Der von Russland ausgehende Krieg in der Ukraine hat Geschäftsbeziehungen von Unternehmen im Raum Lichtenfels mit Firmen in Russland und Ukraine „faktisch zum Erliegen“ gebracht. Dies teilt der Vorsitzende des Industrie- und Handelskammer (IHK)-Gremiums Lichtenfels, Wilhelm Wasikowski, dieser Redaktion auf Nachfrage mit. Es gebe zum Teil langjährige Geschäftskontakte von hier in die Ukraine. Die betroffenen Unternehmen „sorgen sich um Leib und Leben ihrer Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartner sowie deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, so der IHK-Vizepräsident weiter.
Im Raum Lichtenfels gibt es nach Angaben Wasikowskis acht Unternehmen, die Geschäftsbeziehungen mit Firmen in der Ukraine haben. Dazu kommen 14, die sich in Russland und sechs, die sich im russlandfreundlichen Belarus wirtschaftlich engagieren. In ganz Oberfranken unterhalten rund 100 Firmen Geschäftsbeziehungen mit Firmen in der Ukraine und 200 mit Unternehmen in Russland.
In die Ukraine exportieren oberfränkische Unternehmen vor allem Maschinen und Textilien, nach Russland auch Kraftfahrzeugteile. In beide Länder werden, so Wasikowski weiter, außerdem unter anderem Werkzeuge, Holz- und Baustoffe, Kunststoffwaren, Textilprodukte sowie Produkte aus Leicht- und Stahlmetallbau exportiert.
Heimische Firmen beziehen aus der Ukraine vor allem Kraftfahrzeugteile, Bekleidung, Möbel und Sperrholz.
Der jetzige Zusammenbruch der Wirtschaftsbeziehungen könnte vor allem für die heimische Polstermöbelindustrie ernsthafte Folgen haben. Russland, die Ukraine und Weißrussland seien die Hauptlieferanten für Sperrholz, das die Polstermöbelindustrie benötige. „Das bewegt uns im Raum Lichtenfels besonders. Hier wissen wir nicht, wie es mit den Lieferungen weitergeht“, so der IHK-Vizepräsident weiter.

Zum Anteil der Geschäfte heimischer Unternehmen mit Firmen in der Ukraine und Russland gebe es keine Erkenntnisse. Bayernweit gehen 1,6 Prozent des Exports nach Russland und nur 0,37 Prozent in die Ukraine. Bei den Importen kommen drei Prozent aus Russland und nur 0,22 Prozent aus der Ukraine.
„Die Unternehmen sorgen sich um Leib und Leben ihrer Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartner sowie deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“
Wilhelm Wasikowski, Vorsitzender IHG-Gremium Lichtenfels
Derweilen befürchtet die IHK keine Engpässe bei der Versorgung unserer Bevölkerung und für heimische Unternehmen mit dem wichtigen Energieträger Gas. Zwar sei Russland einer der wichtigsten Gas-Lieferanten für Deutschland. Die deutschen Erdgasspeicher seien momentan aber noch zu knapp einem Drittel gefüllt. „Nach Expertenmeinungen drohen keine Engpässe“, so Wasikowski weiter. Ziel müsse es nun sein, die Abhängigkeit von Russland schnellstmöglich spürbar zu reduzieren, damit es auch künftig keine Engpässe gebe.
Die Geschäftsbeziehungen mit Russland hätten indessen, so Wasikowski, bereits in den vergangenen Monaten geschwächelt. „Die Unternehmen beklagen bereits seit Jahren eine stetige Zunahme von Handelshemmnissen.“ In einer Umfrage der IHK-Organisation unter exportierenden Unternehmen Anfang Februar hätten nur 15 Prozent der Unternehmen die aktuelle Geschäftslage in Russland positiv bewertet, 49 Prozent aber negativ.
Zum jetzigen Zeitpunkt lasse sich überhaupt nicht einschätzen, wie sie dir künftigen Wirtschaftsbeziehungen mit Ukraine und Russland entwickeln. Letztendlich hänge alles davon ab, wie lange die kriegerischen Auseinandersetzungen andauern.