Markus Häggberg beschäftigt sich in seiner dreimal wöchentlich erscheinenden Kolumne augenzwinkernd mit Alltagssituationen. Sein Tagebuch, immer am Mann, quillt förmlich über von lustigen Begebenheiten. Diesem Mann entgeht nichts:
„Logbuch-Eintrag: Erwachsene Männer neigen dazu, kindisch zu sein. Das hört auch mit Abitur oder akademischen Graden nicht auf. Bildung bewahrt eindeutig nicht davor, gepflegten Unsinn zu verzapfen. Der Unsinn wird höchstens noch ein bisschen gepflegter, aber alles in allem bleibt er Unsinn.
Ein schönes Beispiel dafür ereignete sich vor wenigen Tagen vor einer Lichtenfelser Bäckerei. Eingebunden in dieses Schauspiel waren ein Psychiater, ein Journalist und ein Philosoph bzw. Professor für Philosophie. Da man sich zufällig begegnete, versuchte man, das Beste daraus zu machen und setzte sich auf eine Tasse Kaffee zusammen an denselben Tisch.
Als man so saß, erhob der Psychiater seine Stimme und begann mit leuchtenden Augen reimend zum Sinn des Lebens zu fabulieren. Doch irgendetwas stimmte mit dem Rhythmus seines Spontangedichts nicht bzw. war auffällig.
Es war nämlich die Vermutung aufgestiegen, dass sein Vortrag rhythmisch an das berühmteste Gedicht von Rainer Maria Rilke angelehnt war. ,Sag' mal, kann es sein, dass dein Gedicht rhythmisch an den ,Panther' erinnert?‘, erkundigte sich nun der Journalist und sah in große freudige Psychiateraugen.
Doch nun sollte ob des Gehörten auch den Philosophie-Professor etwas beschäftigen. Grübelnd legte er erst abwesend wirkend die Stirn in Falten und dann seinen Kopf in verträumte Schräglage.
Dabei blickte er schon bald den Entrückungsgrad eines Hl. Sebastians (während des Martyriums) erreichend gen Himmel und in einer Mischung aus versonnenem Selbstgespräch und erbärmlichem Gesang brachte der Mann die nach zögerlicher Frage klingende Inspektor-Clouseau-Melodie über die Lippen: ,Panther? Rhythmus? Dadam, dadam – dadamdadamdadam.‘
Mit den Worten ,Heute ist nicht alle Tage, ich komm' wieder, keine Frage!‘ ging die Gesellschaft der drei Herren dann im Anschluss auseinander. Das war's, mehr gibt es nicht zu erzählen. Ich finde es in diesen Zeiten eben nur wahnsinnig wichtig, auch mal eine Lanze für die Bildung zu brechen.“