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COBURG: Geburt Christi auf der Veste Coburg

COBURG

Geburt Christi auf der Veste Coburg

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    Als großzügige Schenkung aus Privatbesitz haben die Kunstsammlungen der Veste Coburg 2024 ein exzellentes spätgotisches Tafelgemälde mit der Darstellung der Geburt Christi erhalten. Es war einst Teil eines großen Marienaltars und wurde um 1480 wohl von einem Bamberger Maler ausgeführt. Frisch restauriert, erstrahlt das Bild nun wieder in leuchtenden Farben. Zu dem Altar gehört auch die Anbetung der Könige, die 2003 für die Kunstsammlungen erworben wurde. Bis 2. Februar 2025 sind die beiden Tafeln nun erstmals zusammen zu sehen.

    Der reich gemusterte Goldgrund ist eindeutiges Indiz dafür, dass die beiden Gemälde ihren ursprünglichen Platz innen auf der Feiertagsseite des Flügelaltars hatten. Das spätgotische Kunstwerk hat zudem einiges zu erzählen.

    1909 in Köln versteigert

    Sieben Tafeln des zerlegten Altars waren im Jahr 1909 in Köln versteigert worden: Die Außenseiten mit vier Passionsszenen erwarb das Germanische Nationalmuseum, wo sie 1945 verbrannten. Ihre Darstellungen mit Ecce Homo, Handwaschung des Pilatus, Kreuztragung und Kreuzigung sind nur in historischen Aufnahmen überliefert.

    Bezüge zur Bamberger Kunst

    Von den vier Flügelinnenseiten mit Szenen des Marienlebens waren bei der Versteigerung 1909 nur noch die Geburt Christi, die Anbetung der Könige und der Tod Mariens erhalten. Sie kamen nach Tirol in Privatbesitz, wo sich ihre Wege spätestens in den 1930-er Jahren trennten. „Dass zwei der Tafeln nun in Coburg wieder gemeinsam präsentiert werden können, ist ein seltener Glücksfall“, betont Dr. Sven Hauschke, Direktor der Kunstsammlungen.

    Kunsthistorisch werfen die Tafelgemälde noch einige Fragen auf: „Einerseits weisen sie engste Bezüge zur Bamberger Kunst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts auf“, erklärt Gemäldekurator Dr. Niels Fleck. Bei den zentralen Figurengruppen seien Vorbilder verarbeitet, wie sie Hans Pleydenwurff und sein Umkreis prägten.

    Pleydenwurff zählt zu den überragenden Meistern aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, die die Neuerungen der niederländischen Malerei, etwa eines Jan van Eyck oder Rogier van der Weyden, aufnahmen und weiterentwickelten. Dazu gehört die naturalistische Darstellung, die nuancenreiche Farbgebung und die verhaltene Gebärdensprache der Figuren. Die Maria auf der Coburger Geburtsszene folge konkret einem Kupferstich des von Pleydenwurff unterrichteten Martin Schongauer, wodurch sich eine Datierung der Tafeln in die Zeit um 1480 ergibt.

    Hinweis auf Mitteldeutschland

    „Andererseits“, so Fleck, „wurde in der Forschung zuletzt darauf hingewiesen, dass der mit einem großem Granatapfelmuster reich reliefierte Goldgrund für Franken untypisch ist und eher nach Sachsen oder Thüringen verweist.“ Denkbar scheine daher auch, dass ein in Bamberg geschulter mitteldeutscher Maler für die Werke verantwortlich zeichne.

    Die Geburt Christi wurde nach der Ankunft in Coburg zunächst einer aufwändigen „Kur“ unterzogen. Gemälderestaurator Hajk G. Hovhannisjan stabilisierte den fragilen Bildträger, legte die originale Malschicht frei und schloss Fehlstellen. Die Restaurierung erfolgte mit finanzieller Unterstützung der Förderer der Coburger Landesstiftung und macht das Werk wieder in seiner außerordentlichen malerischen Qualität und ursprünglichen Farbenpracht erfahrbar.

    Pünktlich zur Weihnachtszeit und vorerst bis Maria Lichtmess am 2. Februar 2025 sind die beiden Tafeln nun im Fürstenbau der Veste Coburg zu sehen.

    Überraschung in der Kemenate

    Lohnend ist zudem ein Gang in die Altdeutsche Sammlung im Obergeschoss der Steinernen Kemenate. Das 1567 entstandene Bildnis eines weißbärtigen Mannes von Nicolas Neufchatel war lange Zeit optisch durch einen milchigen Firnis entstellt. Nun wurde es ebenfalls restauriert. Mit überraschendem Ergebnis: Nicht allein der vornehme Pelzkragen jenes unbekannten Herrn mit Bart ist nun wieder als Meisterstück stofflicher Imitation erkennbar. Um den Hals des Porträtierten trat ein feiner weißer Spitzenkragen zutage, der von alten Retuschen aus der Zeit um 1900 bislang vollständig verdeckt war. (red)

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