Fröhliches Stimmengewirr ist hinter den Türen der Tagesstätte Sankt Anna im Heilpädagogischen Zentrum der Caritas in Lichtenfels zu hören. Es steckt an und lädt zum gemeinsamen Spielen, Staunen und Erleben ein – doch auch für die momentane Notbetreuung gilt derzeit ein Betretungsverbot für externe Besucher aus Gründen des Infektionsschutzes.

Seit Johannes Laschka im Januar diesen Jahres die Leitung übernommen hat, hat sich das Hygieneschutzkonzept für die Einrichtung jedoch schon mehrmals geändert. Die Umsetzung stetig neuer Vorschriften, die Steuerung und Verwaltung der Tagesstätte St. Anna prägen seinen Arbeitsalltag von Anfang an. Alles, was der 30-jährige tut, geschieht unter Corona-Bedingungen.
„Das ist schon manchmal schwer,“ verrät er. Ein anderer Aspekt der Situation bringt dagegen Abwechslung und lenkt die Aufmerksamkeit auf die Praxis: In der vergangenen Woche musste er schon zweimal in einer Gruppe „einspringen“. „Ich genieße die Zeit mit und am Kind“, so Johannes Laschka und meint damit geistig und mehrfach behinderte und von Behinderung bedrohte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von drei bis 21 Jahren der Tagesstätte St. Anna. Für ihn ist diese Aufgabe kein Problem, denn der gebürtige Mitwitzer hat selbst nach seinem Schulabschluss eine Ausbildung zum Erzieher abgeschlossen, ehe er ab 2017 im Hort St. Martin des Heilpädagogischen Zentrums der Caritas als Einrichtungsleiter tätig wurde – „eine Haustür weiter. Man kennt mich hier auf dem Areal“, scherzt er.
Das habe ihm den Einstieg in seine neue Tätigkeit, gemeinsam mit der herzlichen Aufnahme durch sein neues Team erleichtert. Für die neue Leitungsposition qualifiziert hat er sich zuvor noch im Rahmen eines berufsbegleitenden Studiums „Sozialpädagogik und Management“ an der Fachhochschule des Mittelstands in Bamberg, das er mit dem Titel Bachelor of Science abschloss.
Gute Rahmenbedingungen schaffen für andere
Zwar hat er dort auch Fachwissen rund um die Finanzierung einer Tagesstätte erworben, doch auf eine Pandemie und deren Auswirkungen hat ihn sicherlich keiner der Dozenten vorbereiten können. Die reduzierte Anzahl der Kinder im Rahmen der Notbetreuung sorgt bei Johannes Laschka für Kopfzerbrechen: Für die normalerweise 74 anwesenden Kinder erhält die Einrichtung entgeltbasierte Tagessätze durch den Bezirk Oberfranken jedoch nur, wenn diese tatsächlich anwesend sind. Das unterscheidet eine Tagesstätte dieser Art wesentlich von Kindergärten und anderen Einrichtungen.
Die derzeit rund 30 Kinder werden nun von rund 34 Mitarbeitenden versorgt. „Das ist zwar ein super Betreuungsschlüssel, aber es entstehen große finanzielle Löcher“, erklärt der Leiter. Schon im vergangenen Jahr musste ein Teil des Fachpersonals für drei Monate in Kurzarbeit gehen. Das versucht das Heilpädagogischen Zentrum der Caritas auch diesmal zu vermeiden, indem Mitarbeitende in anderen Abteilungen oder an anderen Standorten eingesetzt werden. Bei so viel Sorgen vermisst Johannes Laschka den direkten Dienst in der Gruppe manchmal, doch er hat seine Position gefunden: „Ich habe nur meine Herangehensweise geändert: Nun ermögliche ich die Rahmenbedingungen für andere, die mit und am Kind arbeiten.“
Ein kreatives Team hilft zu Corona-Zeiten
Und das funktioniert hervorragend: Das Team verfolgt das gemeinsame Ziel, den Kindern die größtmögliche Normalität in der Tagesstätte St. Anna unter dem aktuellen Hygieneschutzkonzept zu bieten. Die Mitarbeitenden zeigen viel Kreativität im Alltag, sie bewegen sich viel in der Natur, eröffnen Wettbewerbe und basteln oft – stets mit dem Ziel, die Behinderung und deren Folgen entsprechend dem individuellen Hilfebedarf zu beseitigen oder abzumildern. Den Tagesstätten-Besuchern soll die Teilnahme am Leben in der Gesellschaft ermöglicht, beziehungsweise erleichtert werden. Dazu trägt auch das breit aufgestellte Therapeutenteam bei, die den Kindern in der Tagesstätte Physiotherapie, Ergotherapie, sowie Logopädie und psychologische Betreuung ermöglichen.
Die Kinder kommen in der Regel um 11.15 Uhr, nach ihrer Betreuung in der Schulvorbereitenden Einrichtung (SVE), oder nach Schulende an der Maximilian Kolbe Schule in die Tagesstätte, die derzeit vier Vorschulgruppen und fünf Schulgruppen hat. In ihnen finden Kinder aus dem gesamten Landkreis Lichtenfels Begleitung, Erziehung und Förderung bis 16 Uhr.

Eines der wichtigsten Ziele der Arbeit in der Tagesstätte besteht darin, den Kindern und jungen Erwachsenen zu ermöglichen, durch umfassendes Erlernen von lebenspraktischen Fertigkeiten eine größtmögliche Selbstständigkeit zu erlangen, um dadurch fremde Hilfe auf das absolut notwendige Maß zu beschränken. In der Praxis bedeutet das: jede Menge Spaß, Freundschaften und gemeinsames Lernen.
Ausgleich in der Holz-Werkstatt
Darum kämpfen Johannes Laschka und sein neues Team jeden Tag. Nach Feierabend und in seiner Freizeit verbringt der Leiter viel Zeit mit seiner Frau oder seiner Werkstatt, wo er - nach eigenen Angaben - „alles Mögliche“ aus Holz fertigt. So zieren etwa die Wände seines Büros im Eichenweg selbstgestaltete fröhliche Sprechblasen-Regale die Wände. Auch Kollegen haben schon nach einzelnen Auftragsarbeiten gefragt. So ganz lässt sich Privates und Beruf eben doch nicht trennen.