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LICHTENFELS: In den Freibädern ist Personal knapp

LICHTENFELS

In den Freibädern ist Personal knapp

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    Badleiter Michael Hanke und Rettungsschwimmerin Nadja Mrossek, Freibad Redwitz, freuen sich auf das neue Edelstahlbecken; dennoch belasten Energie- und Instandhaltungskosten das Bad.
    Badleiter Michael Hanke und Rettungsschwimmerin Nadja Mrossek, Freibad Redwitz, freuen sich auf das neue Edelstahlbecken; dennoch belasten Energie- und Instandhaltungskosten das Bad. Foto: Corinna Tübel

    Das Aquarena in Zapfendorf ist seit 27. Mai geschlossen. Nur wenige Tage hatte es geöffnet – nachdem ein Dienstunfall einer Fachkraft schon die Verschiebung der Baderöffnung zur Folge hatte. Eine einzige verbliebene Fachkraft könne den Badebetrieb nicht alleine aufrechterhalten kann, nehmen die Verantwortlichen bei Facebook vor der Eröffnung Stellung.

    In den sozialen Medien begannen bereits erste Diskussionen darüber, wie es durch den Sommer weitergehe. Das Aquarena Zapfendorf schrieb dort jedoch im Hinblick auf die Personalsituation: „Im Laufe der Saison sollte es zum Beispiel durch Qualifizierungsmaßnahmen besser werden.“

    Dann der Paukenschlag: Am 26. Mai erklärte der Markt Zapfendorf unvermittelt für die Badegäste: „Aufgrund eines weiteren kurzfristigen, unkompensierbaren Personalausfalls können wir einen sicheren Badebetrieb nicht gewährleisten.“ Die Schließung erfolge „bis auf Weiteres“. Wann das Aquarena wieder öffnen wird, sei „noch nicht absehbar“, so die Zweite Bürgermeisterin Sabine Köhlerschmidt.

    Hinter diesem Fall steckt ein grundsätzlicher Fachkräftemangel: Die Zweite Bürgermeisterin und die Geschäftsleitung haben auch bei ihrer Suche um Unterstützung bei den umliegenden Schwimmbädern beziehungsweise den Betreibern auch über die Landkreisgrenzen hinaus keinen Erfolg gehabt. Auch die Firma „Bädercoach“, die im vergangenen Jahr bereits unterstützte, konnte kein zusätzliches Personal stellen.

    Das Freibad Redwitz investiert in ein neues Kinderareal.
    Das Freibad Redwitz investiert in ein neues Kinderareal. Foto: Corinna Tübel

    Auch im Freibad Kunomare Burgkunstadt, das am vergangenen Wochenende in die neue Saison gestartet ist, belastet der Personalmangel. Aktuell sind zwei Fachangestellte für Bäderbetriebe im Schichtbetrieb nicht nur für die Betreuung der Badegäste, sondern auch für die Gartenpflege, technische Betreuung und Instandsetzung, Reparaturarbeiten und vieles mehr verantwortlich. Lediglich der Kassenbetrieb und die Unterhaltsreinigung der Sanitäranlagen werden von anderen Personen erledigt. An Feiertagen, Samstagen und Sonntagen leistet die DLRG Burgkunstadt zur Unterstützung ehrenamtlichen Wachdienst.

    Ähnlich sieht die Lage im Freibad Redwitz aus: Das dreiköpfige Team aus Badleiter Michael Hanke und zwei Rettungsschwimmern ist über den Bauhof der Gemeinde angestellt, aber „gut aufgestellt“. Dagegen fehlen Reinigungskräfte dem Bad. Zusätzlich unterstützen Ehrenamtliche bei der Aufsicht. „Wir sind sehr froh, sie zu haben, aber wenn sie mal aufhören, kommen zu wenige nach.“

    Mehr Aufsicht notwendig

    Dabei scheint gerade heute mehr Aufsicht und Begleitung der Badegäste notwendig: „Uns bereiten die viel diskutierten Defizite unserer Kinder und Jugendlichen im Schwimmen große Sorge“, verrät Martin Lüders, Geschäftsführer der Freizeit GmbH Bad Staffelstein. „Auch die Badeunfälle in unserem direkten Umfeld haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Das ist aus meiner Sicht auf jeden Fall ein Thema, welches uns noch weiter begleiten wird.“

    Am Badesee Ostsee läuft das Badevegnügen, aber auch jetzt sei man auf der Suche nach Aushilfen, um die Mitarbeiter zu unterstützen.
    Am Badesee Ostsee läuft das Badevegnügen, aber auch jetzt sei man auf der Suche nach Aushilfen, um die Mitarbeiter zu unterstützen. Foto: Juliane Schmuck, Freizeit GmbH Bad Staffelstein:

    Am Badesee Ostsee sei man „grundsätzlich vorbereitet. Wir suchen aber natürlich auch gerade jetzt im Sommer nach Aushilfen, um unsere Mitarbeiter zu unterstützen. Für Studenten oder Schüler, die aus dem Bereich der Wasserwacht oder der DLRG kommen, ist das eine gute Möglichkeit, sich an den Wochenenden oder in den Semesterferien etwas dazu zu verdienen. Und der Arbeitsplatz selber ist sicher einer der schönsten im Landkreis.“

    Solch einen Arbeitsplatz haben die Mitarbeitenden auch am Badesee Ebensfeld: Dort kümmern sich zwei Platzwarte um die Anlage und betreuen die Besucher. „Diese waren schon letztes Jahr als Saisonkräfte bei uns beschäftigt. Sie kennen den See, ihre Aufgaben und einige Besucher“, so Lisa Zillig von Gemeinde Ebensfeld.

