine Elektroausbildung gemacht hat, ehe er das Flechten als Hobby entdeckte und sich dafür immer mehr begeistern konnte, so dass er sich vor einem Jahr für eine Flechtausbildung an der Lichtenfelser Berufsfachschule entschloss. Das Arbeiten mit Weiden macht ihm sehr viel Spaß, so dass er nach Beendigung der Ausbildung eine selbstständige Tätigkeit ins Auge fasst.
Theresia Asam aus Lichtenfels
Ihre Flechtprodukte zeigte auch Theresia Asam, die bereits beim 1. Lichtenfelser Flechthandwerkermarkt vertreten war und mittlerweile ein Geschäft in Lichtenfels eröffnet hat.
Die talentierten Flechter und Flechterinnen demonstrierten der interessierten Bevölkerung die vielfältigen kreativen Möglichkeiten ihres Handwerksberufs und verwiesen gleichzeitig auf die Wichtigkeit einer optimalen Ausbildung an der Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung.