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BAD STAFFELSTEIN: Heimische Bauern in Not: Wer Schwein hat, hat Pech

BAD STAFFELSTEIN

Heimische Bauern in Not: Wer Schwein hat, hat Pech

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    Deutschland führt viel mehr Lebensmittel ein als aus, und das seitJahren, zeigt Michael Bienelin.
    Deutschland führt viel mehr Lebensmittel ein als aus, und das seitJahren, zeigt Michael Bienelin. Foto: Monika Schütz

    Wenn Hans Rebelein in seinen Computer sieht, vergeht ihm das Lachen. Er hat die aktuellen Preise für einen Doppelzentner Weizen aufgerufen. „Vor fünf, sechs Jahren kostete der noch zwölf, 13 Euro. Ende 2021 ist der Preis auf 25 Euro pro Doppelzentner angestiegen. Und jetzt liegt er bei 40 Euro. „Seit dem Krieg in der Ukraine ist der Preis geradezu hochgeschossen“, so Hans Rebelein, Geschäftsführer des Bauernverbandes (BBV).

    40 Euro sei der Verkaufspreis, den der Erzeuger, also der Landwirt, bekommen würde – hätte er noch Getreide aus der Ernte vom Herbst – und auch gleichzeitig der Preis, den Landwirte jetzt zahlen müssten, wenn sie den Weizen kaufen. Zum Beispiel als Beigabe zu ihrem Tierfutter. Um eine ausgeglichene Ernährung bei Schweinen und Ferkeln zu gewährleisten, müssten nämlich auch Eiweiß, Kohlenhydrate und Mineralfutter gefüttert werden. „Das Eiweiß steckt in Raps- und Sojaschrot, die Kohlenhydrate gibt's aus dem Getreide“, erklärt Rebelein. Was früher erlaubt war, nämlich Küchen- oder andere Reste zu füttern, wurde inzwischen gesetzlich verboten.

    „Bei Bayerns Bauern kommt von den aktuellen Preiserhöhungen derzeit so gut wie nichts an. Das kann nicht sein.“

    Michael Bienlein, BBV-Kreisobmann

    Ein anderes Gesetz regele die Gabe von Düngemitteln. Gülle und Mist auf die Felder aufzubringen, sei mit immer mehr Auflagen verbunden. Also greife der Landwirt zu den synthetisch hergestellten Düngern. Nächste Herausforderung: Ein Großteil dieser Düngemittel (Harnstoff und Kalk-Amon-Salpeter) wird in der Ukraine produziert. Dazu werde sehr viel Energie wie Gas und Strom benötigt.

    Hans Rebelein, der Geschäftsführer des BBV, beklagt, dass die Weizenpreisein ungeahnte Höhen steigen.
    Hans Rebelein, der Geschäftsführer des BBV, beklagt, dass die Weizenpreisein ungeahnte Höhen steigen. Foto: Monika Schütz

    „Der Krieg hat zum Erliegen der Transporte geführt, LKW und Züge fahren nicht mehr, die Fabriken sind geschlossen“, so Rebelein. Und schnell umstellen, zum Beispiel auf Gründüngung, sei kurzfristig nicht machbar. Zusätzlich steigen die Energiepreise stetig an. Und das ärgert den Bauernverband: Während jener Anteil des Ladenpreises, der an die Bäuerinnen und Bauern weitergereicht wird, niedrig bleibe, steigen die Kosten für die Arbeit auf den Höfen, in den Ställen und auf den Feldern ständig an.

    Situation spitzt sich dramatisch zu

    „Die Situation für Schweinehalter spitzt sich dramatisch zu“, zeigt sich Michael Bienlein, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, bei der Pressekonferenz im Amt für Landwirtschaft äußerst besorgt. „Damit die regionale Landwirtschaft überleben kann, darf der Handel sich nicht länger selbst die Taschen füllen. Die aktuellen Preiserhöhungen müssen eins zu eins an die Landwirte weitergegeben werden“, fordert der BBV.

    An den Preisen für die Erzeuger von Schweinefleischhat sich nicht viel geändert - an den Unkosten schon.
    An den Preisen für die Erzeuger von Schweinefleischhat sich nicht viel geändert - an den Unkosten schon. Foto: Monika Schütz

    Fakt sei: Fleisch, Milch, Brot – im Supermarkt werde im Moment alles teurer. In den Medien werde sogar vor einem „Preisschock“ bei Lebensmitteln gewarnt. „Doch bei Bayerns Bauern kommt von den Preiserhöhungen derzeit so gut wie nichts an. Das kann nicht sein“, wettert Bienlein und kritisiert weiterhin: „Wir liefern zwar die Lebensmittel, aber erhalten nur einen Bruchteil des Ladenpreises. Die großen Gewinne landen in den Taschen der Handelskonzerne.“

    Ohne baldige Aussaat auf ukrainischen Feldern keine Ernte

    Und schon stehe das nächste Problem vor der Tür: Wenn auf ukrainischen Feldern nicht gesät werden könne, werde es auch definitiv keine Ernte geben. „Jetzt ist das Zeitfenster für die Mais- und Sonnenblumen-Aussaat“, so Hans Rebelein mit Blick auf den Kalender. Die Ukraine ist hier der weltweite Marktführer. „Wenn sich nicht schnell etwas ändert, ist die Zeit dafür vorbei“, befürchtet er. Und das würde enorme Auswirkung auf die Nahrungsmittelversorgung weltweit bedeuten. Für Deutschland fordert er konkret: „Die Grundversorgung muss im eigenen Land gesichert sein! Wir machen uns zu abhängig!“

    Deutschland führt viel mehr Lebensmittel ein als aus - und das seitJahren.
    Deutschland führt viel mehr Lebensmittel ein als aus - und das seitJahren. Foto: Monika Schütz

    Auch Heiner Kunzelmann, Geschäftsführer der Raiffeisen Waren GmbH Ebensfeld mit Standorten in Ebensfeld, Bad Staffelstein und Zapfendorf, bestätigt die aktuelle Entwicklung: „Die Preise für die Düngemittel sind von Herbst 2021 bis jetzt im März 2022 auf das Dreifache gestiegen.“ Er habe zwar noch eine gewisse Menge eingelagert, sagt er, aber man müsse sehen, zu welchen Preisen es abgegeben werden könne und ob die Landwirte da mitspielten.

    „Das Saatgut für Buchweizen kommt aus der Ukraine, hier ist der Markt komplett weggebrochen!“

    Heiner Kunzelmann, Geschäftsführer der Raiffeisen Waren GmbH Ebensfeld

    Bei Saatgetreide und anderem Saatgut sehe es wesentlich schlechter aus: „Das Saatgut für Buchweizen kommt aus der Ukraine, hier ist der Markt komplett weggebrochen!“ Wer sich hier schon im Winter bevorratet habe, könne sich glücklich schätzen. Für die anderen sieht Heiner Kunzelmann düstere Wolken aufziehen: „Wer Getreide oder andere Sämereien ausbringt, muss ja erst 'mal vorfinanzieren.“ Und da die Kosten für alle Betriebsmittel preislich in ungeahnte Höhen geschnellt seien, könne das für einige Landwirte sehr, sehr knapp werden. Kunzelmann: „Für die Vieh haltenden Betriebe ist das eine Katastrophe!“ Wie das enden wird? Heiner Kunzelmann zuckt mit den Schultern: „Was soll ich sagen. Ich bin auch nicht gescheiter als die anderen.“

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