Das hätte schlimmer ausgehen können. Ein Mann ist in Lichtenfels auf seinen Bekannten mit dem Messer losgegangen. Jetzt muss er sich am Landgericht Coburg wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Der Angegriffene hatte keine lebensgefährliche Verletzung erlitten.
Laut Anklage befand sich der Beschuldigte mit einem anderen Mann am frühen Abend des 11. Juli vergangenen Jahres in Lichtenfels auf dem Weg in die Innenstadt. Unterwegs soll es zu einem Streit gekommen sein. „Es ging offenbar um eine Sonnenbrille“, so Oberstaatsanwalt Dr. Christopher Rosenbusch. Die Auseinandersetzung soll sich in der Nähe des Mediamarkts abgespielt haben.
Jedenfalls soll der Täter nach den Worten des Anklagevertreters im Verlauf des Streits ein Taschenmesser mit einer Klingenlänge von etwa 15 Zentimetern aus der rechten Hosentasche gezogen haben. „Mit dem Messer stach er gezielt auf den Oberkörper des Geschädigten ein“, so Rosenbusch.
Opfer kam mit einer Narbe davon
Die Klinge sei zwischen Brustwarze und Schulter eingedrungen. Nachdem nur Muskelgewebe durchtrennt worden war, kam das Opfer „nur“ mit einer Narbe davon. Der Angeschuldigte habe dann den Angriff abgebrochen und sich entfernt. Der Geschädigte sei ihm noch kurz hinterhergelaufen und habe sein T-Shirt gehoben, um die erlittene Verletzung zu zeigen.
Was eindeutig klingt, scheint es nach ersten Zeugenaussagen nicht zu sein. Am Dienstag konnte die Strafkammer unter dem Vorsitz von Richterin Jana Huber den Geschädigten hören, nachdem dieser eine Woche zuvor wegen Erkältungssymptomen nicht in das Coburger Justizgebäude gelassen worden war. Es griffen die Schutzmaßnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus.
Keine Ahnung, wieso er angegriffen wurde
Mittlerweile hat der Hauptzeuge nach eigenem Bekunden keine Beschwerden mehr. „Er war irgendwie stinksauer“, meinte er zu den Beweggründen des Angeklagten. Konkreter wurde er nicht. Von einer Sonnenbrille als Stein des Anstoßes war keine Rede. Er wisse einfach nicht, warum der Angeklagte auf ihn losgegangen sei. Erst habe der Beschuldigte ihn angespuckt und dann einmal mit einem Messer zugestochen. „Er hat gesagt, dass er mich umbringt“, so der Zeuge. Dabei habe er dem Angeklagten doch gar nichts getan.
Nichts getan? Verteidiger Albrecht Freiherr von Imhoff machte deutlich, dass er da so seine Zweifel habe. Sein Mandant habe ihm berichtet, dass er von dem Geschädigten rassistisch beleidigt worden sei. Im Raum stehe das Wort „Nigger“.
Nun gibt es mehrere Zeugen des Vorfalls. Einer dieser Zeugen bestätigte vor Gericht, dass der Geschädigte dem Angeklagten den rassistischen Begriff an den Kopf geworfen habe. Auf die Frage der Vorsitzenden Richterin, wer denn den Streit begonnen habe, antwortete der Zeuge: „Der mit dem Kopfhörer.“ Gemeint war der Geschädigte, der auch zur Verhandlung mit einem Kopfhörer über den Ohren erschienen war.
Bewegung bemerkt, wie wenn einer mit Messer zusticht
Die beiden hätten sich angeschrien, berichtete ein anderer Zeuge. Der Angeklagte habe plötzlich sein Gegenüber an die Wand hinter ihm gedrückt. Weiter sagte der Zeuge: „Ich bemerkte eine Bewegung, wie wenn einer der beiden mit einem Messer zusticht.“ Gemeint war der Angeklagte, der zugestochen haben soll.
Der Geschädigte, so der Zeuge, sei in Lichtenfels schon zuvor aufgefallen. Er trage immer Kopfhörer und „schreit mitunter ohne ersichtlichen Grund herum“. Der Angeklagte selbst hat sich bislang nicht zu dem Vorfall geäußert.
Die Verhandlung wird am Freitag, 26. Februar, 9 Uhr, fortgesetzt.