Zwar ist sie bislang noch nie selbst in einem Heißluftballon gefahren, doch Träume und eine klare Sicht in die Zukunft hatte Yoko Harth schon immer. Schon im Juli dieses Jahres, nach ihrem Abschluss an der Staatlichen Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung Lichtenfels, war sie sich sicher, dass sie in dem erlernten Handwerksberuf auch künftig arbeiten möchte. Sie blickte positiv in die Zukunft.
Dass sich allerdings so schnell und in ausgefallener Form eine Chance bieten würde, hat sie selbst dennoch überrascht. Heute ist sie für ein Unternehmen in Schweich bei Trier tätig, das Heißluftballone fertigt.
Von einer Domstadt in die andere umgezogen
Ein Aushang in der Schule Ende des Sommers machte auf die Firma und ihr Stellenangebot als Korbflechter aufmerksam. Daraufhin hat sie Kontakt aufgenommen, ein Vorstellungsgespräch geführt und schließlich eine Woche zur Probe dort gearbeitet. „Aus einer Woche wurden zwei, weil es mir so gut gefallen hat“, erzählt die 19-jährige gebürtige Bambergerin.
Das war im September. Sie hat die Stelle bekommen und innerhalb von zwei Wochen ihre alte Wohnung gekündigt und leer geräumt, von ihren Freunden und der Domstadt vorerst Abschied genommen. „Es war gut, mal aus meinem gewohnten Lebensmittelpunkt rauszukommen.“ Heute wohnt sie in einer Wohngemeinschaft in Trier und pendelt die kurze Strecke zur Werkstatt mit der Bahn.
„Es ist wirklich außergewöhnlich, in diesem Beruf so einen Job zu finden. Das ist schon Glück für mich und war genau der richtige Zeitpunkt.“

In einem großen Team flicht sie dort Personenkörbe für Heißluftballons. Sowohl die Schreinerarbeiten für das Gestell, das Flechten mit ungeschältem Rattan und das Einbinden der Taschen als auch die Lederverkleidung zum Schutz und zur Polsterung gehören zu ihren Aufgaben. „Die Arbeit ist sehr vielseitig. Vieles habe ich in der Korbfachschule gelernt, anderes muss ich Schritt für Schritt lernen“, berichtet sie.
Vor allem die Größenordnungen seien ungewohnt: Derzeit entsteht unter ihren Händen ein Korb für neun Personen. Bis dieser fertig für die Fahrt sei, werden wohl ein oder zwei Monate ins Lande gehen, schätzt sie. Doch das macht nichts. Sie hat hier eine langfristige Perspektive. „Es ist wirklich außergewöhnlich, in diesem Beruf so einen Job zu finden. Das ist schon Glück für mich und war genau der richtige Zeitpunkt.“
Yoko Harths Rat für die derzeitigen Schülerinnen und Schüler

Sie denkt gern an die Zeit in der Korbfachschule zurück und tauscht sich auch noch regelmäßig mit ihren ehemaligen Mitschülerinnen aus. Einige von ihnen leben derzeit in der Nähe ihrer neuen Wohn- und Arbeitsstätte, bald möchten sie sich wieder einmal treffen. „Und irgendwann werde ich auch mal durchs Land reisen und andere Schulfreunde besuchen. Wir sind schon eine tolle Truppe gewesen.“
Diesen Zusammenhalt wünscht sie auch den derzeitigen Schülerinnen und Schülern in Lichtenfels. Gleichzeitig rät sie diesen: „Sich nicht festzufahren, dass man gleich den perfekten Job finden muss oder sich selbstständig machen muss. Schaut, was kommt! Es ergeben sich immer Möglichkeiten und Chancen, die einen finden.“
Yoko Harth weiß, wovon sie spricht. Aus einem Abschlussstück namens „Curvy“, einem Sessel, der Leichtigkeit und Spontaneität für Ruhepausen vereint, sind nun Personenkörbe für Heißluftballone geworden. Genau das Richtige, um als Korbfachschülerin positiv und weit in die Zukunft zu schauen. Vielleicht auch in einem Ballon für 27 Personen, dem größten, den Yoko Harths Arbeitgeber derzeit herstellt.