In Kürze beginnt die Fußball-WM in Katar. Weltmeisterschaften waren in den vergangenen Jahren immer ein beliebter Anlass für Public Viewing. Dieses Mal sieht's ein bisschen anders aus – nicht nur, weil sie in der Vorweihnachtszeit abgehalten wird, sondern auch wegen der Menschenrechtsverletzungen im Gastgeberland. Wie nun stellen sich Gastronomen im Landkreis zu dieser doch recht polarisierenden Situation?
Halle für Betrieb in der kalten Jahreszeit nicht geeignet
Im Gasthaus „Zum Alten Bappela“ in Marktzeuln wurde in den vergangenen Jahren immer zu Europa- oder Weltmeisterschaften im Fußball die große Gerätehalle umfunktioniert und per Großbildschirm die Spiele öffentlich übertragen. Wie sieht das in Zeuln heuer aus? Gastwirt Heinrich Christ: „Die Halle ist für Betrieb in der kalten Jahreszeit nicht geeignet, sie kann nicht beheizt werden. Außerdem fehlt mir für so ein Event das Personal.“ Er sei ganz froh darüber, damit stellt sich für ihn nicht die Frage nach der Sinnhaftigkeit dieser WM in Katar.
Anders einen Kilometer weiter westlich, im Wirtshaus „Zum Stern“ in Schwürbitz. Hier wird eifrig in den Medien geworben, alle Spiele der deutschen Nationalmannschaft werden im beheizten „Sternenstadel“ übertragen. Das sportliche Ereignis steht hier im Vordergrund. Auch in der „Spielkiste“ in Lichtenfels werden alle Spiele ohne „Wenn und Aber“ öffentlich übertragen.
Christian Vogel vom „Formula Inn“ in Bad Staffelstein wird aufgrund der Jahreszeit für die Weltmeisterschaft kein Public Viewing anbieten. Wäre die WM im Sommer gewesen, würde er sich das schon überlegen. Allgemein hätte er sich seitens der Politik hier eine klare Richtlinie gewünscht. Bei den letzten WM- und EM-Veranstaltungen fand ja auch in Lichtenfels auf dem Marktplatz aufwändig Public Viewing statt. Für diese WM wird es diesen Event nicht geben. Dazu Citymanager Steffen Hofmann: „Unabhängig von der menschenrechtlichen Situation sehen wir uns als Stadt nicht in der Lage, die Spiele öffentlich zu übertragen.“ Dies sei zum einen der Jahreszeit geschuldet, aber auch zu hohe Kosten bringt Hofmann ins Spiel. Außerdem gebe es zu dieser Zeit Parallelveranstaltungen, so zum Beispiel den Weinachtsmarkt.
Kein Public Viewing in Lichtenfels geplant
Wie sehen es nun die Vereine mit eigenen Vereinsheimen? Wir fragten beim FC-Bayern-Fanclub in Mannsgereuth nach: Es werde hier keine öffentlichen Veranstaltungen zur Fußball-Weltmeisterschaft geben, man wird sich intern (nichtöffentlich) treffen und die Spiele im kleinen Kreis gemeinsam ansehen.
Auf die Frage nach der politischen und menschenrechtlichen Situation meint Fan-Club-Mitglied Rainer Knaack: „Es ist wichtig, dass internationaler Sport auch in Ländern wie Katar stattfindet, nur so können die zweifelsohne vorhandenen Missstände aufgedeckt und publik gemacht werden.“ Wenn die Weltöffentlichkeit dies auf diesem Weg mitbekommt, könne auch international dagegen vorgegangen werden.
Kein wirklicher Wille zum Boykott erkennbar
Viele andere Gastronomen werden die Fußballspiele nicht übertragen, aber vordergründig im Hinblick auf die winterliche Jahreszeit, die keine Veranstaltungen im Freien möglich macht. Alles in Allem sieht man bei der einheimischen Gastronomie nirgends einen wirklichen Willen zum Boykott der Fußball-Weltmeisterschaft unter diesen fragwürdigen Umständen. Hier steht wohl das sportliche Ereignis – oder auch der Umsatz – im Vordergrund.