Er ist ein besonderer Künstler. Nicht nur sein Werdegang ist außergewöhnlich. Er war mal evangelischer Pfarrer, doch bereits während dieser Zeit hat er seine ersten Lieder auf fränkisch geschrieben. Inzwischen lebt er nur noch für seine Musik. Die Rede ist von Wolfgang Buck, der mit seinem fränkischen Akzent seine Zuhörerschaft immer wieder zu Lach-stürmen hinreißt, aber auch nachdenklich-poetisch sein kann.
Katastrophe, aber schön
„Fränkisch ist eine Katastrophe – aber schön!“, begann Wolfgang Buck sein Programm. „Eimbambfrei“ lautet der Titel des Programms und des dazugehörenden Liedes. „Der Witz ist, das Lied hab' ich erst geschrieben, als die Plakate für die Tour schon gedruckt waren. Da dachte ich mir, wäre nicht schlecht, wenn man auch ein passendes Lied hätte.“
Und dieses Lied ist eines aus der Sparte „genau hinhören“, denn es ist eine Parabel auf das Leben. „Uns geht es ,eimbambfrei', wenn wir aufstehen, alle Wände sind noch da, es fliegen uns keine Bomben um die Ohren, aus dem Wasserhahn läuft das Wasser und das größte Problem ist, dass man zum Bäcker gehen muss, weil das Brot alle ist. Und das, ohne Angst vor Heckenschützen zu haben.“
Titel ist Programm
Und der Titel ist Programm. Buck präsentiert und spielt die Lieder, die er als „Eimbambfrei“ bezeichnet. „Ich hab' mich hingesetzt und überlegt, was ich gern spielen würde. Aam Ende waren es 70 oder 80 Lieder“, erklärte der Künstler. „Ich hab' da zwar ne Liste, auf der sind noch 18 Lieder drauf, aber daneben sind zwei Spalten. Und da such' ich mir aus den anderen beiden Listen halt das aus, was ich denk', das an dem Abend passt, wo ich Lust drauf habe.“ Und so ist keines seiner Konzerte wie das andere. Spontan, einfallsreich, charmant.
Alltagsgeschichten, das sind die Auslöser bei ihm. „Manchmal schreibt das Leben die schönsten Geschichten.“ So wie an dem Tag, als er auf dem Dach eines Baumarktes ein Kunstwerk sah. „Da waren so vier Figuren und ich dachte, ey, Kunst auf dem Dach eines Baumarktes, das ist ja mal ne Idee.“ Als er näherkam, erkannte er, dass es sich um eine Installation mit vier Arbeitern handeln musste. Drei standen, einer kniete. „Und als ich nah genug war, da bewegte der auf den Knien sich. Das war kein Kunstwerk, das waren vier echte Gestalten.“
Zum Scheitern verurteilt
Auch auf die Eigenheiten des fränkischen Dialektes ging er ein. Auf das spezielle fränkische Alphabet und dnr verzweifelten Versuch des Franken, durch den Gebrauch des Hochdeutschen intellektuell zu wirken. „Das ist immer zum Scheitern verurteilt“, sagte er lachend er und gab einige Beispiel, wie es sich anhört, was das Publikum zu Lachsalven hinriss.
„Ihr müsst mir beim nächsten Lied helfen. Immer, wenn ich eine Zeile singe, antwortet ihr mit ,Entschuldigung – ich habe leider nicht alles verstanden. Könnten Sie den Satz bitte noch einmal wiederholen‘.“ Doch hier ließ sich das Publikum nicht aufs Glatteis führen. „Häh“, rief jemand aus dem Publikum, was Buck mit einem Lachen quittierte. „Also doch echte Franken hier.“
Und so sang er „Babbd des babberla aaaf an babbkaddong“. Und jeder wusste, es folgt „Häh?“. „Wenn der Dieter beim Metzger seines Vertrauens für den nächsten Tag Hackfleisch bestellt, dann kann es passieren, dass die Metzgersfrau ihm zuruft ,Da Didda, dei Dadda‘“, fügte er noch an.
Thema Fremdenfeindlickeit
Aber er kann auch ernsthaft. Vor allem, wenn es um das Thema Migration und Fremdenfeindlichkeit geht. „Da stellen sich Politiker ins Bierzelt und werfen zwei Begriffe in den Raum. Migranten und Kriminalität, suggerieren, das eine hängt mit dem anderen zusammen. So ein Blödsinn. Nur das wird dann so oft wiederholt, bis es irgendwann eine gefühlte Wahrheit ist.“ Und er stellt fest, dass ohne die Zuwanderung vieles in Deutschland schon am Ende wäre. „Gehen Sie mal ins Krankenhaus. Oder schauen Sie sich mal Dienstleister an.“ Passend dazu präsentierte er „Flüchtlingskinder“, ein Lied, das unter die Haut geht. Denn, „früher war halt alles besser – wenn es passt“.
Das Publikum klebte förmlich an seinen Lippen. Er ist ein Mann, der, wie man so schön sagt, „gradzu“ ist. 13 CDs hat er mittlerweile veröffentlicht. Mal heiter, mal melancholisch, aber immer aktuell. Und Wolfgang Buck weiß, wie er sein Publikum mitnehmen kann. „Es könnt halt alles schön sein, wenn es nicht so wäre, wie es ist“, meinte er mit nachdenklichem Gesicht.
„Und schön ist halt auch ein leckerer Schweinebraten am Sonntag, nach dem man es so gerade noch bis auf die Couch schafft“, sagt er verschmitzt lächelnd, als er eben jenes Lied anspielt. Und man irgendwie Hunger bekommt.
Abschied gelingt nicht
Nach gut zwei Stunden versucht er, sich zu verabschieden. Was natürlich nicht gelingt. Zu gern gibt er die Zugaben, die das Publikum lautstark fordert. Mit einem Lied, das sein Leben beschreibt, verabschiedet er sich dann endgültig. Denn in seiner Kindheit hieß es immer: „Asu werd des nix.“. Handwerklich ungeschickt, den Kopf immer in Bücher gesteckt. Und heute, nun, da heißt es immer, „Ich hab' immer gesagt, aus dem Bub wird mal was“.
„Ich kann zwar immer noch nicht gut hämmern, aber dafür leidlich gut Gitarre spielen“, so Buck, bevor er sich ins Gespräch mit seinen Fans begibt.
Menschenscheu ist Wolfgang Buck nicht, im Gegenteil. Er sucht die Nähe zum Publikum, plaudert, lacht, gibt fleißig Autogramme. Ein Mensch, der im Hier und Jetzt lebt.