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LICHTENFELS: Kartenlesepanne: Bargeld beim Einkauf plötzlich gefragt

LICHTENFELS

Kartenlesepanne: Bargeld beim Einkauf plötzlich gefragt

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    Eine Karte wird an den Bezahl-Terminal von Verifone H5000 an der Kasse eines Supermarktes gehalten. Die Zahlung per Giro- oder Kreditkarte in Deutschland ist nach Angaben von Zahlungsdienstleistern seit Tagen bundesweit gestört.
    Eine Karte wird an den Bezahl-Terminal von Verifone H5000 an der Kasse eines Supermarktes gehalten. Die Zahlung per Giro- oder Kreditkarte in Deutschland ist nach Angaben von Zahlungsdienstleistern seit Tagen bundesweit gestört. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

    Den Abgesang auf das Bargeld haben schon viele Plastikgeldbefürworter angestimmt. Momentan müssen sie verhalten sein, denn Bargeld hat in vielen Geschäften gerade Konjunktur. Seit Tagen funktioniert nämlich das in Deutschland am weitesten verbreitete Bezahlterminal des US-Herstellers „Verifone“ der Ausführung „H5000“ nicht. Ware bargeldlos bezahlen geht nicht. Auch einige Geschäfte bei uns sind davon betroffen.

    In der dm-Filiale in Lichtenfels zum Beispiel muss derzeit improvisiert werden Sämtliche Kreditkarten mit Geheimzahl – Master und Visa – lassen sich nicht einlesen. Lediglich Girocard mit Unterschrift und Einzugsverfahren, also ohne Pin-Eingabe funktioniere zum Glück wieder, sagt Filialleiterin Luisa Albert.

    Bei dm sind momentan jene Kunden gut dran, die Pay-Back-Karten besitzen, denn die funktionieren ohne Verbindung zum Kartenterminal direkt über das dm-Kassensystem, so Luisa Albert weiter. Die darin gespeicherten Bonuspunkte dienen als Zahlmittel.

    Längerer Aufenthalt an der Kasse Mehr bürokratischer Aufwand

    Ansonsten könne man sich auch bei einer weiteren Pay-Back-Variante registrieren lassen, die eine Verbindung zum Bankkonto ermögliche, um zu bezahlen. „Das sind aber nur Bruchteile von Kunden, die Bonus-Karten besitzen“, so Albert.

    Die Störung des Kartenlesegeräts habe den Mitarbeitenden des Drogeriemarktes größere Umstände bereitet. „An der Kasse ging es natürlich langsamer vorwärts, weil wir den Kunden alles erklären mussten, “ so Albert weiter. Etliche Kunden hätten ihre eingekaufte Ware stehen lassen müssen. Nicht wenige seien nicht mehr wieder gekommen, um sie abzuholen. „Am Mittwoch Abend habe ich acht Einkaufswägen voller Ware wieder aufgeräumt“.

    Andrea Deuerling von „Mode Deuerling“ in Lichtenfels kann auch ein Lied von den Umständlichkeiten singen, die der Ausfall der Kartenlesegeräte ihren Geschäften beschert. Mitte vergangener Woche kam der technische Blackout. „Die allermeisten Kunden holen sich schnell Bargeld am Automaten und kommen zurück, um zu bezahlen“, sagt die Geschäftsfrau. In Einzelfällen gebe es auch die Möglichkeit, später zu bezahlen.

    Der Ausfall verursache allerdings einen höheren Verwaltungsaufwand. „Und die Kunden wollen aufgeklärt werden.“ An der Kasse dauere es länger als sonst. Viele Leute seien allerdings schon informiert, fragten gleich, ob das Geschäft auch betroffen sei und hätten meistens genügend Bargeld dabei.

    Noch sei nicht klar, ob die defekten Lesegeräte ausgetauscht werden müssen oder mit einer neuen Software wieder flott gemacht werden können. Die Informationen kommen per e-mail vom Service-Dienstleister.

    Die Störung, die aktuell bundesweit bei der Abwicklung von Kartenzahlungen auftritt, betrifft auch die Filialen der Drogeriemarkt-Kette Rossmann, die unter anderem in Bad Staffelstein zuhause ist. „Derzeit arbeiten wir mit Hochdruck an einer Lösung. Wir bitten um Nachsicht, dass wir keine näheren Aussagen treffen und für weitere Nachfragen lediglich auf die Zahlungsdienstleister verweisen können,“ schreibt Pressesprecherin Vivian Thürnau.

