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LICHTENFELS: Kreistag Lichtenfels: Gibt es einen Plan B für Regiomed?

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Kreistag Lichtenfels: Gibt es einen Plan B für Regiomed?

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    Im Klinikum Lichtenfels seien aktuell aufgrund des Personalmangels von 276 Betten 52 gesperrt.
    Im Klinikum Lichtenfels seien aktuell aufgrund des Personalmangels von 276 Betten 52 gesperrt. Foto: Wolfgang geyer

    Zwei Beschlüsse mit außerordentlicher Tragweite wurden in den Jahresabschlussitzungen von Kreisaussschuss und Kreistag in Kloster Banz getroffen. So stimmten die Bürgervertreter sowohl einer Eigenkapitalerhöhung für den Regiomed-Klinikverbund als auch der Konzepterstellung für die mögliche Gründung eines „Regionalwerks Obermain“ mit großer Mehrheit zu.

    Auf 23 Millionen Euro summiert sich der Eigenkapitalbedarf für Regiomed aktuell, der Landkreis Lichtenfels müsste davon fünf Millionen Euro zusteuern. Dies berichtete Geschäftsführer Michael Musick dem Gremium, der von vielen finanziellen Unwägbarkeiten sprach. Neben der Inflation, zum Beispiel im Zusammenhang mit den gestiegenen Energiekosten, nannte er auch den Wegfall des Corona-Ausgleichs und die Folgen der zunehmenden Ambulantisierung als Gründe hierfür. So würden allein die gestiegenen Energiekosten mit geschätzten zusätzlichen sieben Millionen Euro zu Buche schlagen, die Personalkosten würden im Zuge der Tariferhöhungen zwei Millionen Euro mehr erfordern. Summa summarum sei eine Finanzierungslücke von zehn Millionen Euro in die Wirtschaftsplanung des Verbunds aufgenommen worden. Immerhin: Laut Musick ist der Klinikverbund in diesem Jahr auf dem Weg zu einem ausgeglichenen Ergebnis.

    Neben den genannten Aspekten seien vor allem die Medizinischen Versorgungszentren und die Personalnot die größten „Sorgenkinder“ des Geschäftsführers. Bezüglich der MVZ brachte er auch einen „anderen Standort“ zur Sprache. Bezüglich des Führungspersonals in den einzelnen Kliniken betonte er, dass diesem künftig vor Ort wieder mehr Verantwortung übertragen werden soll. So sei Barbara Weid nun offiziell zur Direktorin des Lichtenfelser Klinikums ernannt worden.

    Es geht nur mit der Zustimmung aller

    Landrat Christian Meißner hatte eingangs für eine Zustimmung zur Kapitalerhöhung geworben. In vielen Landkreisen sei es normal, dass diese jedes Jahr Zuschüsse für die Kliniken bewilligen müssten, die generell vor großen Herausforderungen stünden, zumal man nicht wisse „ob Geld aus Berlin kommt“. Er wies darauf hin, dass die Kapitalerhöhung der Zustimmung von allen Gesellschaftern bedürfe, konstatierte, dass durch die Zentralisierung innerhalb des Regiomed-Klinikverbunds in den vergangenen Jahren vieles schief gelaufen sei, und begrüßte es, dass es künftig wieder mehr Handlungsfreiheit für die einzelnen Kliniken geben soll.

    Die Hoffnungen schwinden zusehends

    Die folgenden Beiträge etlicher Kreisräte ließen durchweg erkennen, dass in ihren Reihen die Hoffnung auf eine positive Zukunft des Klinikverbunds in seiner jetzigen Form dramatisch geschwunden ist. Monika Faber (SPD) fragte, ob es nicht nur bei den MVZ, sondern auch bei den Senioreneinrichtungen Probleme gibt. „Einzelne Einrichtungen stehen definitiv auf dem Prüfstand“, lautete die Antwort von Geschäftsführer Musick. Holger Then (JB) fragte: „Was passiert, wenn die Kapitalerhöhung scheitert?“ Dies konkretisierte Winfried Ernst (FW): „Vor drei Jahren standen wir vor einem Schuldenberg von 30 Millionen Euro. Nun müssen wir wieder 30 Millionen zuschießen. Es muss auch mal Land in Sicht sein. Ich bin von der ganzen Sache nicht überzeugt. Was ist der Plan B?“

    Während Landrat Meißner hierzu unterstrich, dass die Gesundheitsversorgung eine Pflichtaufgabe des Landkreises sei, verwies Musick neben den extern bedingten aktuellen Herausforderungen auf die generellen Probleme des Gesundheitssystems: „Im Gesundheitssystem können wir aktuell nur auf Sicht fahren. So kann es aber nicht weitergehen, eine Krankenhausreform muss auf den Weg gebracht werden.“

    Susanne Bock von Wülfingen (FW) bemängelte besonders im Zusammenhang mit den Problematiken bei den MVZ die Kommunikation des Klinikverbunds gegenüber den Patienten. Sie und ihr Fraktionskollege Heinz Petterich berichteten auch über den schlechten medizinischen Ruf des Lichtenfelser Klinikums bei Patienten und Ärzten besonders im östlichen Landkreis.

    Die Probleme sind inzwischen nicht nur finanzieller Natur

    Die dortigen Ärzte würden Patienten fast ausnahmslos zu einer Behandlung im Klinikum Kulmbach raten. Hierzu führten sowohl Musick als auch Meißner aus, dass die Kommunikation vor allem der Chefärzte im Klinikum mit den niedergelassenen Kollegen dringend verbessert werden müsse. Dazu solle auch ein „Niedergelassenen-Stammtisch“ im Landkreis etabliert werden.

    Nun sollen es die Mikrowellen richten

    Theo Taubmann (AfD) erkundigte sich zur Auslastung der defizitären Regiomed-Großküche in Lichtenfels. Laut Musick liegt diese weiterhin bei lediglich knapp 50 Prozent. Um weitere Absatzmöglichkeiten zu erschließen, soll das dort hergestellte Essen künftig bei den Abnehmern nicht mehr in speziellen Geräten „aufgewärmt“ werden müssen, sondern dieser Prozess mittels einfacher Mikrowellen möglich sein.

    Zu Nachfragen bezüglich des Personalmangels sagte er, dass die Facharztpraxen konsolidiert werden sollen. Besonders in den MVZ stelle sich die Situation aktuell so dar, dass bereits der Ausfall einer Person das ganze System ins Wanken bringe. Im Klinikum Lichtenfels seien aufgrund des Personalmangels von 276 Betten 52 gesperrt. Zudem müsste deutlich mehr in die Ausbildung von Fachpersonal investiert werden, um die Personalnot zumindest mittelfristig zu kompensieren, „aber es ist eine fast nicht mehr handhabbare Entwicklung“.

    Vor diesem Hintergrund und der Tatsache, dass ein Personalzuzug aus anderen Regionen und Ländern zunehmend wegfalle, sprach sich Emmi Zeulner (CSU) neben einer verstärkten Ausbildung dafür aus, ein medizinisches Familienzentrum in Lichtenfels zu etablieren und in diesem die Leistungen der einzelnen MVZ zu bündeln. Bis auf die Kreisräte der AfD stimmten letztlich alle der Erhöhung des Regiomed-Eigenkapitals zu. Für den Lichtenfelser Landkreis sind dies fünf Millionen Euro.

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