    Die Ortsgruppe der Wasserwacht nutzt den See unter anderem für die Ausbildung ihrer Wasserretter. „Dies unterstützen wir gerne. Wir sind froh, dass es mit der Ortsgruppe Ebensfeld jemanden gibt, der im Notfall ausrücken könnte.“

    Fachkräftemangel

    Doch woran liegt der Fachkräftemangel? Thomas Horn, einer der Bademeister des Freibads Kunomare, nennt die Unattraktivität des Berufs für nachkommende Generationen. „Die Ausbildung ist schwer. Körperlich wird uns einiges abverlangt, und auch der theoretische Teil fordert einen. In Kombination mit der relativ niedrigen Entgeltgruppe, in der wir zunächst angesiedelt sind, denken sich wohl viele: Dann lerne ich einen anderen Beruf.“

    Martin Lüders nennt jedoch gerade die Breite der Ausbildung einen Pluspunkt: Fachangestellte für Bäderbetriebe lernen technische, betriebswirtschaftliche und soziale Inhalte sowie praktisches Wissen. „Sehr interessant und nach dem Abschluss vielfältig einsetzbar. Dadurch sind die Fachkräfte aber auch gefragt wie Goldstaub.“

    Oder liegt es an den Badbesuchern selbst? Thomas Horn spricht von Badegästen, die immer aggressiver und anspruchsvoller werden – besonders seit der Pandemie. „Viele kommen zunehmend genervt ins Freibad und können nicht mehr mit anderen.“ Die Verschiedenheit der Menschen werde für das Bad zunehmend zur Herausforderung. „Nicht alle akzeptieren mehr die Baderegeln. Das gibt oft Schwierigkeiten.“ Und dann kommt vielleicht noch die exponierte Lage am Obermain hinzu: Der Landkreis Lichtenfels hat viele Hallen- und Freibäder sowie Badeseen, darauf weist Lisa Zillig aus Ebensfeld hin.

    Hohen Energiekosten

    Die andere „Gewitterwolke“ des Jahres sind die hohen Energiekosten. Dabei haben einige Bäder bereits auf regenerative Energien gesetzt: Im Kunomare Burgkunstadt etwa wird das Beckenwasser ausschließlich mit Solarheizung erwärmt. Die Betriebskosten seien deshalb im Gegensatz zu anderen Bädern überschaubar. Thomas Horn gibt jedoch zu bedenken: „Bedingt durch saisonale Öffnung ist es nicht möglich, Freibäder kostendeckend zu betreiben!“

    Schon früh ziehen Gäste ihre Bahnen im Freibad Redwitz, dessen Team gut aufgestellt ist.
    Schon früh ziehen Gäste ihre Bahnen im Freibad Redwitz, dessen Team gut aufgestellt ist. Foto: Corinna Tübel

    Auch im Freibad Redwitz sorgt eine neue Dachsorberanlage seit dieser Saison für warmes Wasser. „Aber es ist trotzdem ein Luxus geworden, ein Bad zu betreiben“, so Michael Hanke im Hinblick auf die Energie- und Instandhaltungskosten. Vor allem die gestiegenen Preise für Pumpen oder die notwendigen Chemikalien fallen ins Gewicht. Hinzu kommen Lieferengpässe vieler Hersteller.

    Doch das Freibad in Redwitz kann in eine sichere Zukunft blicken – zumindest, was die Ausstattung betrifft: Das neue Kinderbecken soll voraussichtlich Ende Mai fertiggestellt werden. Die Kosten hierfür belaufen sich auf rund eine halbe Million Euro. Ein noch größerer Betrag wird in das große, neue Edelstahlbecken gesteckt. „Das rechnet sich schon. Damit hat man zum Beispiel weniger Fliesenbrüche und andere Reparaturen.“

    Strom auch am Badesee

    Auf unbestimmte Zeit geschlossen: das Freibad Aquarena in Zapfendorf.
    Auf unbestimmte Zeit geschlossen: das Freibad Aquarena in Zapfendorf. Foto: Markus Drossel

    Diese kann ein Badesee zwar nicht bekommen, völlig „kalt“ lassen die Energiekosten etwa den Badesee Ebensfeld aber trotzdem nicht: Die Zirkulationsanlagen, die die Wasserqualität verbessern und auch in heißen Sommern den See nicht „kippen“ lassen, sind strombetrieben. Diese wurden 2018 angeschafft. „Der Verbrauch liegt bei cirka 2500 kWh im Jahr. Vor einigen Monaten wurde aufgrund der hohen Strompreise über eine Umrüstung auf Solarsysteme diskutiert. Dies war jedoch nicht wirtschaftlich. Die Anlagen werden ganz normal weiter betrieben“, so Lisa Zillig.

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