Das Regiomed-Klinikum Lichtenfels wird für die medizinischen Behandlungen auch in Zukunft mit Blutkonserven im notwendigem Umfang versorgt sein. Die Blutdiagnostik hingegen könnte in absehbarer Zeit vom Zentrallabor im Klinikum Coburg aus gesteuert werden. Dies hat Regiomed-Geschäftsführer Robert Wieland im Gespräch mit dieser Redaktion angekündigt.
In der jüngsten Vergangenheit waren immer wieder Berichte aufgetaucht, wonach das Blutlabor in der hiesigen Klinik, dem auch eine Blutbank angeschlossen ist, wegen der laufenden Sanierungsmaßnahmen im Klinik-Verbund geschlossen wird.
Tatsache ist, dass Regiomed die labormedizinische Versorgung für den kompletten Klinik-Verbund neu aufstellt. Für diese „Neukonzeption und Neuvergabe“ gab es im vergangenen Jahr eine europaweite Ausschreibung, die inzwischen abgeschlossen ist. Laut Wieland werden erste Gespräche mit Bewerbern geführt.
Laborversorgung wird neu strukturiert und reorganisiert
Beraten lässt sich Regiomed bei der „Neustrukurierung und Reorganisation der Laborversorgung“ von dem in Düsseldorf ansässigen Unternehmen Med-stat, das europaweit schon rund 800 Kliniken beraten hat. Medstat-Mitarbeiter haben auch im hiesigen Klinikum bereits die aktuelle Situation bei der Blutversorgung, - diagnostik und -übertragung analysiert, so Franz-Josef Fischer, Verwaltungsratsmitglied des Unternehmens, bei einer Videokonferenz.
Wieland betonte, dass bislang noch keine Entscheidung gefallen sei, welcher Dienstleister am Ende den Auftrag für das Projekt erhält. Die sei Aufgabe desr Aufsichtsrats von Regiomed.

Der Laborkomplex in allen Kliniken sei einer von mehreren Bereichen, die Regiomed im Rahmen seiner „Neuausrichtung“ unter die Lupe nehme. Dazu gehöre auch das Blutlabor im Klinikum Lichtenfels, in dem mehrere Festangestellte arbeiten.
Es gehe um Leistungen, um Geräte, um den Arbeitsbereich, die Patientenversorgung und die dabei eingesetzten „Ressourcen“. Bei den Geräten werden auch die Laufzeiten von Leasing-Verträgen geprüft. In Coburg zum Beispiel seien einige Verträge am Auslaufen, so Wieland. Ebenso werde das System der externen Labors untersucht, die Regiomed derzeit in Anspruch nimmt. Deren Zahl soll reduziert werden. Weiterhin soll der Transport von Blutkonserven neu organisiert werden, der – mit entsprechenden Kosten – bislang zum Teil mit Fahrten zum BRK bis nach Nürnberg geschehe.
Wesentlich schnellere Blutdiagnosen möglich
Eine erste Entscheidung sei bereits für das Klinikum Hildburghausen gefallen, wo seit kurzem neben einem Vor-Ort-Blutdepot so genannte POCT-Geräte die Laborversorgung sichern. Sie seien Produkte des in jüngster Zeit erzielten Fortschritts in der Analysetechnik. Mit deren Hilfe seien Diagnosen wesentlich schneller als bisher möglich. Ärzte und Personal könnten sich mehr als bisher auf den Patienten konzentrieren, anstatt entscheidende Zeit mit dem Warten auf Testergebnisse vom Labor zu verbringen.
„Der Sanierungsdruck bei Regiomed wird nicht dazu führen, dass der Standort Lichtenfels geschwächt wird. Wir haben noch viel vor.“
Robert Wieland, Geschäftsführer
Die neuen Diagnoseverfahren mit geringen Kapillarblut-Proben würden nur 15 Minuten dauern, während die nach üblicher Blutentnahme einsetzende „Laborstraße“ erst nach 60 bis 90 Minuten Ergebnisse liefern könne, so Fischer. Mit dem Zeitgewinn werde auch der Arbeitsablauf beschleunigt. „Damit haben wir bereits gute Erfahrungen gemacht“, sagt Robert Wieland. Dass eine Umstellung auf schnelle POCT-Labore mit rascheren Befundzeiten auch für andere Regiomed-Kliniken und damit auch für Lichtenfels Sinn mache, hob Wieland beim Gespräch hervor.
