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NEUDORF/LICHTENFELS: Igelmama Marion Damm aus Neudorf hat Tipps für Igelfreunde

NEUDORF/LICHTENFELS

Igelmama Marion Damm aus Neudorf hat Tipps für Igelfreunde

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    Marion Damm zeigt den verletzten Pflegling, der nur noch drei Beine hat. Fotos: Josef Schröder
    Marion Damm zeigt den verletzten Pflegling, der nur noch drei Beine hat. Fotos: Josef Schröder

    Fast täglich bekommt Marion Damm, Vorsitzende des Landesbundes für Vogelschutz, Kreisgruppe Lichtenfels, Anrufe von besorgten Menschen, die Igelkinder gefunden haben: Sie haben Bedenken, ob die Kleinen durch den Winter kommen. Seit vielen Jahren hilft Damm kranken und geschwächten Stacheltieren. Sie kann deshalb aus eigener Erfahrung beruhigen.

    „Viele Menschen bedenken nicht, dass die Igelkinder in den Monaten Juli und August geboren werden. Selbst Anfang September kommen noch manche der possierlichen Tiere auf die Welt. Somit ist es unmöglich, dass diese alle jetzt schon ein Gewicht von 500 Gramm oder mehr haben“, erklärt die engagierte Tierschützerin. Jetzt sei es ganz normal, Igelkinder mit einem Gewicht von 300 Gramm oder sogar noch weniger anzutreffen. Darüber müsse man sich nicht gleich Sorgen machen.

    Einfach in Ruhe lassen

    „Sie haben noch einige Wochen Zeit, um sich Fettreserven für den Winterschlaf anzufressen. Igel sind Wildtiere, die unter Artenschutz stehen. Deshalb sollten sie in Ruhe gelassen werden. Kleine Igel sind deshalb nicht gleich in Obhut zu nehmen“, sagt die LBV-Kreisvorsitzende.

    Igel, die keine Hilfe benötigen, dürfen nicht aus der Natur entnommen werden. „Was viele Gartenbesitzer oft überhaupt nicht bedenken, ist, dass die Igel sehr gebietstreu sind. Sie bleiben in ihrem Revier, wenn es genug Futter und Rückzugsmöglichkeiten gibt. In ihrer Heimat kennen sie sich aus. Mit einem naturnahen Garten ist ihnen das ganze Jahr über geholfen“, rät Marion Damm.

    Naturnahe Gärten

    Dazu gehörten „wilde Ecken“ und Laubhaufen mit Reisig. Tierfreunde könnteb auch Igelhäuser anbieten und diese eventuell an einer geschützten Stelle oder unter dichten Gehölzen aufstellen. Gärten, die nach dem reinen Sauberkeitsprinzip angelegt werden, seien für den Igel total lebensfeindlich. „Außerdem brauchen die Tiere einen sehr großen Radius, um genügend Nahrung zu finden. Deshalb müssen Durchlässe im Zaun geschaffen werden, damit sie von Garten zu Garten wandern können“, sagt die Naturschützerin.

    Immer wieder erlebe sie, dass Igel Obst oder Gemüse angeboten werde, was diese aber links liegen ließen. „Kein Wunder, der Igel ist ein Insekten- und Fleischfresser. Er mag keine roten Äpfel und verspeist höchstens die Fliegen und Larven, die sich am süßen Obst aufhalten. Der Darmtrakt des Igels kann das Obst überhaupt nicht verwerten und er nimmt deshalb damit auch nicht zu. Die Lieblingsspeisen für die Stacheltiere sind unter anderem Mäuse, Käfer, Tausendfüßler, Ohrwürmer, Spinnen und Regenwürmer“, klärt Damm auf.

    Was gehört in die Futterstation?

    Untergewichtigen Kerlchen könne man im eigenen Garten eine Futterstation mit einem Gemisch aus Katzennass- oder Trockenfutter sowie Igeltrockenfutter anbieten. Außerdem sei stets Wasser in einem flachen Behältnis bereitzustellen. „Keinesfalls sollte man den Igeln Kuhmilch sowie Katzenmilch anbieten. Die Futternäpfe sind dringend regelmäßig zu reinigen, um Krankheiten vorzubeugen“, mahnt die Igelschützerin.

    Eine Mausefalle hat diesem Igel ein Bein abgequetscht.
    Eine Mausefalle hat diesem Igel ein Bein abgequetscht.

    Eine trockene Unterkunft und regelmäßiges Futter seien eine gute Unterstützungen für die Tiere, die sich langsam auf den Winterschlaf vorbereiten.

    In den kommenden Wochen werde man immer wieder mal Stachelritter antreffen. Die Igelkinder würden schon sehr bald sich selbst überlassen. Manche würden schon mit acht Wochen allein ihre ersten Erkundigungstouren unternehmen. Das sei ganz normal, erklärt Marion Damm.

    Verletzungen durch Mausefallen

    „Ich bin immer wieder entsetzt, welch schwere Verletzungen Igel durch den unsachgemäßen Einsatz von Geräten erleiden müssen. So wurde mir vor einigen Tagen ein Igel gebracht, der eine Mausefalle an seinem Bein mitgeschleppte. Er wurde in einer Wiese von zwei aufmerksamen Damen aus Bad Staffelstein gefunden. Das gequetschte Bein wurde vom Tierarzt behandelt und konnte gerettet werden. Nun läuft der Patient bei mir schon wieder in der Wiese herum. Die tierärztliche Behandlung war ein Erfolg.

    Sie ist ungehalten über das freie Aufstellen von Mausefallen, das Laufenlassen von Mährobotern, besonders in der Nacht, sowie das Ausmähen von Sträuchern mit Motorsensen an unübersichtlichen Stellen im Garten.

    Bedrohlicher Rückgang

    Auch weist sie darauf hin, dass kleine Igel beim Umherwandern oft steile Kellertreppen herunterfallen und nicht mehr hochkommen. Ein schmales Brett oder Steine an einer Seite der Stufen helfen dann beim Klettern. Wenn die hilflosen Igelkinder nicht gleich entdeckt werden, blieben sie ausgehungert und völlig unterkühlt zurück.

    Auch gelagerte Netze und Bindfäden könnten Todesfallen sein, da sich die Igel in diesen oft verhedderten und sich dann nicht mehr befreien könnten. Ausgehobene Gruben sollte man gleich abdecken und steile Ufer am Gartenteich abflachen.

    Auch gelte es neben dem Igel Rücksicht auf andere Mitbewohner des Gartens wie zum Beispiel Kröten und Blindschleichen zu nehmen.

    Damm zitiert aus einer Pressemitteilung, dass immer weniger Igel auf den Straßen überfahren werden. Das sei kein Wunder, da es immer weniger von diesen Tieren gebe. Der Rückgang sei für den Igel schon bedrohlich. Jeder Gartenbesitzer könne mit mehr Natürlichkeit einen Beitrag zur Rettung leisten.

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