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LICHTENFELS: Häggbergs Logbuch: Ein Prost auf die Romantik!

LICHTENFELS

Häggbergs Logbuch: Ein Prost auf die Romantik!

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    Markus Häggberg beschäftigt sich in seiner dreimal wöchentlich erscheinenden Kolumne augenzwinkernd mit Alltagssituationen. Sein Tagebuch, immer am Mann, quillt förmlich über von lustigen Begebenheiten. Diesem Mann entgeht nichts:

    Logbuch-Eintrag: Der „Wilde, Wilde Westen, fängt gleich hinter Hamburg an“, sangen Truck Stop mal. Der Wilde Westen muss nicht anfangen, denn er ist ja geblieben. In mir und als Gemütsüberbleibsel meiner Kindheit, als ich noch mit Thomas durch das Wäldchen am Baggersee zog, immer auf der Suche nach dem Schatz im Silbersee oder einem Ort, an dem es sich – wie in Winnetou III – prächtig sterben ließ. Spielend und voller Pathos, voller Sinn.

    Dem Abendrot anders nähern

    Aber was bleibt von der Western-Romantik, wenn man älter wird? Was wird aus dem romantischen Rot eines Abendhimmels bei untergehender Sonne, wenn man sich schon durchs eigene Älterwerden dem Abendrot nähert?

    Als man jung war, wollte man vom Rio Lobo zum Rio Bravo reiten, vorbei an Wichita und in Dodge City helfen, böse Buben zu fangen. Oder um mit den Söhnen der Katie Elder einen Whisky zu heben. Dann aber musste man feststellen, dass zum Beispiel Frauen eine völlig andere Vorstellung von Romantik pflegen. Sie sehen Romantik ja mehr so in Beziehung zu Beziehungen, während Jungs beziehungsweise Männer durchaus einen Gefallen daran entwickeln können, ganz alleine mit sich und einem Bauchschuss tapfer ins Abendrot zu reiten, nur begleitet von einer anrührenden Mundharmonika-Melodie, die einem das Lied vom Tod spielt, während man das treue Pferd unterm Arsch hat, das einen damals hinüber nach Mexiko trug.

    Perle in Chihuahua

    Weil man ja diese Perle in Chihuahua kannte, die dort in so einem Saloon unterm Leuchter turnte. Damals, als man noch glaubte, durch den Schatz der Sierra Madre alles hinter sich lassen zu könne. Damn! Pearl und ich haben uns nie wieder gesehen, auch wegen dieses blöden Vorfalls in den Straßen von Laredo, den Marty Robbins dann in seinem Song reichlich verkehrt dargestellt hat.

    Worauf ich eigentlich hinaus will? Die Welt ist nicht mehr romantisch, denn sie träumt nur noch davon, mit einem teuren Auto unterm Arsch Influencer zu werden, gar nicht erst zu sterben und sich vom großen Manitu und Herdenboss fernzuhalten, der einen eines Tages in den O.K. Corral holt.

    Ich glaube, ich schaue mir heute Abend mal wieder einen Western an. Ein Prost auf die Romantik!

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