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REUNDORF: Gerhard Popp aus Reundorf zu Besuch bei Freunden in Japan

REUNDORF

Gerhard Popp aus Reundorf zu Besuch bei Freunden in Japan

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    Besuch von Dominik, Eliah und Gerhard Popp (v. li)auf der Insel Miyajima, 20 Kilometer südwestlich von Hiroshima. Im Hintergrundsteht im Pazifik das Torii des Itsukushima Schreins. Hier fand unteranderem der G7 Gipfel im Mai 2023 statt.
    Besuch von Dominik, Eliah und Gerhard Popp (v. li)auf der Insel Miyajima, 20 Kilometer südwestlich von Hiroshima. Im Hintergrundsteht im Pazifik das Torii des Itsukushima Schreins. Hier fand unteranderem der G7 Gipfel im Mai 2023 statt. Foto: Dominik Popp

    In einem Land, in dem es die größte Metropolregion der Welt gibt, herrschen viele Regeln, die von Einheimischen und Touristen gleichermaßen zu befolgen sind. Gerhard Popp war in Japan, genau gesagt in Tokio. Die Stadt mit ihren 23 Bezirken hat neun Millionen Einwohner, mit den direkt angrenzenden Städten kommt sie jedoch auf unglaubliche 37 Millionen Einwohner. Im April war der 82-Jährige zum vierten Mal dort.

    Besuch im Unterhaus (Shugiin) des japanischenParlaments in Tokyo (v. li.): Dr. Dominik Popp, die ehemaligen Austausschüler Hideo Hattaund Hirofumi Fuji, Gerhard Popp und Parlamentsabgeordneter Dr. Eisuke Mori.
    Besuch im Unterhaus (Shugiin) des japanischenParlaments in Tokyo (v. li.): Dr. Dominik Popp, die ehemaligen Austausschüler Hideo Hattaund Hirofumi Fuji, Gerhard Popp und Parlamentsabgeordneter Dr. Eisuke Mori. Foto: Dominik Popp

    Da der zweieinhalbwöchige Besuch in die Osterzeit fiel, bot sich ein besonderes Mitbringsel an: Ostereier und Osterhasen aus Schokolade. Natürlich hatte Gerhard Popp, der mit seinem Sohn Dominik und Enkel Eliah reiste, auch die obligatorischen Lauensteiner Pralinen und Frankenwein dabei. „Boxbeutel, wenn man schon aus Franken ist“, sagt Dominik Popp und grinst.

    „Der Anlass des Besuches war nicht touristisch, es gilt, die Partnerschaft aufrecht zu erhalten.“

    Abendessen im Ryokan-Hotel mit traditionellerjapanischer Kleidung (Jukata).
    Abendessen im Ryokan-Hotel mit traditionellerjapanischer Kleidung (Jukata). Foto: Dominik Popp

    „Der Anlass des Besuches war nicht touristisch, es gilt, die Partnerschaft aufrecht zu erhalten“, erklärt Gerhard Popp. Gerne erinnert sich der fröhliche Senior an die Anfangszeit dieser besonderen Partnerschaft. 1970 beschlossen die Regierungen von Deutschland und Japan ein Kulturabkommen, das auch einen Jugendaustausch vorsah. Gerhard Popp, der damals bei der katholischen Kirche in Bamberg beschäftigt war, wurde vom Bamberger Uni-Professor Hermann Reifenberg gefragt, ob er sich vorstellen könne, eine Gruppe von 25 jungen Japanern aufzunehmen und für sie ein Programm zusammenzustellen. Gerhard Popp konnte. Und er tat es.

    Wandern und Lagerfeuer

    Er zeigte den jungen Leuten Lichtenfels und Staffelstein und wanderte mit ihnen auf den Staffelberg. „Wir haben Lagerfeuer gemacht und Bratwürste gebraten“, erinnert er sich. Untergebracht war die Gruppe im einstigen Staffelsteiner Gasthaus „Zum Bären“ und im Diözesanhaus in Vierzehnheiligen. Auch die Konversation klappte: die Japaner hatten Dolmetscher dabei und „der Rest ging auf Englisch“.

