Eine Schuhreihe steht vor dem Regal im Flur. Das blaue Paar in Superklein gehört dem dreijährigen Tim. Die Barbie-Slipper der siebenjährigen Lena. Die froschgrünen Fußballtreter schnürt sonst der zehnjährige Max, bevor er als Stürmer loslegt. Mutter Alina schlüpft gerne in Schlappen im Sport-Look (Die Namen der Familie sind alle von der Redaktion geändert).
„Das sind die Lieblingsschuhe meiner Kids“, sagt die 30-Jährige. Die sind gerade in der Schule oder im Kindergarten. „So ruhig ist es sonst nicht“, meint die Mutter.
Sie sitzt am Tisch in der Wohnküche. Das Zimmer ist schlicht eingerichtet. Eigentlich nur Tisch und Bänke und eine Küchenzeile. Ein Wohnzimmer wäre schon schön. Aber so hat ihre Tochter ein Zimmer, die zwei Jungs teilen sich eines, und Alina hat zumindest ihr Schlafzimmer als Rückzugsort.
So richtig hat es mit dem Berufsleben nicht geklappt. Bis zum ersten Kind arbeitet die junge Frau in Vollzeit als Näherin. Dann gab es nur noch vereinzelt Jobs. „Ich war für meine drei Kinder da“, sagt sie. Dann zerbricht die Beziehung und Alina will ihren Kinder ein Vorbild sein. Und auch das Jüngste des Trios geht jetzt in den Kindergarten. „Es ist wichtig, eine Arbeit zu haben. Das will ich auch als Mutter weitergeben“, erklärt sie. Vor wenigen Monaten wollte sie wieder fest zu arbeiten beginnen. „Es muss natürlich kein Traumjob sein. Ich war Reinigungskraft. Aber ausgerechnet in der Probezeit hatte ein Kind nach dem anderen ein Erkrankung“, sagt die alleinerziehende Mutter. Verwandte, die während der Krankheit die Aufsicht der Kinder übernehmen, die gibt es nicht. „Die Fehlzeiten gleich zu Beginn waren dem Arbeitgeber zu viel. Aber was sollte ich denn tun? Ich musste mich um die Kleinen kümmern. Es war zum Verzweifeln“, erklärt sie.
Jetzt sucht sie nach einem neuen Job, mit Arbeitszeiten, die sie mit ihrer Aufgabe als Mutter vereinbaren kann. Das ist nicht so einfach. Aber immerhin ist sie jetzt mobil. Mit dem letzen Ersparten hatte sie sich einen uralten Kombi gekauft. „Den Wagen brauche ich, um einen Job zu bekommen“, erklärt die junge Frau, die in einer ländlichen Gemeinde im nördlichen Landkreis lebt. „Und natürlich auch für die Einkäufe, oder um zur Tafel zu kommen“, fügt sie hinzu. Ab und an kann Alina ein paar Euros zur Seite legen. „Dann machen wir auch einen Ausflug damit in die nähere Umgebung, zum Wandern und zu einem Spielplatz. Zu Zielen, die keinen Eintritt kosten, und bei der wir eine Brotzeit mitnehmen können“, führt sie aus
Verreisen, das hat die junge Frau eigentlich so noch nie erlebt. Im Ausland war Alina in ihrem ganzen Leben noch nicht. „Ich würde einmal gerne das Meer sehen. Aber vor allem würde ich es gerne meinen Kindern zeigen“, sagt sie.
Rund 20 Jahre und viele, viele Kilometer hat der Kombi auf dem Buckel. „Zum Glück habe ich einen guten Bekannten, der schon mal kleine Reparaturen übernimmt“, fügt sie hinzu.
Spricht Alina von ihren Kindern zählt sie gleich die Stärken auf. „Ich bin schon sehr glücklich, sie zu haben“, meint sie. Aber die beiden älteren haben einen Förderbarf und besuchen daher die St. Katharina Schule des Heilpädagogischen Zentrums in Lichtenfels. „Die Kinder sind leider sehr unruhig. Das fordert oft sehr viel Kraft“, sagt die Mutter.

Manchmal, wenn abends ihr Trio endlich schläft, wagt die 30-Jährige ein wenig zu träumen. „Ich wollte immer Schauspielerin werden. Bei einer Fernseh-Serie mitspielen. Was meine Lieblingsrolle wäre? Mutter in einer harmonischen Familie mit einem tollen Mann“, sagt die junge Frau. „Aber in der Liebe habe ich gerade wenig Glück. Die Schauspielerei, das ist halt eine Träumerei“, sagt sie. Der Trennung ging ein Umzug voraus, der Kosten verursachte. Dann gab es eine hohe Nachzahlung für Strom. Den Kaufpreis für den betagten Kombi stottert Alina in Raten ab. Aber die KfZ-Versicherung zu bezahlen, ist bei den zuvor genannten extra Rechnungen nicht mehr stemmbar. „Bis jetzt kamen wir immer so einigermaßen mit dem Geld hin. Aber die Umzugskosten und die Nachzahlung plus die Kosten für das Auto – das war dann zu viel. Jetzt haben wir Schulden. Das macht mir Sorgen, ich hatte vorher noch nie solche Schulden. Plötzlich konnte ich die Miete nicht mehr zahlen“, schildert Alina.
„Alina lebt mit ihrer Familie sehr sparsam. Und braucht auch auf dem Land ein Auto. Für ihre Kinder, aber auch, wenn sie die Chance auf einen Job erhöhen will. Pro Kopf hat die Familie 100 Euro im Monat zu leben. Weniger geht einfach nicht“, erklärt Angela Lohmüller von der Sozialen Beratungsstelle der Caritas in Lichtenfels.
Daher stellte die Sozialpädagogin bei „Helfen macht Spaß“ einen Antrag für Mietkosten, Kfz-Versicherung und Bar-Beihilfe in Höhe von insgesamt 1300 Euro. Die Barbeihilfe wird auch in das Weihnachtsessen fließen: Gänsebrust mit Klößen und Blaukraut will Alina kochen. „Wie ich mich da schon darauf freue“, sagt sie. Und auch für die Kinder wird es ein schöne Überraschung geben.
Für Spenden In Zusammenarbeit mit den Wohlfahrtsverbänden unterstützt die OT-Leseraktion „Helfen macht Spaß“ Bedürftige am Obermain. Eine über 20-jährige Tradition hat der HMS-Weihnachtsaufruf. Wie gewohnt werden dabei der Namen der Spendenden und die Höhe der Spende (ab zehn Euro) genannt. Spenderinnen und Spender, die dies nicht wollen, bitten wir, bei der Überweisung neben dem Stichwort „Helfen macht Spaß“ zusätzlich „Anonym“ zu vermerken. Herzlichen Dank. Spenden: BRK-Kreisverband Lichtenfels, IBAN: DE 26 7835 0000 0000 0388 85, Sparkasse Coburg-Lichtenfels, Verwendungszweck: „Helfen macht Spaß“. Wer für die HMS-Sonderaktion „Ukraine“ spenden will: Hier lautet das Stichwort: HMS-Ukraine.