    „Wir können in unserer ländlichen Region noch glücklich sein, dass notfalls der Weg zum nächsten Geldautomaten nicht weit ist.“

    Christian Werner, Kreisvorsitzender Handelsverband

    Die Mitarbeitenden des Einrichtungshauses „Depot“ im Fachmarktzenrum in der Mainau mussten sich mit dem am vergangenen Dienstag Abend einsetzenden Ausfall ihrer Kartenlesegeräte nicht lange herumschlagen. Nur einen Tag lang waren bargeldlose Einzahlungen hier nicht möglich.

    Die Kunden seien am Eingang darauf hingewiesen worden und hätten sich erst Bargeld geholt oder die Ware sei zurückgestellt worden. Inzwischen ist wieder alles okay. „Unsere Zentrale hat umgehend reagiert und uns neue Kartenlesegeräte vorbeibringen lassen“, heißt es von dort. Auch die Supermarkt-Kette „Netto“ war vom Ausfall der EC-Kartenzahlungen betroffen. Aber nicht lange. „Netto Marken-Discount hat seine betroffenen Kartenzahlterminals umgestellt: Im gesamten Filialnetz von Netto Marken-Discount ist wieder EC-Kartenzahlung möglich,“ so Pressesprecherin Sandra Zimmermann auf Nachfrage.

    Handelsverband: ein gravierendes Problem und ärgerlich

    Christian Werner, Kreisvorsitzender des Handelsverbandes, beurteilt den Ausfall der EC-Cash-Geräte indessen als „gravierendes Problem“. Gerade seit Beginn der Pandemie verlagere sich das Bezahlverhalten massiv in Richtung bargeldlos. „Wir können in unserer ländlichen Region noch glücklich sein, dass notfalls der Weg zum nächsten Geldautomaten nicht weit ist. Ärgerlich ist es aber allemal,“ sagt Werner.

    Der Terminal-Hersteller „Verifone“ habe allerdings bereits 2018 angekündigt, dass die technische Unterstützung für seine Geräte „H5000“ 2021 auslaufe. Zudem gebe es aus Sicherheitsgründen nur noch eine fünfjährige Ausnahmegenehmigung zum weiteren Betrieb dieser Geräte (www.verifone.com. Werner, auch Edeka-Geschäftsführer, habe die Kartenlesegeräte in seinen Märkten bereits 2019 auf moderne Geräte umgestellt.

    Der Handelsverbands-Kreisvorsitzende empfiehlt betroffenen Geschäftsinhabern, neben Bargeldzahlung einen schnellen Tausch der Geräte auf ein anderes Modell oder einen anderen Hersteller zu veranlassen, „was aber wegen der allgemeinen Liefersituation zur Zeit sehr schwierig sei“, wie er einräumt. Ein Update eines Geräts, das nächstes Jahr ohnehin ausgetauscht werden müsse, mache „wirtschaftlich keinen Sinn“, so der Verband.

    „Austausch der Geräte viel sinnvoller als ein Update“

    Geduld ist also gefragt. Eine solch lange anhaltende Störung habe der Handelsverband bislang noch nicht registriert. „Mit einer schnellen Lösung des international aufgetretenen Problems rechnet niemand“, so Christian Werner.

    „Die betroffenen Geräte von Verifone müssen Ende 2024 definitiv abgeschaltet werden, da die technischen Voraussetzungen für eine ab 2025 gültige Terminalzertifizierung fehlt,“ sagt indessen IHK-Gremiums-Vorsitzender Wilhelm Wasikowski.

    Betroffene Händler müssten sich deshalb gut überlegen, womit sie günstiger fahren: Mit einem Update oder einem neuen Gerät. Es gebe aber ein Problem: Moderne Kartenlesegeräte seien aktuell so gut wie nicht lieferbar.

    Bargeldloses Zahlen sei trotz dieser Panne nicht mehr aufzuhalten, so Wasikowski weiter. „Eine Rückbesinnung auf Bargeld sehe ich nicht.“ Immer mehr Verbraucher, aber auch Händler bevorzugten längst eine Kartenzahlung. Der Verbraucher habe über seine Konto- oder Kreditkartenauszüge stets eine Übersicht zu seinen Ausgaben. Für den Händler sei eine Kartenzahlung mit weniger Kosten verbunden als das beim Bargeld.

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