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LICHTENFELS/EBENSFELD/NIEDERAU: Landkreis Lichtenfels: Hochwasser fordert Feuerwehren

LICHTENFELS/EBENSFELD/NIEDERAU

Landkreis Lichtenfels: Hochwasser fordert Feuerwehren

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    Die Drohnenaufnahme mit Blick über den Ortswiesensee zeigt das Ausmaß, das das Hochwasser an manchen Stellen angenommen hat.
    Die Drohnenaufnahme mit Blick über den Ortswiesensee zeigt das Ausmaß, das das Hochwasser an manchen Stellen angenommen hat. Foto: Klaus Wendel

    Die besinnliche vorweihnachtliche Ruhe hatte bereits vor Heilig Abend das Sturmtief „Zoltan“ jäh unterbrochen.

    Am Abend des 21. Dezembers und noch am Folgetag traf es Deutschland mit voller Wucht. Was auf die starken Windböen folgte, sollte aber die Freiwilligen Feuerwehren auch im Landkreis Lichtenfels noch über mehrere Tage hinweg auf Trab halten.

    Ein anhaltender Dauerregen sorgte über die Feiertage in der Region für ansteigende Pegelstände der Flüsse, vielerorts mussten Menschen ihr Hab und Gut aus dem Keller räumen oder die eigenen vier Wände mit Sandsäcken schützen.

    Sturmtief sorgte für Chaos

    Wie Kreisbrandmeister Markus Witzgall auf Nachfrage erklärte, sei man hierzulande gerade noch einmal„mit dem blauen Augen davongekommen“. Die Pegelstände überschritten zwar teilweise einen Wert von fünf Metern deutlich, er selbst habe beispielsweise die Messstelle Schwürbitz-Main genauer beobachtet. Dort wurden zeitweise sogar 5,3 Meter Wasserstand vermeldet.

    Doch glücklicherweise sei es Witzgall zufolge aufgrund des Hochwassers zu keinen größeren Zwischenfällen gekommen. „Viel zu tun“ hatten die Kameraden dagegen im Vorfeld des Dauerregens, als „Zoltan“ zahlreiche Bäume umfegte, die die Feuerwehrler wieder von den Fahrbahnen entfernen mussten.

    Ponys evakuiert

    An anderer Stelle im Kreisgebiet drohten die Wassermassen dagegen, sich zu einer Gefahr für Mensch und Tier zu entwickeln.

    So mussten an Heilig Abend nach tagelangem Niederschlag die freiwilligen Helfer aus Lichtenfels ausrücken, um die Pferde und Ponys eines Hofes in den Mainauen zu evakuieren. Ein jeder schnappte sich eines der Tiere und begleitete es am Führstrick vom Hof.

    Wie die Kameraden auf ihrem Facebook-Auftritt schrieben, sollten die Stallungen zunächst vorsorglich gesichert werden. Letztlich mussten die Vierbeiner aber zu einer vorübergehenden Bleibe übergesiedelt werden. Weil inmitten der Weihnachtsvorbereitungen die Realität zuschlug, habe die Pferderettung die Einsatzkräfte laut ihrer Nachricht in den sozialen Medien nachdenklich gestimmt. Deshalb fügten sie ihren Weihnachtsgrüßen Fotos des Einsatzes bei. Zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer kommentierten, wie dankbar sie über die Bereitschaft der Feuerwehrmänner und -frauen dieser Tage sind.

    Im Rahmen des Posts über die Evakuierung der Pferde sprachen die Lichtenfelser Floriansjünger auch direkt zur Bevölkerung. Sie erinnerten daran, dass der Schwellenwert der bisher letzten historischen Hochwasserereignisse aus den Jahren 2013 und 2015 mit über fünf Metern überschritten ist.

    Es habe zwar bis dato keinen Grund zur Beunruhigung gegeben, heißt es online. Aber die Verfasser mahnen die Menschen weiterhin zur Vorsicht. In jedem Fall solle man sich vom Hochwasser fernhalten und überflutete Flächen niemals betreten. Auf diesen bestehe Lebensgefahr. Abgesehen vom Einsatz auf dem Pferdehof habe die Lichtenfelser Feuerwehr laut Kommandant Andreas Lehe aber keine Evakuierungen oder dergleichen organisieren müssen.

    Auf die Frage hin, was seine Kameraden und ihn beschäftigt habe in den vergangenen Tagen, pflichtete er Kreisbrandmeister Markus Witzgall bei: Der Einsatz-Betreff „Baum über Straße“ schlug gleich mehrfach auf bei den Rettern – und das natürlich schon Ende der vorigen Woche, als Zoltan über das Land zog.

    Das folgende Hochwasser betreffend hieß es aber weiterhin „Glück im Unglück“, lediglich zum Sportheim in Schney musste die Feuerwehr noch einmal ausrücken. Dieses galt es nämlich, so Lehes Feuerwehrkollege Alexander Ultsch, vorsorglich abzusichern. Deshalb platzierten die Einsatzkräfte vor Ort Sandsäcke, um das Areal auf einen möglichen Anstieg des Wassers vorzubereiten.

    Teilweise Meldestufe 3

    Im Michelauer Ortsteil Schwürbitz hingegen kam es an Heilig Abend zu starken Überschwemmungen. Auch das Gebiet um den Ortswiesensee wurde durch den Starkregen geflutet. In Ebing wüteten ebenfalls die Wassermassen und schluckten einen Campingplatz sowie die Verbindungstraße nach Zapfendorf, die sich in der Folge in einen reißenden Fluss verwandelte. In Zapfendorf standen außerdem eine Kleingartenanlage und ein Firmengelände unter Wasser.

