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LICHTENFELS: Klinikum Lichtenfels: Kreistag stimmt knapp für Sana

LICHTENFELS

Klinikum Lichtenfels: Kreistag stimmt knapp für Sana

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    Das Klinikum in Lichtenfels könnte noch in diesem Jahr Teil der Sana Kliniken AG werden.
    Das Klinikum in Lichtenfels könnte noch in diesem Jahr Teil der Sana Kliniken AG werden. Foto: Markus Drossel

    21 zu 19. Knapper hätte die Entscheidung am Freitag kurz nach 11 Uhr im Kreistag nicht ausfallen können. Nachdem am Abend zuvor schon Stadtrat Coburg (25:16) und Kreistag Coburg (38:17) für eine Übernahme des Klinikums Coburg durch die Sana Kliniken AG gestimmt hatten, votierte nun auch das Gremium im Landkreis Lichtenfels für den privaten Gesundheitsdienstleister mit Hauptsitz in Ismaning bei München.

    Elf Kreisrätinnen und Kreisräte (von 51 im Gremium; mehr als ein Fünftel) blieben der richtungsweisenden Abstimmung am Freitagmorgen fern, darunter auch Andreas Hügerich, der Bürgermeister der Kreisstadt, und Christine Frieß, Bürgermeisterin von Burgkunstadt.

    Warum waren zwei Sitzungen nötig? „Wir hatten eigentlich vor, die Entscheidung früher zu fällen“, antwortet Landrat Christian Meißner auf Nachfrage dieser Redaktion. „Da aber die Rhön Kliniken als möglicher Investor abgesprungen sind, mussten wir mit den Kreisräten nochmals intensiv diskutieren und auch die verbleiben beiden Alternativen von vielen Seiten beleuchten.“ Das sei wichtig gewesen, denn: „So hatten wir in meinen Augen genügend Zeit, die Fragen auch zu beantworten.“ Nach Informationen dieser Redaktion hatten die Rhön Kliniken ihr Angebot nur wenige Stunden vor der Montagssitzung zurückgezogen. Zuvor hatten die Verantwortliche noch intensiv mit dem Landkreis verhandelt.

    Die Insolvenz des Klinikverbunds Regiomed, zu dem die Akutkliniken Coburg, Neustadt/Coburg, Hildburghausen, Sonneberg, Neuhaus am Rennweg, die Rehaklinik Masserberg sowie eine Vielzahl an Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) gehören – und natürlich das Klinikum Lichtenfels nebst MVZ Anästhesie, MVZ Chirurgie, MVZ Gynäkologie und MVZ Innere Medizin, ist von großem öffentlichen Interesse. Der Kreistag tagte am Freitagmorgen zwar öffentlich, doch der Punkt Regiomed war, wie bereits am Montag zuvor, nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Landrat Christian Meißner begründet: „Es handelt sich um ein Immobiliengeschäft, also den Bau Klinikum, außerdem wurden wirtschaftliche Daten dargelegt, die eben der Nichtöffentlichkeit bedürfen.“ Auch in der Vergangenheit seien viele Themen von Regiomed genau aus diesen Gründen in nichtöffentlicher Sitzung behandelt worden.

    Nun soll es also die Sana Kliniken AG richten. Kreisrätinnen und Kreisräte versprechen sich, ebenso wie Landrat Christian Meißner, davon Vorteile. „Der Landkreis Lichtenfels muss künftig für keine Verluste des Klinikums mehr aufkommen“, führt er aus. „Das gibt dem Landkreis und den elf Städten. Märkten und Gemeinden etwas mehr finanziellen Spielraum, gerade in diesen aktuell sehr schwierigen finanziellen Zeiten.“ Einige Kommunen, das ist kein Geheimnis, haben schon jetzt monetäre Engpässe, eine Besserung ist eher nicht im Sicht. Oft ist genau das Gegenteil zu erwarten.

    Der Landkreis hat durch die Beteiligung am fränkisch-thüringischen Klinikverbund Regiomed in Höhe von 10,1 Prozent weiterhin einen kleinen Einfluss. Bisher lag dieser bei 25 Prozent. Der „saure Apfel“, in den der Landkreis bildlich gesprochen, beißen muss: „Wir haben jetzt keinen Handungsspielraum mehr, was das Klinikum betrifft“, so der Landkreis-Chef. „Wir können aber mit einem sehr, sehr langfristigen Vertrag mit Sana die Arbeitsplätze garantieren.“ Im Gespräch ist ein Kontrakt von mehreren Jahrzehnten Laufzeit.