    Eliah, Gerhard und Dominik Popp (v. li.): dreiGenerationen pflegen den Gedanken der internationalen Jugendfreundschaft.
    Eliah, Gerhard und Dominik Popp (v. li.): dreiGenerationen pflegen den Gedanken der internationalen Jugendfreundschaft. Foto: Monika Schütz

    Inzwischen hat das Smartphone die Übersetzungsarbeit übernommen. Gerhard Popps Enkel Eliah ist 15 und firm im Umgang mit den neuen Medien: seine Sprach-App übersetzt deutsche Wörter in japanische Schriftzeichen und umgekehrt. So weiß der Schüler, dass „Soba“ die Nationalspeise ist (Nudelsuppe mit Buchweizen) und auf keiner Tafel fehlen darf. Dass die Essenskultur anders als in Deutschland ist, erfährt der Schüler vor Ort: Zum Frühstück gibt es Suppe, Salate, Tee und rohen Fisch mit Soja-Soße.

    Strenge Benimmregeln

    Die Japaner seien sehr gastfreundlich gewesen: Gerhard Popp bekam stets einen Stuhl zum sitzen. Üblicherweise sitzt man bodennah auf Tatami-Matten. Die Japaner wohnten in meist sehr kleinen Wohnungen: wer Gäste erwarte, miete sich stundenweise im Gemeinschaftsraum der Hochhäuser ein Zimmer, etwa zum gemeinsamen Frühstück, berichtet Gerhard Popp. Dann werde geplaudert. „Aber nie über den Kaiser! Der ist Tabu!“, warnt Dominik. „Nicht vordrängeln beim Einsteigen in die Züge, keinen Abfall und schon gar keine Zigarettenkippen auf den Boden werfen“, fällt ihm dann noch an Benimmregeln ein.

    Was diese und die vorhergehenden Japan-Reisen so besonders macht, sind die Gastgeber. Familie Popp wohnte zwar – wie bei Touristen üblich – in einem der vielstöckigen Ryokan-Hotels, besuchte die alte Hauptstadt Kyoto und sah sich die Schicksals-Stadt Hiroshima am Pazifik an. Doch: „Wir waren immer in Begleitung unserer japanischen Freunde“, berichtet Gerhard Popp. Freunde – das waren jene Japaner, die einst beim Jugendaustausch in den 1970-er Jahren teilgenommen hatten. Zu vielen der inzwischen auch schon älteren „Ehemaligen“ pflegt Gerhard Popp ein inniges Verhältnis. Man schreibe sich Briefe, tausche sich per WhatsApp oder Mail aus und man besuche sich gegenseitig noch immer gerne.

    Vor dem japanischen Parlament: Die DolmetscherinFrau Kubo war in den 1970ern schon in Staffelstein, Lichtenfels undBamberg mit dabei.
    Vor dem japanischen Parlament: Die DolmetscherinFrau Kubo war in den 1970ern schon in Staffelstein, Lichtenfels undBamberg mit dabei. Foto: Dominik Popp

    Nur so war es möglich, dass die deutschen Besucher ausnahmsweise das Parlament besichtigen durften. Einige der Jugendlichen von damals hatte es in die Politik verschlagen, wie Dr. Mori Eisuke, der Parlamentsabgeordneter ist. „Mausi“, eine zierliche Schülerin von früher, ist jetzt Dolmetscherin und half beim Übersetzen, etwa beim Empfang durch die Japanische Jugendorganisation FOWY. Sehr beeindruckt war Gerhard Popps Familie von den Stätten um Hiroshima und den Tempelanlagen von Kamakuro, aber auch vom japanischen Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen (vergleichbar mit dem französichen TGV).

    Jubiläum des Jugendabkommens

    Heuer soll in Bamberg die 50-Jahr-Feier dieses damaligen Jugendabkommens stattfinden. Ob Gerhard Popp eingeladen wird? „ Schaun´ mer mal“, sagt er lächelnd. Zum Abschied überreicht er eine kleine gefaltetete Papierfigur, einen Kranich: Ein Glückssymbol in dem Land, in dem die „Gleichberechtigung von Mann und Frau etwas stehengeblieben“ ist und in dem bei Rot niemand über die Straße geht.

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