Der aufmerksame Blick, wenn man einen Wagen mit der Aufschrift „Fahrschule“ vor sich hintuckern sah, ist derzeit nicht nötig. Die Fahrschulen in Bayern dürfen derzeit noch keinen Unterricht halten. Sie gehören zu den „Bildungseinrichtungen im außerschulischen Bereich“, die bisher nicht öffnen dürfen. Erst ab Montag sind Theorie- noch Praxisunterricht wieder erlaubt.
Auch ein Online-Unterricht, wie er in vielen Einrichtungen mittlerweile schon zur Regel gehört, darf nicht stattfinden. „Nur mit dem Lernprogramm vom Lehrmittelverlag, der kleine Videosequenzen hat, können die Schüler derzeit lernen“, sagt Oliver Hopfenmüller von der Fahrschule Hopfenmüller in Bad Staffelstein.
Fristen in der Fahrausbildung verlängert
TÜV und Landkreis Lichtenfels haben inzwischen die Gültigkeitsspanne einer bestandenen Theorieprüfung auf zwei Jahre verlängert, ebenso die Frist vom Beginn der Ausbildung bis zu einer Prüfung.
Oliver Hopfenmüller tröstet das. Er weiß, dass seine Schülerinnen und Schüler frustriert sind. Auch die Tatsache, dass die Abwicklung der von ihm beantragten finanziellen Soforthilfe reibungslos und schnell verlaufen ist, freut ihn.
„Am Anfang wollte ich erst einmal abwarten, aber ich habe Leasing-Gebühren, Versicherungen, die zu zahlen sind und Vieles mehr“, erklärt der Fahrschulinhaber weiter. „Die Schüler sind ja da. Die Einnahmen kommen nur später.“
Er habe aber Respekt vor dem vermutlich „geballten“ Ansturm, sobald er seinen Betrieb wieder öffnen darf. Er sei gut aufgestellt, das Auto werde oft laufen, eventuell werde er sogar einen zusätzlichen Unterricht freitags und samstags anbieten.
Die Fahrschulen müssen ebenfalls ein Hygienekonzept umsetzen. Dazu werde der Landesverband Bayerischer Fahrlehrer seine Richtlinien herausgeben. Hopfenmüller hofft auf das Verständnis der Schüler und Eltern: „Ich werde wahrscheinlich eine Prioritätenliste machen und die Schüler dann nach und nach abarbeiten. Wer kurz vor einer Prüfung stand, wird eher am Anfang kommen. Ich werde so viel fahren als möglich. Nur sonntags nicht“, meint er leicht scherzhaft.

Auch die Fahrschule Bernhardt in Klosterlangheim kämpft mit den Folgen der Corona-Krise: „Wir erleben eine ganz schöne Belastung. Wir stehen still und wissen nicht: Was kommt wann? Auf was und wann können wir uns vorbereiten? Das ist nervenaufreibend“, verrät Inhaber Karl Brendel. Wenn der Betrieb wieder startet, sei sicher mehr Personal notwendig.
Steigen die Kosten für den Fahrschulunterricht?
Die Sicherheits- und Hygienemaßnahmen, die dann aber zu leisten sein werden, werden Zeit verschlingen. Zum anderen müssten in der Zeit, in der die Fahrlehrer das Auto desinfizieren oder nach jeder Fahrt durchlüften, diese auch bezahlt werden. „Das wollen wir nicht auf die Kunden umlegen.“
Ein anderer Faktor betreffe die Schüler selbst: Wenn sie eine wochenlange Pause im Unterricht haben, könnten Probleme bei der Wiederaufnahme der Ausbildung auftauchen. Eventuell müsse Einiges erst einmal wiederholt werden.

Am Montag dürfen die Fahrschulen nun wieder aufmachen. Brendel hätte sich auch eine schrittweise Öffnung seines Betriebs vorstellen können, wie sie in anderen Bundesländern praktiziert wird. Etwa mit Start des Motorradunterrichts: Da sei die gesetzliche Distanz leichter einzuhalten. Auch entsprechende Kleidung könnten die Kunden von zu Hause mitbringen.
Wie werden Fahrschulen eingeordnet, fragt sich der Fahrschulbesitzer. „Wir sind in die Nische des Freizeitbereichs gerückt worden,“ meint Brendel. Zu Beginn der Corona-Krise hätten Fahrschulen noch als Bildungseinrichtungen gegolten. Aber Schulen haben ihren Unterricht zumindest teilweise schon wieder aufgenommen.