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LICHTENFELS: Häggbergs Logbuch: Eine Melodie bringt Markus ins Träumen

LICHTENFELS

Häggbergs Logbuch: Eine Melodie bringt Markus ins Träumen

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    Markus Häggberg beschäftigt sich in seiner dreimal wöchentlich erscheinenden Kolumne augenzwinkernd mit Alltagssituationen. Sein Tagebuch, immer am Mann, quillt förmlich über von lustigen Begebenheiten. Diesem Mann entgeht nichts:

    Logbuch-Eintrag: Das Leben schlägt schon manchmal Kapriolen. Richard Smerin gehörte zu so einer Kapriole. Bei ihm fragte ich mich, wann ein Wunder beginnt.

    An dem Tag, als ich zum Weihnachtsmarkt nach Nürnberg fuhr, wachte ich mit der Melodie von „Streets of London“ auf. Dieses Lied war aber schon in meiner Kindheit ein musikalisches Erweckungserlebnis, denn es war der erste Song, der mir zeigte, dass nun die Zeit gekommen war, um mich von „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“ oder dem Bi-Ba-Butzemann zu lösen.

    Mit dieser Melodie also wachte ich an diesem Morgen auf und hatte auch den Komponisten und Sänger Ralph McTell gedanklich parat. Später, als ich im Zug saß, ging mir das Lied wieder durch den Kopf und ich vermeinte mich noch zu erinnern, dass er es Ende der 1960-er geschrieben hatte, es aber erst so um 1974 ein Hit wurde. Und wie ich so durch Nürnbergs Fußgängerzone schlenderte, hörte ich hinterm Nassauer Haus Gitarrenklänge aufsteigen. Jemand spielte auf wunderbare Weise „Streets of London“; da waren sie, die geliebt-vertrauten Akkorde. Ich ging in Richtung der Musik und näherte mich dem singenden Gitarristen.

    Dusselig wie ich bin, stieß ich beim Herantreten aus Versehen seinen Pappbecher um, in welchem der Straßenmusiker die ihm gespendeten Münzen aufbewahrte. So kamen wir miteinander ins Gespräch und er stellte sich mit Richard Smerin vor. Seiner Visitenkarte durfte ich entnehmen, dass er derzeit wohl in Dänemark lebt. Ich legte ihm Münzen in seinen Pappbecher und schwärmte ihm von Streets of London vor, davon, dass diese Melodie zeitlos ist und davon, dass ich Ralph McTell gerne mal kennengelernt hätte. Dann erzählte Smerin mir, dass McTells Bruder sein Manager war.

    Es wirkt schon manchmal sehr mystisch und verschlungen, was uns Menschen einander begegnen lässt. Ich durfte mit einem Lied aufwachen, das mir noch am selben Tag neuerlich begegnete, weil ein Mann aus Dänemark ausgerechnet dort musizierte, wo ich tollpatschig genug sein würde, um dazu ins Gespräch zu kommen, dass der Mensch vor mir mit dem Bruder des Helden meiner Kindheit bekannt ist.

    Und was lernen wir daraus? Ich glaube, die Bayern werden in diesem Jahr wieder Meister. Hundertprozentig.

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