„Ich habe es ehrlich gesagt in dem Moment noch gar nicht begreifen können. Ich hab mit meiner Mama oben im ehrwürdigen Sitzungssaal gewartet und sie hat noch versucht, meine Frisur und mein Outfit ganz perfekt zu machen. Dann sind wir nach unten gelaufen, und eigentlich wird man ja aus dem Rathaus raus getragen, aber ich war die erste, die die neue Tür vom Rathaus hatte und der Thron hat einfach nicht durchgepasst, er war zu hoch“, erinnert sich Alexandra Thiel, die amtierende Korbstadtkönigin, an ihre Krönung. Ein Jahr ist es her, dass Konrad Stöckel ihr die geflochtene Krone aufsetzte. Nun ist es Zeit für eine erste Bilanz.
Herzlichkeit und Unterstützung

„Meine Familie saß bei der Krönung direkt vor der Bühne, und alle haben mich umarmt, haben sich gefreut und alle waren so stolz“, berichtet Alexandra. Auch Bürgermeister Andreas Hügerich kam vorbei, um sich nach ihrem Wohlbefinden zu erkundigen. „Mama erzählt mir immer so ein bisschen von ihrer Zeit mit dem damaligen Bürgermeister und hat gemeint, ich hab so viel Glück, weil er sich auch eher in den Schatten stellt, um mir nicht die Show zu stehlen.“ Alexandras Mutter war die erste Korbstadtkönigin überhaupt, Heike I.
Hügerich und seinem ganzen Team ist sie sehr dankbar. „Vor allem sind Laura, Claudia und natürlich Steffen Hofmann zu nennen, die meine verrücktesten Ideen absegnen. Sie unterstützen mich so ziemlich in allem, was ich vorhabe. Ganz voran der Bürgermeister natürlich.“ Besondere Unterstützung erfahre sie zweifellos auch aus der Familie.

„Meine ganze Familie unterstützt mich. Also Unterstützer Nummer eins ist auf jeden Fall die Mama. Sie begleitet mich auf fast alle meine Events. Am Anfang hat sie mich gefragt, ob es mir überhaupt recht ist, und ich muss sagen, ich liebe es, dass die Mama dabei ist. Sie ist mein Rückzugsort, wenn ich einfach mal kurz ungestört und unbeobachtet mit jemandem reden möchte, und so zwischendrin ist es auch ganz hilfreich, wenn jemand mal die Jacke hält und Fotos macht.“ Alexandra profitiere von den Erfahrungen der Mutter als ehemalige Korbstadtkönigin besonders bei Themen wie Auftreten in der Öffentlichkeit und dem Verfassen von Reden. Die Großmutter sei ebenfalls sehr stolz auf ihr Enkelkind, denn sie war ja bereits früher einmal Queen Mum.
Herzensprojekt „Flechtfloh“
„Ich muss sagen, die schönsten Erlebnisse sind die hier in meiner Heimat. Die mache ich am allerliebsten“, sagt sie. Von Kinderfest über Flechthandwerkermarkt bis zu den Vernissagen ist auch immer viel geboten. Die Begegnungen mit Kindern gefallen ihr dabei am besten. „Das Herzensprojekt von Alicia und mir ist der Flechtfloh“, betont Alexandra. „Alicia hat das Ganze damals ins Rollen bringen wollen, aber dann kam Corona dazwischen und es wurde alles abgeblasen. Dann hab ich direkt einen Monat nach Amtsantritt die Organisation in die Hand genommen“, erinnert sie sich.