    Der Main überschritt am Messpunkt die Meldestufe 3, erst am zweiten Weihnachtsfeiertag konnten die zuständigen Stellen von einer Entwarnung sprechen.

    Mit volllaufenden Kellern hatten Anwohner auch um Ebensfeld zu kämpfen, jedoch bestand dem dortigen Feuerwehrkommandanten Michael Braun zufolge keine Gefahr für Leib und Leben.

    In einigen Haushalten haben die Menschen jedoch schnell handeln müssen, wobei allerdings die Erfahrung mit zurückliegenden Hochwassern geholfen habe. So sei man auch in seinem Zuständigkeitsbereich „glimpflich“ davongekommen.

    Doch wie reagieren die Menschen in den betroffenen Gebieten auf Warnungen des Landkreises, der Feuerwehr oder des Wetterdienstes? Wer beispielsweise in der Nähe des Mains wohnt, wisse dem Feuerwehrmann zufolge meist, was zu tun ist. Etwa sei Bewohnern klar, wo die Sandsäcke hingelegt werden müssen, wo sich was im Haus befindet und aus welchen Kellerräumen bestimmte Gegenstände und Besitztümer in Sicherheit gebracht werden müssen.

    Für die Betroffenen sei es natürlich schlimm, wenn der Keller voll Wasser läuft. Das Hochwasser zerrte vielerorts an den Nerven der Anwohner. Doch letztendlich kommt es darauf an, dass Mensch und Tier nichts zustoßen kann. „Die Keller werden letztendlich ausgepumpt und wieder trocken gelegt“, fasst Braun zusammen. Denn wenn der Main überläuft, sind die Wassermassen unaufhaltsam.

    Von Wasser umzingelt

    Weil alle Zufahrtstraßen nach Niederau bei Ebensfeld überflutet worden waren, war der Ort von der Außenwelt abgeschnitten.

    Nach Informationen von Michael Braun gab es zwar im Ort selbst durch den starken Regen keine schwerwiegenden Vorkommnisse. Höchst bedenklich sei die Situation aber aus anderen Gründen: Rettungsfahrzeuge und Feuerwehrautos hätten es unter diesen Umständen im Ernstfall schwer gehabt, zum Einsatzort nach Niederau zu kommen. „Höchstens mit einem Großfahrzeug wären wir noch durchgekommen“, merkt Braun an.

    Auch die Verbindungen über die Kreisstraßen LIF 7 und LIF 20 waren, beziehungsweise sind, aufgrund des Hochwassers nicht nutzbar. Dass die Strecken überflutet wurden, teilte das Landratsamt Lichtenfels mit, auch die Bad Staffelsteiner Feuerwehr hat sich über die sozialen Medien an die Bevölkerung gewendet. Stefan Liebl ist dort Kommandant. Er schildert die Situation der vergangenen Tage aus seiner Sicht. Der Tenor ähnelt dem seiner Vorredner. „Ein großer Einsatzschwerpunkt waren umgestürzte Bäume“, erklärt Liebl.

    Vorbereitung zahlt sich aus

    Der Bad Staffelsteiner Feuerwehrkommandant gibt Einblicke in die organisatorische Arbeit der Retter. Denn einiges wurde bereits vor dem Sturm und dem Hochwasser geplant und geleistet. „Die Erfahrungswerte“ mit früheren Naturereignissen dieser Art helfen der Freiwilligen Feuerwehr und den Privatpersonen, sich zu rüsten.

    So erklärt Liebl, dass man etwa den Kollegen der Feuerwehr Schönbrunn bereits ein Notstromaggregat zur Verfügung gestellt hatte. Mit diesem war sichergestellt, das man Pumpen in Betrieb nehmen konnte. Außerdem habe man mehrere Paletten voller Sandsäcke angeliefert.

    „Wir verfügen außerdem über unseren so genannten ,Gerätewagen Logistik‘, der bereits ausgestattet wurde“, so Liebl. Dieser war ebenfalls beladen mit Sandsäcken. Bereis vorbereitet habe man außerdem weiteres technisches Gerät, damit man es bei Bedarf flexibel auf die Fahrzeuge laden kann.

    Liebl betonte zum Schluss, dass es ein ausgesprochen gutes Netzwerk mit den Kameraden der benachbarten Wehren, den Bauhof-Mitarbeitern und den Helfern des Technischen Hilfswerks gegeben habe. So konnte man sich über das Smartphone schnell austauschen.

    Ein ruhiges Weihnachtsfest blieb dennoch einigen Feuerwehrmännern und -frauen dieses Jahr verwehrt. Der starke Regen hat zwar mittlerweile aufgehört, was vor allem dem Hoch „Gusti“ zu verdanken ist. Aber für das kommende Wochenende kündigt sich bereits erneut Regenwetter an.

    Kreisstraße LIF 20 wieder frei – Beeinträchtigungen bleiben Durch die Wassermassen mussten über die vergangenen Tage an mehreren Stellen Straßen im Landkreis Lichtenfels gesperrt werden. Dies hatte am Wochenende etwa Auswirkungen auf die Kreisstraße LIF 20 zwischen Wiesen und Unterzettlitz. Dass diese erst einmal nicht befahrbar ist, vermeldete das Landratsamt am Samstag, 23. Dezember. Mittlerweile ist die Route wieder geöffnet, allerdings bleibt es laut der Behörde bei einer Sperrung der Kreisstraße LIF 7 auf der Strecke zwischen Wiesen und Döringstadt, Stand am Mittwochnachmittag, 27. Dezember. An den entsprechenden Stellen war der Main über die Ufer getreten und hat so die Straße unpassierbar gemacht. Das Landratsamt weist auf seiner Website www.lkr-lif.de unter der Rubrik „Aktuelles“ auf Straßensperrungen und deren Aufhebung hin.

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