Am letzten Februarwochenende ging es tierisch zu in der Phantastischen Bibliothek Wetzlar, auf deren Fassade und in deren Hallen viele verschiedene Fabelwesen, unter anderem auch Drachen stolz posieren. Kürzlich zogen dort nämlich viele „Bunte Hunde“ ein - so das Motto des kinder- und jugendliterarischen Symposiums rund um des Menschen besten Freund, moderiert und organisiert von Dr. Jana Mikota (Uni Siegen), Maren Bonacker (Phantastische Bibliothek Wetzlar) und Christine Paxmann (Fachzeitschrift Eselsohr).
Kurz zuvor wurde diese Veranstaltung für Bibliotheks- und Lehrkräfte, Literatur- und Kulturvermittelnde sowie Studierende mit einer Vernissage eröffnet. Schülerinnen und Schüler der Wetzlarer Goetheschule hatten in den vergangenen Wochen faszinierende Hundeporträts und fantasievolle Bilder geschaffen und sich so mit Kunstgeschichte auseinandergesetzt.
Von Freitag bis Sonntag konnten die Tagungsteilnehmenden unterschiedlichen Vorträgen aus der Literaturwissenschaft lauschen und dabei ganz verschiedene Perspektiven auf den Vierbeiner einnehmen. Der Hund als bester Freund, als Jagdhund oder gar fehlender Hund, der das ungestillte Bedürfnis nach einem eigenen Haustier verkörpert. Der Hund im Gedicht, im Kinder- oder Jugendroman und am Abend sogar in einem Werkstattgespräch mit Autorin Bettina Obrecht.
Gezähmter Wolf

Immer wieder konnte das Publikum so bestimmte Aspekte rund um den gezähmten Wolf kennenlernen. Neben Vorträgen kam auch die Praxis nicht zu kurz. In verschiedenen Workshops wurde Lese- und Literaturpädagogik erlebbar gemacht - ganz mit „Wau-Effekt“ durch den Einsatz einer liebenswerten Schulhündin. Ermöglicht wurde die Veranstaltung durch die Phantastische Bibliothek sowie das Zentrum für Literatur Wetzlar, die Universität Siegen, die Fachzeitschrift für Kinder- und Jugendmedien Eselsohr, den Bundesverband Leseförderung, die Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien der GEW, sowie die Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten.
Drei Bücher
Drei Bücher möchten wir Ihnen und euch anlässlich der Wetzlarer Tagungvorstellen, um einen kleinen Einblick in die wunderbare Welt der Hunde zu schenken: „Der Dackel - ein Hund, den man erfinden müsste, würde es ihn nicht geben“, so Herausgeberin und Autorin Christine Paxmann. Mit ihrem Buch „Dackel. Die besten Freunde der Welt. Tierisch kult“ nahm sie das Publikum mit auf eine Zeitreise und zeigte, wie interessant, vielfältig, wandelbar und eigensinnig diese kleine Rasse ist. Rund 150 Jahre Postkartenidyll, Kunstgeschichte und Kinderbuch-Illustration begeisterten die Anwesenden während Paxmanns Vortrag.
Der Dackel hat es kaum wie ein anderer seiner Gattung immer wieder ins Kinderbuch geschafft. Und wie steht es heute um den Dackel, der all zu vielen doch nur als kleiner Jagdhund mit krummen Beinen in Erinnerung zu sein scheint? Allein sein Name verleiht auch heute noch tierischen Geschichten einen schönen Singsang. Und als weltweiter Modehund wird er sogar zum Diversitätsbotschafter in Bilderbüchern mit vielfältigen Familienbildern (zum Beispiel in „Hallo, Teckel Tom!“).
All dieses Wissen verpackte Christine Paxmann in eine Lobeshymne auf den Dackel, was untermauert wurde von ihrer netten Begleiterin „Buba“, einer Dackeldame deren Anwesenheit beim Publikum durchweg für Begeisterung sorgte. Der Hund als des Menschen bester Freund wurde dadurch einmal mehr am lebenden Objekt bewiesen.
Lesungen in Oberfranken
Den Namen „Paxmann“ dürfen Sie, liebe Leserinnen und Leser, sich gerne schon einmal merken, da die Autorin mit familiärem Hang zum Obermain in den kommenden Monaten immer wieder für Lesungen an oberfränkischen Schulen rund um das Thema Demokratie zu Besuch sein wird.
Es gibt auch solche Geschichten, die davon handeln, dass man ja eigentlich gar keine Hunde mag. So wie Paul in „Hilfe, ich will keinen Hund“ von Klaus Kordon, der sich auf einmal um Rieke, den neuen Schnauzer seiner Schwester, kümmern muss. Das findet Paul anfangs alles andere als toll, doch schon bald bemerkt er, dass Rieke spitze ist und ihm die Zeit mit ihr richtig gut tut. Nach vielen gemeinsamen Abenteuern wird aus Pauls Abneigung echte Hundeliebe und eine enge Freundschaft.
Aus dem Tierschutz
Neben dem „perfekten“ Rassehund dürfen auch die Geschichten aus dem Tierschutz nicht fehlen. Das Bilderbuch „Ein Hund namens Drei“ ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein Kinderbuch mit Blick auf einen kleinen Streuner für Selbstliebe, Toleranz und Akzeptanz stehen kann. „Drei” ist ein Straßenhund, der so ziemlich viele Ecken der Stadt kennt und recht zufrieden ist mit seinem Leben. Er ist ein Drei- statt Vierbeiner. Und wenn er es sich bei seinen täglichen Spaziergängen so recht überlegt, dann findet er es ganz gut, nicht vier-, sechs- oder womöglich sogar acht Beine zu haben.
Eines Tages verlässt er die Stadt und findet auf dem Land seine für immer Familie und ein neues Rudel - bei einer Mutter und ihren beiden Kindern. Und am Ende werden so aus dreien ganz einfach vier.
Die Bücher „Dackel. Die besten Freunde der Welt. Tierisch kult“ von Christine Paxmann. Erschienen 2011 im Verlag Cultbuch. 57 Seiten. „Hilfe, ich will keinen Hund“ von Klaus Kordon und Lena Winkel (Illustrationen). Erschienen 2021 im Verlag Gulliver von Beltz & Gelberg. 175 Seiten, ab acht Jahren. „Ein Hund namens Drei“ von Stephen Michael King. Aus dem Englischen von Bernd Stratthaus. Erschienen 2021 im Verlag Annette Betz. 40 Seiten, ab vier Jahren.