Der Geschäftsführer weist darauf hin, dass der Begriff „Blutlabor“ eigentlich unzutreffend sei, weil es um zwei getrennte Bereiche, nämlich die Blutdiagnostik und die Bereistellung und damit die Verfügbarkeit von Blutkonserven gehe. Franz-Josef Fischer betonte, dass es für die aufwändige Blutdiagnose im Regiomed-Verbund „nur einen Standort“ geben könne. Wieland sagte, dass Coburg schon länger über das vergleichsweise leistungsstärkste Labor aller Regiomed-Kliniken verfüge.
Ein Vorrat an Blutkonserven würde laut Fischer allerdings in einem so genannten „Satelliten-Depot“ auch in Lichtenfels bleiben, das zur Aktualisierung von Daten mit der zentralen Blutbank verbunden wäre. Für diese Blutversorgung vor Ort gab Robert Wieland im Gespräch eine „Bestandsgarantie“.
Franz-Josef Fischer wies auf eine weitere Behandlungs-Möglichkeit bei Notfallsituationen hin, die auf eine Zentralisierung der Blutdiagnose innerhalb von Regiomed hinausläuft. Es gebe bestimmte Substanzen, mit denen Blutungen spontan gestillt werden und die Bluttransfusionen ersetzen können. Sie seien wesentlich länger haltbar als Blutkonserven. Dies eröffne die Alternative, nach der Erstbehandlung mit Notfallpräparaten und der Blut-Diagnose passendes Blut aus dem Zentrallabor in Coburg zu erhalten.
Wenn es indessen um die normale Blutversorgung geht, solle in Zukunft auch das heimische Klinikum auf der Basis bisheriger Bedürfnisse weiterhin ein eigenes Blutdepot und vor allem eine Notfallversorgung erhalten. Diese Bedürfnisse haben Medstat-Mitarbeiter jüngst ebenfalls genau geprüft und analysiert. „Wir werden die Bevorratung von Blut in Lichtenfels nicht abschaffen“, betont Wieland. Das Volumen an Blutkonserven hier werde bleiben, bestätigte auch Fischer. „Es wird nur anders gesteuert“.

Noch keine Entscheidung zur Zukunft des Labors im Klinikum Lichtenfels
Die Umstrukturierung der Laborversorgung wird indessen auch mit neuem Personal verbunden sein. Wieland kündigte an, dass Regiomed einen eigenen Labormediziner und einen immunhämatologischen Leiter des Labors anstellen will. Die umfassende Diagnose für das benötigte Blut und dessen Freigabe für die Anwendung in Lichtenfels könnte allerdings künftig zentral in Coburg geschehen. Zu den Auswirkungen dieser sich andeutenden Zentralisierung auf das Blutlabor und dessen Belegschaft im Klinikum Lichtenfels machte Robert Wieland keine konkreten Angaben. Die Entscheidung sei noch nicht gefallen.
Er betonte weiter, dass die Neuausrichtung der Labortechnik in Regiomed auch die Vorgaben von Krankenkassen und Zertifizierungsstellen erfüllen müsse. Weil die Qualität der Patienversorgung in Lichtenfels erhalten bleiben soll, werde zum Beispiel die Unfallchirurgie im Lichtenfelser Klinikum ebensowenig in ihrem jetzigen Bestand gefährdet wie die Geburtshilfe oder die Gastroentereologie, wo es immer wieder Bedarf an „schnellem Blut“ gibt.
Regiomed wolle seine Häuser weiterentwickeln. Dabei müsse „eine exzellente Patientenversorgung garantiert“ bleiben, versicherte der Geschäftsführer weiter. Die Ärtzeschaft in Lichtenfels werde in den Umstrukturierungs-Prozess voll eingebunden. Sie habe einen „Risikofragenkatalog“ erstellt, der in die Bewertung für die Entscheidung einfließe.
Wieland: „Wir wollen bei den Leistungen und der Versorgungssicherheit in Lichtenfels keine Einschränkungen zulassen“. Gleiches gelte auch für die hiesige Notfallaufnahme. Hier könne in Zukunft durch die neue Diagnose-Technik die Behandlung zum Beispiel bei Herzinfarkten oder Schlaganfällen sogar noch wesentlich schneller einsetzen und die Arbeitsabläufe beschleunigt werden.
Ende Januar beginnt indessen die zweite Runde der Gespräche mit Bewerbern für die neue Laborstruktur. „Der Sanierungsdruck bei Regiomed wird nicht dazu führen, dass der Standort Lichtenfels geschwächt wird. Wir haben noch viel vor,“ betont Robert Wieland.