Markus Häggberg beschäftigt sich in seiner dreimal wöchentlich erscheinenden Kolumne augenzwinkernd mit Alltagssituationen. Sein Tagebuch, immer am Mann, quillt förmlich über von lustigen Begebenheiten. Diesem Mann entgeht nichts:
Logbuch-Eintrag: Wenn man bei Frank frühstückt, bekommt man neben seinem Kaffee auch seine Frau mit. Eine nette Frau, mit sich im Einklang und der Welt zugewandt.
Frank, seine Frau und ich tranken einen Kaffee, während der Fernseher lief und in ihm die Frage aller Fragen gestellt wurde: Gibt es ein Universum außerhalb unseres Universums? Und gibt es womöglich ein Multiversum? Uiuiui, das war herrlich rätselhaft; dazu reichten wir einander die Brötchen, die Butter, die Marmeladen und die Käsescheiben. Den Fernseher hatten Frank und ich dabei ununterbrochen im Blick. Es grenzt an Kunstfertigkeit, dass wir uns in den meisten Fällen genau das reichten, was vom jeweils anderen gewünscht wurde.
Der Fernseher wartete derweil mit einem interessanten Rechenexempel auf und behauptete, dass eine mathematische Möglichkeit bestünde, wonach wir alle, Frank, seine Frau, ich und der Rest der Welt, irgendwo im Universum noch Doppelgänger haben. Weil es ja mehrere Universen geben dürfte. Unterlegt wurde das mit einem ins Billionenfache reichenden Rechenexempel, wonach, wenn man nur genügend Affen an genügend Schreibmaschinen setzte, einer von ihnen so zufällig wie gewiss ein Werk von der Güteklasse eines Shakespeares tippen würde.
Franks Frau war diesem Gedanken einerseits sehr zugetan, andererseits machte er sie doch sehr nachdenklich. Sie hörte auf zu kauen. Da sie mitunter geräuschvoll zu kauen versteht, trat eine Art peinliche Stille ein. Irgendwas schien die Frau zu bewegen, irgendwas ging in ihr vor. Sie blickte lange schweigend vor sich und dann stellte sie die Kaffeetasse, die sie lange vor ihren Mund gehalten hatte, fast geräuschlos auf die Untertasse.
Es hatte etwas von Resignation. Deshalb erkundigte ich mich in aller Gebotenheit nach ihrem offensichtlichen Kummer. Mild lächelnd sagte sie: „Ach weißt du, ich bin jetzt zum dritten Mal verheiratet und schon 43. Noch nie hatte ich einen Freund oder Mann, der mir guten Kaffee kochen konnte. Ich müsste noch tausende Männer haben, bis ich endlich einen hätte, der guten Frühstückskaffee kochen könnte – ich fürchte, die Zeit habe ich nicht mehr.“