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LICHTENFELS: Großprotest gegen Hängepartie am Klinikum Lichtenfels

LICHTENFELS

Großprotest gegen Hängepartie am Klinikum Lichtenfels

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    „Nicht mit uns“:: Silvia Zollnhofer, Yvonne Gregor und ihre Kolleginnen wollen partout kein Regiomed 2.0.
    „Nicht mit uns“:: Silvia Zollnhofer, Yvonne Gregor und ihre Kolleginnen wollen partout kein Regiomed 2.0. Foto: Drossel

    Die Lage am Klinikum Lichtenfels spitzt sich von Tag zu Tag mehr zu. „Da die Insolvenz sich in die Länge zieht, verlassen uns mittlerweile sogar langjährige Mitarbeiter, aufgrund der Unsicherheit“, ist Klaus Dworschak, Betriebsratsvorsitzender der Helmut-G.-Walther-Klinik GmbH, in großer Sorge. „Seit nunmehr sechs Monaten befinden wir uns im Insolvenzverfahren und es ist kein Ende in Sicht. Wenn sich das Insolvenzverfahren bis 30. September hinzieht, wie es zu befürchten ist, bedeutet das für das Klinikum Lichtenfels den Dolchstoß!“

    Rund 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich an der aktiven Mittagspause vor dem Klinikum Lichtenfels beteiligt.
    Rund 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich an der aktiven Mittagspause vor dem Klinikum Lichtenfels beteiligt. Foto: Markus Drossel

    Aus diesem Grund hatte der Betriebsrat der Klinik-GmbH für Montag mobil gemacht und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu einer aktiven Mittagspause aufgerufen. Um die 180 Menschen beteiligten sich. „Wer Zeit hatte und Pause machen konnte, der war auch da“, so Dworschak. insgesamt zählen Klinikum und MVZ zusammen um die 820 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

    Klaus Dworschak, der Betriebsratsvorsitzende der Helmut-G.-Walther-Klinik GmbH.
    Klaus Dworschak, der Betriebsratsvorsitzende der Helmut-G.-Walther-Klinik GmbH. Foto: Markus Drossel

    Mit ihrer aktiven Mittagspause wollten die Beteiligten ein deutliches Ausrufezeichen setzen. Zum einen, dass sie hinter dem Klinikum mit MVZ in Lichtenfels stehen. Zum anderen, dass sie eine kommunale Trägerschaft favorisieren. Und zum dritten, dass sich die Verantwortlichen in Stadt und Landkreis Coburg doch nun endlich mal entscheiden sollten.

    Geht es nach diesen Klinikmitarbeiterinnen, das Insolvenzverfahren wäre besser heute als morgen eingestellt.
    Geht es nach diesen Klinikmitarbeiterinnen, das Insolvenzverfahren wäre besser heute als morgen eingestellt. Foto: Markus Drossel

    „Wir Mitarbeiter in Lichtenfels haben unsere Hausaufgaben gemacht und große Teile des Sanierungskonzepts umgesetzt!“, unterstreicht Dworschak. „Jetzt kann man erwarten, dass die anderen Akteure das auch tun. Wir fordern die Kommunalpolitik in Coburg und den Generalbevollmächtigten im Insolvenzverfahren auf, die Insolvenz nicht in die Länge zu ziehen und das Klinikum Lichtenfels dadurch ausbluten zu lassen.“ Er habe aus den Medien habe erfahren müssen, dass das Insolvenzverfahren weitere drei Monate andauern werde, was ihn immens ärgert. Und so hat es durchaus Symbolkraft, dass im Rahmen der aktiven Mittagspause Coburger Bratwürste gegrillt werden: Lichtenfels will Coburg nun Feuer machen. Es rauchte kräftig, nicht nur emotional, sondern auch am Grill. „Wir haben euch zum Fressen gern“, hatte Petra Engert auf ein Schild geschrieben und deutete, keck grinsend, auf die Coburger (Bratwürste).

    Sie zeigen dem Klinikverband Coburg die rote Karte.
    Sie zeigen dem Klinikverband Coburg die rote Karte. Foto: Markus Drossel

    Dworschak stellt heraus: „Wir vom Betriebsrat wollen ein Krankenhaus in kommunaler Trägerschaft. Nur dann werden die Landkreisbewohner eine gute Versorgung mit hoher Qualität haben.“ Dass er mit dieser Meinung nicht alleine dasteht, zeigte die aktive Mittagspause überdeutlich. „Die wirtschaftlichen Zahlen von Januar bis jetzt sind perfekt und zeigen überdeutlich, dass wir auch alleine überleben könnten“, so Dworschak. Also ohne den fränkisch-thüringischen Regiomed-Klinikverbund oder ohne Klinikum Coburg. „Das bekommen wir natürlich nicht hin, wenn uns die Leute fehlen.“ Und deshalb treibt es dem Betriebsratsvorsitzenden die Sorgenfalten auf die Stirn, dass in jüngster Zeit schon zwei Dutzend Mitarbeitende ihre Kündigung eingereicht haben und zu Mitbewerbern in der Region wechseln. Darunter waren auch etliche Fachkräfte.

