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LICHTENFELS: Fränkische Familiennamen: Die Ender kamen wohl aus End

LICHTENFELS

Fränkische Familiennamen: Die Ender kamen wohl aus End

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    Die Deutung fränkischer Familiennamen kann für den Namensforscher manchmal sehr unspektakulär sein, gerade wenn die Namen sehr durchsichtig sind wie etwa die Familiennamen Müller oder Wagner. Mitunter sind die Namen aber so knifflig und durch die Mundart verändert, dass nur der Gang ins Archiv und spezielle Grundkenntnisse in der Namenforschung und älteren deutschen Sprachwissenschaft zu einer zufriedenstellenden Deutungslösung eines Namens führen.

    Der aufmerksame Leser des Obermain-Tagblatts wird in dieser Reihe der Erklärung fränkischer Familiennamen gelernt haben, dass es Familiennamen gibt, die aus einstigen Rufnamen entstanden sind (siehe die Namenartikel Seubold, Geßlein und Hügerich), aus Berufsnamen (siehe den Namenartikel Meisner) und Berufsübernamen (siehe den Namenartikel Sünkel). Nun wollen wir uns den Herkunftsnamen widmen.

    Einzugsgebiet von 50 Kilometern

    Auch heute sind diese Herkunftsnamen noch gut zuordenbar, zumal diese zumeist in einem engeren Radius entstanden sind. Im ländlichen Bereich sind das mitunter nur wenige Kilometer, im urbanen Milieu dann je nach der Magnetwirkung der entsprechenden Stadt schon deutlich mehr. So beträgt der Radius der Herkunftsnamen des 14. Jahrhunderts für die Stadt Bamberg etwa 50 Kilometer. Die meisten dieser Namen sind mit einem herkunftsanzeigenden -er-Suffix gebildet.

    Für Bamberg sind es etwa die Herkunftsorte Kösten (Landkreis Lichtenfels), Schweinfurt oder Haßfurt: 1331 Herman Köstner (StadtABa: A.21, Urkunde 1329 Juni 19), 1331 Sifrit Hasfürter (StadtABa: A.21, Urkunde 1331 Mai 24), 1388 Seitz Sweinfürter (StadtABa: A.21, Urkunde 1388 März 17).

    Eine andere Möglichkeit war die Bildung mit der Präposition „von“, wie es noch in rheinischen, norddeutschen und niederländischen Familiennamen zu finden ist (etwa Ludwig von/van Beethoven). Hier begegnet als Bamberger Bürger 1340 Wittig vom Kupferberg (StadtABa: A.21, Urkunde 1340 Juli 6).

    Ortsname als Personenname

    Ist diese Präposition weggefallen, so wurde der Herkunftsort ohne Konversion, also ohne Veränderung des Namens übernommen und die Herkunftsorte sind unmittelbar erkennbar, wie etwa die Bamberger Familiennamen Strullendorf und Limbach: 1323 (K. 1406/10) Albertus dictus Strullendorf ciuis Bambergensis (StAWü: Kloster Ebrach, Amtsbücher D 7, Nr.3/I, p.4) und 1333 Chunrad der Limpach (StadtABa: A.21, 1333 März 18/I).

    Ein typischer Herkunftsname des Landkreises Lichtenfels ist der Herkunftsname Motschenbacher, der sich auf den Herkunftsort Motschenbach bezieht. Der Verfasser hat ausgiebig über diese Familie geforscht, weshalb auf den Aufsatz in der Zeitschrift „Vom Main zum Jura“ Heft 23 (2015) verwiesen sei: „Die Motschenbacher. Von Wallersberg und Arnstein nach Kleukheim, Schweisdorf und Bamberg. Genealogische Notizen zum Familiennamen.“

    Frühe Belege

    Doch wollen wir uns nun dem Familiennamen Ender zuwenden. Der Familienname ist aufgrund seiner -er-Endung zunächst als Herkunftsname klassifizierbar. Der zugrunde liegende Ortsname ist End und somit leicht als der den Abschluss des Schwabthales bildende Ort End identifizierbar. Die frühen Namensbelege des 16. Jahrhunderts. zeigen, dass die Träger des Namens Ender in Oberwallenstadt, Michelau und Burgberg ansässig waren. Die ältesten Nachweise finden sich in Steuerrechnungen des Amtes Lichtenfels für den Ort Burgberg: 1494 Conntz Enntter, darumb er Heintzen Entter in seiner Stuben (StABa: A.231/IV, Nr.37000, f.2´), 1539 Fritz Entter zu Handtlon von seiner Selden am Burckberg (StABa: A.231/IV, Nr.38660, f.60).

    Germanischer Personenname?

    Aber es gibt noch einen weiteren Erklärungsansatz des Familiennamens, denn die Verbreitungskarte zeigt eine größere Streuung. Zu erwarten wäre aber eine Streuung mit einem Radius von etwa 20 Quadratkilometern um den Ursprungsort. Es muss also noch eine andere Deutung geben. Und tatsächlich kann ein zweigliedriger Personenname Antheri angesetzt werden, der gut bezeugt werden kann. So ist ein burgundischer Graf Andahar überliefert, ferner ein Antheri (Förstemann, Ernst: Altdeutsches Namenbuch. Die Personennamen. Bonn 1900, Sp.103). Der Personenname ist auch im Ortsnamen Anthering im Salzburger Land enthalten.

    Der germanische Personenname bedeutet etwa „Krieger, der mit Zorneseifer kämpft“ und verweist wahrscheinlich ins ostgermanische Milieu. Nicht auszuschließen ist auch der Ansatz eines ursprünglichen Rufnamens Antrich, doch diese Deutung ist nachrangig. Ebenso ist die gelegentlich im oberdeutschen Raum auftretende Form Ender für den Rufnamen Andreas (nach dem Apostel Andreas, zu griechisch andreios „mannhaft, tapfer“) zu vernachlässigen, denn dafür gilt im fränkischen Raum Endres, der auch bis heute als Familienname fortlebt.

    Für den Raum Lichtenfels ist damit die Deutung als Herkunftsname oder als einstiger Rufname Antheri die sicherste Herleitungsbasis.

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