Zwischen Schulen und der Berufsschule sowie den Flechtlehrern der Stadt habe sie dabei vermittelt. „Dann haben wir Gott sei dank diese zwei Termine gefunden, wo glücklicherweise an einem davon Alicia auch konnte. Die Drittklässler konnte man super, super schön für handwerkliche Dinge begeistern und das Projekt hat so gut geklappt, dass es weitergeführt werden soll.“ Die Interaktion mit den Kindern bereitet Alexandra besondere Freude. „Die schauen immer so zu einem herauf und sehen die Krone und wollen Autogramme und Körbchen haben. Also das ist so das Allerschönste“, schwärmt sie.
Vielleicht könnten in Zukunft auch weitere Schulen besucht werden, um das Handwerk an die breite Masse heranzutragen. „Und auch wenn man dabei herausfindet, es ist nichts für einen, dann hat man zumindest mal die Erfahrung damit gemacht und die Kinder können etwas mit dem Begriff ,Deutsche Korbstadt‘ verknüpfen und verstehen, weshalb überall Flechtfiguren stehen.“ Denn das nachhaltige Handwerk werde auch in Zukunft bedeutend sein: „Man kann super viel, was wir jetzt aus Plastik nutzen, damit ersetzen und das auf sehr stilvolle und nachhaltige Weise. Diesen Gedanken möchte ich nicht nur in Lichtenfels, sondern vielleicht auch überregional stärker verankern. Das sehe ich auch als Teil meines Amts.“

Es gebe allerdings auch Schattenseiten des Amtes, vor denen ihre Vorgängerin Alicia zwar gewarnt hatte, allerdings habe Alexandra nicht damit gerechnet, gleich am Tag ihrer Inthronisierung damit konfrontiert zu sein. „Leider wird man oftmals vom männlichen Gegenüber angesehen, als könne man nur lächeln und winken und benötige keine weiteren Qualifikationen. Sie wissen auch, wenn ich im Amt bin, dann bleibe ich freundlich, weshalb viele versuchen, etwas über die Stränge zu schlagen und mich zu testen, mich auszureizen.“ In solchen Fällen müsse man einfach schlagfertig sein und zu seiner Meinung stehen. „Das war auch eine der wichtigsten Sachen, die ich gelernt habe, mir nicht alles gefallen zu lassen. Es sind Gott sei dank nur Einzelne und nicht die Norm.“
Spontan und selbstbewusst
Das Amt hält viel mehr für sie parat, als anfangs vermutet: „Womit ich wirklich nicht gerechnet hatte, war, dass ich so extrem an mir wachse. Spontan eine Rede im Stadtschloss halten oder auf einer Bierbank neben großen Politikern sitzen sei für Alexandra nun kein Problem mehr. Es bereite ihr sogar viel Freude.

„Das verdanke ich auch viel der Organisation der Stadt, die einem so viele Möglichkeiten bietet, bei denen ich auch eine Stimme habe, die gehört wird. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal in der Position sein würde, Blickrichtungen zu verändern. Gerade mit meinen Reden habe ich das genutzt und werde es auch jetzt wieder am Korbmarkt nutzen.“

Im Frühjahr und Sommer habe die Korbstadtkönigin relativ viele Termine, im Winter flachen diese wieder etwas ab. „Da fokussiere ich mich dann hauptsächlich auf das Regionale. Zum Beispiel schaue ich gerne im Korbmuseum vorbei, wenn da wieder die ,lebenden Werkstätten‘ stattfinden. Da sind immer samstags Flechter vor Ort und man kann direkt mit ihnen in Kontakt treten. Die Chance nutze ich dann auch und versuche, so ein paar Ideen von mir mit einzubringen. Wann hat man denn mal die Chance, an einem Design beteiligt zu sein?“ Zuletzt habe Alexandra hierfür eine Zeichnung einer geflochtenen Handtasche angefertigt.
Sport als wichtiger Ausgleich
Eine weitere große Leidenschaft von Alexandra ist ihr Sport. „Ich studiere auch Sport als Fach in meinem Lehramtsstudium und hab in der Uni super viele Sportkurse“, verrät sie. Vergangenes Semester umfasste ihr Studium Kurse wie Fußball, Basketball, Handball sowie Leichtathletik und Turnen. „Also mein Sportbedarf ist eigentlich gut gedeckt.

Wenn ich noch Zeit übrighabe, dann versuche ich, irgendwie noch Fitness-Studio und Rennrad fahren unterzubringen. Aber oft bin ich eigentlich ganz gut ausgelastet, sodass ich, wenn ich am Wochenende hier bin, einfach die Zeit mit meinen Freunden nutze.“ Der Sport sei für Alexandra wichtiger Ausgleich für Amt und Studium.
Für die Zukunft hat Alexandra bereits ein paar Projekte im Kopf: „Die stehen aber alle noch in ihrer Planungsphase.“ Wir dürfen uns also überraschen lassen.