Informieren – beten – handeln. Diesen Dreiklang beherzigen Christinnen, wenn sie alljährlich zum Weltgebetstag einladen. In diesem Jahr richteten sie ihren Fokus auf die Insel Taiwan im chinesischen Meer. Dort ist die Gottesdienstordnung entstanden, die die taiwanesischen Frauen unter das Motto „Glaube bewegt“ gestellt hatten.
In Lichtenfels setzte sich ein 13-köpfiges Frauenteam beider Konfessionen mit den Anliegen ihrer Glaubensschwestern aus Asien auseinander und lud am Wochenende zu einem Weltgebetstagsgottesdienst in die Kirche Heilige Familie ein.
Frauen aus Taiwan wählten das Motto „Glaube bewegt“
Die zahlreichen Besucher erfuhren, dass der Inselstaat zwischen Japan und den Philippinen 180 Kilometer vor dem chinesischen Festland liegt und aus einer Hauptinsel und über 100 weiteren kleineren Inseln besteht. Rund 23 Millionen Menschen leben dort. Neben 16 indigenen Gruppen sind es die Nachfahren von Einwanderern aus verschiedensten Teilen Asiens.
Zwei Millionen Menschen hatten sich einst vor den Kommunisten auf dem Festland auf die Insel geflüchtet. Die riesige Volksrepublik China mit einer Bevölkerung von 1,4 Milliarden Menschen beansprucht die Insel als eine ihrer Provinzen und sorgt damit für ständige Spannungen.

Im Jahr 1971 erklärten die Vereinten Nationen die Volksrepublik China zur einzig legitimen Vertretung China. Deshalb haben heute die meisten Staaten keine diplomatischen Beziehungen zu Taiwan – auch nicht die USA und Deutschland – aus Angst um die wichtigen Handelsbeziehungen mit der Volksrepublik. Gleichzeitig werden die Vereinigten Staaten nicht müde, Taiwan ihre Unterstützung zuzusichern.
Viele Sprachen, Völker und Religionen
Inmitten dieser sich zuspitzenden Spannungen leben die Taiwaner in einer multiethnischen Gesellschaft. Die Vielfalt spiegelt sich in zahlreichen unterschiedlichen Sprachen und ebenso in ihrer Religionsausübung wider. Mehr als 40 Prozent praktizieren chinesischen Volksglauben – eine Mischung aus Taoismus, Konfuzianismus und verschiedenen Volksreligionen. Mit etwa fünf Prozent ist das Christentum nur schwach vertreten, aber 60 Prozent der Indigenen gehören einer christlichen Kirche an. Dennoch verläuft das Zusammenleben ohne große Konflikte.
Beim Blick auf die Politik gilt Taiwan als vorbildliche Demokratie, vergleichbar mit Deutschland, Österreich oder der Schweiz. Dies wurde allerdings nach der Diktatur in den 1980-er Jahren hart erkämpft.
Das Streben nach Unabhängigkeit und Demokratie führt immer wieder zu Spannungen in der Gesellschaft. Während einige aus der älteren Generation eher auf eine Annäherung an China setzen, können sich die Jüngeren nicht vorstellen, auf ihre Unabhängigkeit zu verzichten.
Die Welz zum Positiven verändern
Dies hat auch das Weltgebetstags-Komitee in Taiwan geprägt. Und dies wurde auch im Gottesdienst in Lichtenfels deutlich. In Briefen chinesischer Glaubensschwestern, die die Lichtenfelser Frauen verlasen, wurde dennoch deutlich, dass die Frauen aus diesem kleinen Land daran glauben, dass die Menschen diese Welt zum Positiven verändern können, ganz egal wie unbedeutend sie erscheinen mögen. „Ping an – Friede sei mit uns allen“ lautete der Wunsch der Gottesdienst-Besucherinnen in der Kirche „Heilige Familie“. Sie brachten damit die Zuversicht des christlichen Glaubens zum Ausdruck.
Frieden ist ein Geschenk Gottes
Nachdem Taiwan seit dem 16. Jahrhundert von verschiedenen ausländischen Mächten kolonisiert worden war, erschütterten ethnisch, kulturelle, soziale und politische Konflikte das Land. Dennoch wurde Integration möglich. Trotz der schwierigen Vergangenheit können die Menschen auf dieser Insel heute in Frieden leben und betrachten dies als Geschenk Gottes.
Musik, Gebete, Fürbitten und ein Festessen
In Liedern, die vom Chor „In Joy“ unter der Leitung von Pia Hempfling dargebracht wurden, in Gebeten und Fürbitten unterstützten die Lichtenfelser Gottesdienstbesucherinnen die Anliegen der taiwanesischen Frauen. Sichtbar wurde diese Solidarität der Frauen in der Kollekte, die 768,50 Euro erbrachte und Projekte in aller Welt zugutekommen soll.
Im Anschluss an den Gottesdienst waren alle Besucherinnen zu einem Festessen mit taiwanischen Speisen in dem Gemeindesaal eingeladen.