Jetzt im Winter kommen die Eichelhäher verstärkt in Städte und Dörfer. Die bunt schillernden Vögel lassen sich besonders gut an Futterplätzen beobachten, darauf weist Marion Damm, die Vorsitzende des LBV, Kreisgruppe Lichtenfels, hin. Der Eichelhäher sei äußerst intelligent, neugierig und wachsam. Er reagiere auf Menschen, die in den Wald kommen mit einem sehr lauten Schreckensruf. Damit würden die anderen Waldbewohner alarmiert. Deshalb werde der Eichelhäher auch Polizist des Waldes genannt, so die Vorsitzende.
„Keine Tierart rottet die andere aus. Dies vollbringt bei den Tieren nur der Mensch.“
Marion Damm, LBV-Kreisvorsitzende
„Im Sommer und Herbst lebt der Eichelhäher hauptsächlich von Beeren, Nüssen, Bucheckern und natürlich Eicheln, von denen er seinen Namen hat. Er findet meistens vielmehr Früchte, als er fressen kann. Mit dem Überschuss legt sich der Eichelhäher dann Vorräte an. Er gräbt die Überschüsse ein, die aber im Winter und Frühjahr nicht alle wieder gefunden werden“, erläutert die engagierte Naturschützerin.
Den Sammlertrieb des Eichelhähers können sich Förster zunutze machen
Die Früchte keimten dann aus und würden zu jungen Bäumen oder Sträuchern heranwachsen. Damit sorge der Eichelhäher für eine natürliche Aufforstung der Mischwälder, so Damm. Er habe damit schon immer vor allem für die Verbreitung der Eichenbestände gesorgt. Aber auch Walnussbäume, Buchen und Haselsträucher verdankten ihr Überleben zum größten Teil dem Eichelhäher. Manche Förster würden sich diesen Sammlertrieb zunutze machen, indem sie Bucheckern und Eicheln an Futterstellen im Wald auslegen und so die Umformung des Forstes vorantreiben.
„Im Frühjahr ernährt sich der Eichelhäher vorwiegend von Insekten sowie Larven und Raupen von Waldschädlingen. Auch sucht er den Boden nach Mäusen ab“, sagt Marion Damm. Dem Eichelhäher werde es sehr übel genommen, dass er seine Jungen gerne mit Vogelküken füttere und dazu Nester ausraube. Die abnehmenden Zahlen der Singvögel würden aber nicht mit dem Verhalten des Eichelhähers zusammen hängen. Seine Lebensweise sei seit Jahrtausenden dieselbe geblieben.
„Singvögel machen nur einen geringen Teil der Nahrung aus. Es werden überwiegend Jungvögel erbeutet. Da aber die meisten Kleinvögel mehrere Jahresbruten haben und manchmal Gelege bis zu acht Eiern haben, können diese Verluste ohne Probleme ausgeglichen werden. Keine Tierart rottet die andere aus. Dies vollbringt bei den Tieren nur der Mensch“, betont die LBV-Kreisvorsitzende. Eine große Zahl von Singvögeln falle heute dem Straßenverkehr zum Opfer. Vor allem aber trage die Verarmung der Landschaft an Strukturen und der damit verbundenen ökologischen Vielfalt dazu bei, dass nicht mehr genügend Futter für die Jungvögel zu finden sei.
„Sehr viele Vögel fallen den riesigen Glasfenstern zum Opfer. Solche Gebäude stehen immer mehr auch bei uns im Gottesgarten mitten in der Natur, und kein Mensch macht sich scheinbar darüber Gedanken. Solche spiegelnden Glasfassaden sind besonders große Todesfallen“, gibt Marion Damm zu bedenken.
Rolle im Naturhaushalt muss differenzierter betrachtet werden
Leider werde der Eichelhäher immer noch als Schädling gebrandmarkt. „Seine Rolle im Naturhaushalt und bei der biologischen Schädlingsbekämpfung ist viel differenzierter zu sehen, als dies allgemein geschieht. Als Allesfresser ist die Ernährung des Eichelhähers, wie auch der Elster und der Rabenkrähe, ganz davon abhängig, welches Nahrungsangebot zu den einzelnen Jahreszeiten gerade häufig und leicht zu erreichen ist“, sagt Marion Damm.