Markus Häggberg beschäftigt sich in seiner dreimal wöchentlich erscheinenden Kolumne augenzwinkernd mit Alltagssituationen. Sein Tagebuch, immer am Mann, quillt förmlich über von lustigen Begebenheiten. Diesem Mann entgeht nichts:
„Logbuch-Eintrag: Letztens, ich war in einem oberfränkischen Laden und stöberte so durch die Regale, da hörte ich, wie hinter meinem Rücken ein Schimpfen begann. ,Das darfst du nicht öffnen, auf keinen Fall‘, sagte der Mann zu der am Schreibtisch hinter der Kundentheke sitzenden Frau.
Die entschuldigte sich in aller Form und führte ihr Gespräch mit dem vor der Theke stehenden Kunden weiter. Dann sagte der Mann, der zweifelsohne der Chef, der Abteilungsleiter oder wenigstens der Großaktionär hier war: ,Ich habe dir das doch schon mal gesagt, es ist ein Unding, dass du das geöffnet hast!‘
Die Frau unterbrach ihr Kundengespräch, zeigte erneut Betroffenheit und entschuldigte sich abermals. Dann führte sie ihr Kundengespräch weiter, während der Chef, der Abteilungsleiter oder Obermufti im hinteren Teil des Ladens etwas zu verräumen begann. Während er dabei kruschte und kramte, grummelte er für alle verständlich aus sich hervor, dass die Mitarbeiterin das nicht öffnen durfte und dass ja ,ein Ding der Unmöglichkeit‘ war. Dann kam der Chef, der Abteilungsleiter oder Sales-Manager-Supervisor wieder nach vorne zur Theke und echauffierte sich abermals mit einer Lautstärke, die im Vergleich zu jener beim ersten Echauffieren, nichts an Dezibel und Taktlosigkeit eingebüßt hatte.
,Was für ein Heini!‘, dachte ich mir und kramte weiter durch die Regale. Vor allem störte ich mich daran, dass dieser Chef, Abteilungsleiter oder Gottes Ebenbild die Frau hinter der Theke mit der ewig gleiche Leier auch noch vor Kunden runterputzte. Dann aber verließ er den Laden und rief beim Abschied der Mitarbeiterin nochmals ihren Fehler ins Gewissen.
Mit ihm ging der Kunde durch die Tür und somit waren die Frau und ich alleine. Ich versicherte ihr, dass sie mir leidtat, weil alles vor dem Kunden ausgebreitet wurde. Die Frau schaute mich an und begann zu strahlen. Sie sagte: ,So ist mein Mann halt, der ist immer so. Wir haben nächstes Jahr Silberhochzeit. Es geht auf Capri.‘“