Aufgrund ihrer versteckten Lebensweise bekommen sie nur wenige Menschen zu Gesicht: Die Rede ist von der Schlingnatter, auch Glattnatter genannt – die kleinste unserer drei heimischen Schlangenarten.
Im Vergleich zur relativ häufig anzutreffenden, ungiftigen Ringelnatter, die in der Regel 70 bis 85 Zentimeter lang wird und leicht an den zwei gelblich-weißen Nackenflecken erkannt werden kann, ist die ebenfalls ungiftige Schlingnatter mit bis zu 60 Zentimeter deutlich kleiner und zierlicher.
Leicht zu verwechseln
Ihre Grundfärbung ist braun-grau und das aus Flecken und Streifen bestehende Rückenmuster unterschiedlich stark ausgeprägt. Insbesondere bei kräftiger Rückenzeichnung wird die Schlingnatter regelmäßig mit der Kreuzotter verwechselt. Das Rückenmuster von Schlingnattern weist jedoch immer Unterbrechungen auf, das charakteristische, breite Zickzackband der Kreuzotter hingegen ist so gut wie immer durchgängig. Letztere ist im Landkreis Lichtenfels äußerst selten und kommt nur noch an wenigen Stellen auf den Jurahochflächen vor. Auch die Schlingnatter ist dort zu Hause, im Gegensatz zur Kreuzotter kann sie jedoch auch in tiefen Lagen im Maintal angetroffen werden, wo die Kreuzotter fehlt.
Zahlreiche Fressfeinde
Ihren Namen verdankt die Schlingnatter ihrer Jagdweise. Anders als Kreuzottern, welche ihre Beute nur kurz beißen, dabei Gift injizieren und abwarten bis das Beutetier stirbt, umschlingen Glattnattern ihre Beute und erwürgen sie. Auf ihrem Speiseplan stehen hauptsächlich Mäuse und andere Reptilien. Unsere heimischen Schlangen sind jedoch selbst beliebte Beute vieler Tierarten, darunter von Mäusebussard, Turmfalke, Fuchs, Graureiher, Störchen und Wildschweinen. Daher ist ein deckungs- und strukturreicher Lebensraum mit Hecken, Altgrasstreifen, Brachen sowie Ast- und Steinhaufen sehr wichtig für die Glattnatter und andere Reptilien, um ausreichend Schutz vor ihren Fressfeinden zu gewährleisten. Zudem bieten diese vielfältigen Strukturen unterschiedliche kleinklimatische Wärmeverhältnisse, auf die Reptilien angewiesen sind. Schlingnattern erwachen meist relativ spät aus der Winterruhe und so findet man die ersten Tiere in der Regel erst im April oder Mai, wo sie zunächst Wärme aufnehmen, sich häuten und sich dann fortpflanzen. Die ersten Jungtiere findet man meist ab Ende August, Anfang September. Im Vergleich zur eierlegenden Ringelnatter, sind Glattnattern lebendgebährend und die jungen Schlangen direkt nach der Geburt selbstständig.
Verbreitung im Landkreis
Die drei heimischen Schlangenarten werden ausführlich auf der Webseite des BN Lichtenfels beschrieben, unter lichtenfels.bund-naturschutz.de. In Zusammenarbeit mit dem BN hat der Landkreis Lichtenfels ein Faltblatt zu Schlangen herausgegeben, das im BN-Büro in der Coburger Str. 16 oder beim Landratsamt Lichtenfels kostenlos erhältlich ist.
Da über die Verbreitung der Schlingnatter im Landkreis Lichtenfels relativ wenig bekannt ist, ruft der BN dazu auf, Sichtungen mit Foto und genauem Standort per Mail an lichtenfels@bund-naturschutz.de zu melden. (red)