    Ein sehr langfristiger Vertrag

    Insgesamt gibt es in der Helmut-G,-Walther-Klinikum Lichtenfels GmbH über 800 Beschäftigte. Meißner fügt an: „Dies wäre eventuell als kommunaler Betreiber [bis zuletzt war die Übernahme des Klinikums in kommunaler Trägerschaft im Gespräch, Anm. d. Red.] nicht möglich gewesen, denn wir wissen nicht, welche Auswirkungen die Entscheidungen in Berlin im Rahmen der Krankenhauspolitik auf unser Klinikum haben.“ Der Landrat betont: „Sana kann ein Klinikum betreiben. Ich bin mir sicher, dass sie das auch gut im Sinne einer patientennahen Versorgung auch machen werden.“

    Sieben Monate dauerte die Hängepartie im Rahmen der Insolvenz. Immer wieder wurden Vorwürfe an die Entscheidungsträger in Stadt und Landkreis Coburg laut und Appelle formuliert, doch endlich „Nägel mit Köpfen zu machen. Hätten Stadtrat und Kreistag der Vestestadt am Donnerstagabend keine Entscheidung getroffen, Lichtenfels hätte es wohl am Freitag auch nicht tun können, wie Landrat Christian Meißner bestätigt: „Die Entscheidung von Coburg hat es uns erst möglich gemacht, auch eine Entscheidung zu treffen. Hätte Coburg für die kommunale Lösung gestimmt, dann hätten wir keine Wahl gehabt“, so Meißner, „denn die Sana Kliniken AG wäre dann raus gewesen, weil sie nur das Klinikum Lichtenfels zusammen mit Coburg genommen hätte.“

    „Es geht weiter!“

    Die ersten, der Landkreis-Chef nach der Entscheidung des Kreistags informierte, waren die Klinikdirektorin Barbara Weid und der Betriebsratsvorsitzende Klaus Dworschak – und die Verantwortlichen der Sana Kliniken AG natürlich.

    Die Tage des Regiomed-Klinikverbunds sind gezählt.
    Die Tage des Regiomed-Klinikverbunds sind gezählt. Foto: Markus Drossel

    „Für die Belegschaft des Klinikums und des Medizinischen Versorgungszentrums bedeutet es: Es geht weiter!“, freut sich der Landrat, der Mitte des Monats im Gespräch mit dieser Redaktion versprochen hatte, bis zur Sommerpause eine Lösung präsentieren zu wollen.

    Klinikum bleibt Grundversorger

    Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist wichtig, auch in fünf oder zehn Jahren noch einen Job am Klinikum Lichtenfels haben. Meißner beruhigt: „Sana wird langfristige Verträge mit uns abschließen. Vorstandsmitglied Dr. Jens Schick hat in der heutigen Sitzung auch ausführlich dargelegt, wie er das Klinikum in die Zukunft führen wird.“ „Es gibt ein Medizinkonzept, dass für Lichtenfels weiterhin ein Krankenhaus der Grundversorgung, was es aktuell auch ist, beibehalten wird“, so Meißner. „Es wird einen Schwerpunkt auf Orthopädie und Kardiologie geben.“ Der Wunsch, die Neurochirurgie in Lichtenfels zu halten und nicht an Coburg zu verlieren, wird sich aber wohl nicht erfüllen. Allerdings geschieht dies wohl erst, wenn der Klinik-Neubau Coburg steht. Verhindern kann das der Landkreis-Chef sowieso nicht: „Dies ist Entscheidung von Sana.“

    Anfang kommender Woche wird nun der Gläubigerausschuss tagen. Dann soll es auch eine Betriebsversammlung geben. Auf die Frage, wann die Veränderung wohl vermutlich greifen werde, antwortet Meißner: „Wir rechnen mit Oktober oder November 2024.“

    Abgeschlossen ist das Insolvenzverfahren mit dem Beschluss des Kreistags derzeit natürlich noch nicht. „Erst muss die Gläubigerversammlung noch darüber abstimmen und dann müssen die Investorenverträge finalisiert werden.“

    Belastend für alle Beteiligten

    Die Situation war wohl für alle Beteiligten in den vergangenen Monaten stark belastend. Landrat Christian Meißner, der auch Vorsitzender des Regiomed-Aufsichtsrats ist, sah sich dabei harscher Kritik ausgesetzt. „Ich bin froh, dass wir nun einen starken neuen Träger für unser Klinikum bekommen“, betont er. „Regiomed und damit auch die Kommunen haben es die vergangenen Jahrzehnte nicht geschafft, trotz teurer Manager und Kapitalstärkung, die Kliniken in eine Zukunft zu führen.“ Ein Klinikum wirtschaftlich zu betreiben, sei eine komplexe Aufgabe. „Ich denke, wir haben mit dieser Entscheidung heute den Klinikstandort Lichtenfels auf Jahre gesichert.“ Zum Wohle der medizinischen Versorgung der Bürgerinnen und Bürger vor Ort, „und unter der Maßgabe, dass auch der Landkreis und die elf Städte, Märkte und Gemeinden in Zukunft noch weiterhin handlungsfähig bleiben.“

    Die Sana Kliniken AG Die Sana-Gruppe wurde 1972 vom „Verein zur Planung und Förderung privater Krankenhäuser e. V.“ in Köln von 18 privaten Krankenversicherungsunternehmen gegründet. Heute sind 24 private Krankenversicherungen die Eigentümer. Die Sana Kliniken AG (seit 1976) betreibt bundesweit 120 Gesundheitseinrichtungen, darunter 44 Krankenhäuser der (akut-) medizinischen Grund-, Spezial- und Maximalversorgung,. Sana versorgt laut eigenen Angaben jährlich rund 2,1 Millionen Patienten. Nach eigenen Angaben zählt der Verbund zu den größten Gesundheitsdienstleistern im deutschsprachigen Raum. Die Zahl der Mitarbeitenden im Jahr 2022 lag bei 34.500. Der Umsatz betrug im gleichen Jahr 3,0 Milliarden Euro.

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