    Die Zweideutigkeit ist kein Zufall: Petra Engert hat Coburger zum Fressen gern.
    Die Zweideutigkeit ist kein Zufall: Petra Engert hat Coburger zum Fressen gern. Foto: Markus Drossel

    Per Brief hat sich der Betriebsrat mittlerweile auch an die für die Insolvenz zuständige Richterin am Amtsgericht Nürnberg und den Generalbevollmächtigten Dr. Eckert geschrieben. Der Appell: Die Insolvenz möge nicht künstlich verschleppt werden, um den Wert des Klinikums Lichtenfels nicht weiter zu mindern. Und der Zuschlag möge an den Landkreis Lichtenfels gehen und eben nicht an die Sana GmbH. An deren Konzept hat der Betriebsrat erhebliche Zweifel.

    Wenn sich das Insolvenzverfahren bis 30. September hinzieht, bedeutet das für das Klinikum Lichtenfels den Dolchstoß!“

    Zur aktiven Mittagspause waren auch alle Fraktionen aus dem Kreistag eingeladen. Viele Fraktionssprecher nahmen diese Einladung an.
    Zur aktiven Mittagspause waren auch alle Fraktionen aus dem Kreistag eingeladen. Viele Fraktionssprecher nahmen diese Einladung an. Foto: Markus Drossel

    Zur aktiven Mittagspause waren auch Vertreter aller Fraktionen des Kreistags gekommen. Ein rauer Wind blies – durchaus wörtlich – von Lichtenfels gen Coburg. Praxis-Anleiterin Nancy Keil hatte für den Protest von ihrer Arbeitskollegin eine Trillerpfeife geschenkt bekommen, die in die sie immer wieder ihren Frust entlud. Andere Mitarbeitende hielten rote Karten in den blauen Sommerhimmel: ein Zeichen an den Generalbevollmächtigten und den Coburger Klinikverband. „Jetzt halten die uns schon ein halbes Jahr hin. Wir wollen kein Regiomed 2.0, haben mit Regiomed nur schlechte Erfahrungen gemacht“, betonte Stationsassistentin Silvia Zollnhofer. „Auch mit dem Lohn klappt es nicht mehr.“ Wie auch ihre Kollegin Yvonne Gregor fordert sie vor allem eins: ein Krankenhaus in kommunaler Trägerschaft – und keinen Verkauf an die Sana GmbH.

    Der Protest der Klinik-Mitarbeitenden aus der Drohnen-Perspektive.
    Der Protest der Klinik-Mitarbeitenden aus der Drohnen-Perspektive. Foto: Dr. Thorsten Keil

    Per Megafon kritisierte Betriebsratsvorsitzender Klaus Dworschak die „schier unfassbare Unsicherheit“. Landrat Christian Meißner dankte allen Beteiligten für das deutliche Signal. „Die Insolvenz hätte es nicht gebraucht, nun verursacht sie Millionenschäden“, übte er deutliche Kritik an Stadt und Landkreis Coburg beziehungsweise dem dortigen Klinikverband. Nach wie vor sei er zuversichtlich, dass der Landkreis das Lichtenfelser Klinikum als kommunaler Träger übernehmen könne. „Die Coburger müssen endlich abstimmen, ob so oder so. Das ist meine aufrichtige Bitte: Schaut, dass das endlich über die Bühne geht! Meine Geduld ist erschöpft.“

    „Halt! Stopp! Unsere Meinung zählt auch“, betont Praxis-Anleiterin Nancy Keil.
    „Halt! Stopp! Unsere Meinung zählt auch“, betont Praxis-Anleiterin Nancy Keil. Foto: M. Drossel

    Überraschend war auch Regiomed-Gesamtbetriebsratsvorsitzender Martin Lücke mit einigen Kollegen gekommen. „Am Thema vorbei“ bewertete er die Aussage von Landrat Christian Meißner: Wenn Lichtenfels wolle, könne man mit einem Beschluss, das Gebäude nicht an einen Privatinvestor zu vermieten, das Bieterverfahren von jetzt auf gleich beenden. Statt den Schwarzen Peter immer nur weiterzuschieben, forderte er, wieder auf eine gute Nachbarschaft zu setzen. Für ihn sei es zweifelhaft, ob die Klinik Lichtenfels alleine existieren könne. Nur im Schulterschluss gelinge es, beide Krankenhäuser zu halten.

    Der Protest der Klinik-Mitarbeitenden aus der Drohnen-Perspektive.
    Der Protest der Klinik-Mitarbeitenden aus der Drohnen-Perspektive. Foto: Dr. Thorsten Keil

    Während der aktiven Mittagspause machte eine Petition die Runde, dass das Klinikum Lichtenfels in kommunale Trägerschaft übergehen möge. Da trugen sich die Teilnehmenden liebend gerne ein.

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