Baumwart Gerd Fischer erblickt an einem Birnbaum einen einjährigen Trieb. Darauf angesprochen, ob man ihn nicht entfernen sollte, empfiehlt der Weismainer den rund 50 Zuhörern: „Schneiden Sie nicht alle jungen Triebe ab. Lassen sie ein paar von ihnen herauskommen. Sobald sie Früchte tragen, könne sie die alten Äste darunter abschneiden.“

Der Blick von Kreisfachberater Michael Stromer hingegen richtet sich nach oben: „Der Baum dürfte stattliche sechs Meter hoch sein.“ Für ihn und Fischer ist das viel zu viel. Der Baum, erläutert Fischer, gehe mit seiner ganzen Kraft nach oben. Das Exemplar, darin waren sich die beiden Experten einig, müsse zwei bis drei Meter eingekürzt werden, damit sich der untere Teil wieder besser entwickeln können.
Zweit Stunden Rat und Tat
Die Gartensprechstunde der Umweltstation Obermain-Jura und des Kreisverbandes Lichtenfels für Gartenbau und Landespflege hat am Samstagnachmittag geöffnet. Zwei Stunden lang werden bei einem Gang durch verschiedene Gärten im Weismainer Ortsteil Neudorf allerhand Fragen rund um Pflanzen und Pflege beantwortet.

Julian Graßmann vom Gartenbauverein Neudorf, in dessen Garten der hohe Birnbaum steht, begrüßte die Gäste aus Nah und Fern. Sie erfahren bei dem Rundgang nicht nur Wissenswertes, sondern machen auch so manche Entdeckung.
Auf dem Anwesen von Sandra Bergmann erblicken sie einen Olivenbaum. Diesen hatte sich die Neudorferin vor drei Jahren zugelegt. „Ich wollte mediterranes Flair in meinen Garten zaubern“, sagt sie. Bislang habe sie noch keine Ernte einfahren können. An ihrem Ziel, in ein paar Jahren Olivenöl produzieren zu können, will Bergmann dennoch festhalten. Dazu muss das Gewächs aus südlichen Gefilden gut über den Winter kommen.

Dass Bergmann ihren Olivenbaum in der Scheune überwintern lasse, lobte der Weismainer Gärtnermeister Christian Kunstmann als vorbildlich. Vor allem der Wurzelballen müsse vor Frost geschützt werden, so der Fachmann. Würde man den Baum im Freien überwintern lassen, würde sich der Ballen in kalten Nächten in einem Eiswürfel verwandeln, aus dem die Pflanze keine Feuchtigkeit mehr ziehen könne. Aufgrund des Klimawandels hält es Kunstmann für nicht ausgeschlossen, dass Olivenbäume in fünf oder zehn Jahren im Freien überwintern könnten. Doch noch sei das Zukunftsmusik.
Gefährlicher Schädling
Ein Thema, das viele der Teilnehmer beschäftigt, ist der Buchsbaumzünsler. Der Schädling hatte im vergangenen Jahr am Obermain und auf dem Jura sein Unwesen getrieben. „Den Kampf werden wir nicht mehr gewinnen. Er wird für immer da sein“, stellt Stromer ernüchtert fest. Er und Kunstmann haben ein paar Tipps parat, wie man den gefräßigen Raupen zu Leibe rücken und seine Buchsbäume schützen könne.

Stromer empfiehlt die Bäume mit Wasser, das mit Spülmittel und Öl versetzt ist, zu besprühen. Zudem gebe es im Fachhandel einen Bazillus zu kaufen, der in den Darm der Raupen eindringe und diese abtöte. Kunstmann wiederum nannte als weitere Art der Bekämpfung Kaffeesatz, den man in die Erde rund um den Buchsbaum einarbeite. Tomaten werden im Garten gerne angepflanzt. „Tomatenfraa“ Helga Dressel, die auf ihrem Hof in Grundfeld 150 Tomatensorten anbaut, rät allen Hobbygärtnern, Salatreste auf die Erde zu legen. „Das mag die Tomate gerne“, sagt sie. Zudem gelte es, die Tomate vor der heißen Mittagssonne zu schützen und mit Schatten gegenzusteuern.
Der richtige Rosenschnitt
Angesprochen wird von Stromer auch der Rosenschnitt. Damit Rosen kompakter und mehrtriebiger würden, müsse man sie zurücksetzen. Das allerwichtigste sei der richtige Standort. „Die Pflanzen lieben es sonnig und brauchen als Tiefwurzler einen nach unten durchgängigen Boden. Wer das beherzigt, dessen Rosen bleiben über Jahrzehnte stabil“, rät der Fachmann. Im Anschluss an die Gartenexkursion stärken sich Alt und Jung bei Kaffee und Kuchen.