Wie lebten die Zisterzienser im Kloster Langheim des zwölften Jahrhunderts? Wie war der Alltag der Mönche, mit welchen Problemen hatten die Ordensbrüder zu kämpfen? – Karlheinz Hößel, Geschichtslehrer des Meranier-Gymnasiums und Heimatforscher, hat sich für die Heimatgeschichtliche Zeitschrift „Vom Main zum Jura“ diesen Fragenstellungen angenommen, indem er auf Spurensuche nach dem Leben und Wirken des nur wenig bekannten Engelhard von Langheim machte.

„Für Engelhard gilt, was für nahezu alle Menschen des zwölften Jahrhunderts gilt: Wir wissen sehr wenig über sie, da uns ganz einfach die entsprechenden Quellen fehlen“, führt der Lichtenfelser aus. „Alles, was wir über ihn haben, beruht auf Selbstaussagen, die an verschiedenen Stellen in seinem Werk gemacht werden.„ Geboren wurde Engelhard um 1140, verlor früh seinen Vater und kam in die Obhut des Priesters Volmer in Bamberg, genoss seine Ausbildung in der Bamberger Domschule. Wohl zwischen 1160 und 1175 tritt Engelhard den Langheimer Zisterziensern bei.
Tochterkloster von Ebrach
Das den Heiligen Maria, Johannes Evangelist und Nikolaus geweihte Kloster Langheim war 1132/33 als Tochterkloster des Klosters Ebrach gegründet worden. Engelhard aber tat sich als Novize schwer. „Er selbst beschreibt, wie er immer wieder von schweren Zweifeln an seiner Entscheidung geplagt wurde und mehrfach die Absicht hegte, das Kloster wieder zu verlassen“, so Hößel. Letztlich halt ihm Prior Otto über diese inneren Krisen hinweg.

Mit 30 Jahren wurde Engelhard zum Priester geweiht. Ab 1180 begann Engelhard, Bücher zu verfassen, unter anderem zum Leben der Heiligen Mechthild. Nach 1188 war er einige Zeit Ab in einem österreichischen Kloster. „Um welches Kloster es sich dabei handelte, ist nicht mit hundertprozentiger Sicherheit zu klären“, so Hößel.
„Am wahrscheinlichsten ist Heiligkreuz.“ Später kehrte er zurück nach Kloster Langheim, als einfacher Mönch. „Er starb wohl noch im ersten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts.“
Ein Gegenpart zu Banz
„Als Gründer Kloster Langheims hat Bischof Otto der Heilige zu gelten“, erläutert Karlheinz Hößel. „In dessen Lebensbeschreibung, bereits kurz nach seinem Tod verfasst, wird wiedergegeben, wie er das ihm von einem Othgosus übergebene Gut zur Abtei erhoben und mit Besitz im Dorf Langheim ausgestattet habe.“ Auch das Herrschaftsgut Trieb habe er dem Kloster übergeben. Das Kloster Langheim sollte einen Gegenpart zu Banz bilden, das zu Würzburg gehörte. „Vor allem aber war es die Aufgabe des neuen Klosters, die Kolonisierung des weitgehend unerschlossenen Juragebiets vorantreiben“, so der Geschichtskenner.
Ebrach, das Mutterkloster Langheims, schickte den ersten Abt Adam und zwölf Mönche. „Zur Zeit der Gründung Langheims kommt in etwa Eberhard zur Welt. Als er 20 Jahre später ins Kloster eintritt, sind die wesentlichen Gebäude bereits gebaut.“ Ob Eberhard von Langheim die um 1200 fertig gestellte Katharinenkapelle noch betreten hat, kann nur vermutet werden. Deren Portal ist heute im Bode-Museum Berlin zu sehen.
Mirakel blieben erhalten
Von Engelhard von Langheim sind zahlreiche Geschichten – so genannte Mirakel – der Nachwelt erhalten geblieben. „Engelhards Geschichten sin eine Quelle ersten Ranges für die Mentalität und Bewusstseinslage um 1200“, betont der Heimatforscher. „Sie können uns in vielen Bereichen zeigen, wie zisterziensische Mönche dachten und lebten.“ Und sie zeigen, mit welchen Glaubensproblemen sie zu kämpfen hatten, war die religiöse Welt zu dieser Zeit stark im Wandel.

Neben seinen Mirakeln verdingte Engelhard sich auch als Biograph. Als er in Österreich als Abt ein Kloster leitete, wurde er damit beauftragt, das Leben der Heiligen Mechthild (sie stammte aus dem Hause Andechs-Meranien) niederzuschreiben. Abschließen konnte er diese Aufgabe erst, als er bereits wieder im Zisterzienserkloster Langheim war. Es geschah auf Bitte des Bischofs Otto II. von Freising.

Auftraggeber der Vita waren die Andechser selbst. Kaum eine andere Adelsfamilie dies Mittelalters, so ist in Hößels Aufsatz zu lesen, habe so viele Heilige hervorgebracht wie die Andechser.
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