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LICHTENFELS: Landkreis Lichtenfels: Wenn beim Einkauf die Blase drückt

LICHTENFELS

Landkreis Lichtenfels: Wenn beim Einkauf die Blase drückt

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    Die öffentlichen Toiletten am Bahnhof Lichtenfels sind in einem Container untergebracht, und die Benutzung kostet 50 Cent.
    Die öffentlichen Toiletten am Bahnhof Lichtenfels sind in einem Container untergebracht, und die Benutzung kostet 50 Cent. Foto: Corinna Tübel

    Es ist mehr als ein Klischee: Nicht nur für Senioren, für Mütter mit Kindern und Schwangere ist ein Toilettenbesuch während des Einkaufsbummels oder des Spaziergangs manchmal notwendig. War die Notwendigkeit durch den coronabedingten Lock-Down eher gesunken, stellt sie sich nun in besonderem Maße wieder ein. Viele Bürger bündeln ihre Einkäufe und versuchen viele Besorgungen am Stück zu erledigen. Gleichzeitig erlebt das „To-Go“-Geschäft in der Gastronomie eine neue Blütezeit, Kunden genießen die Mahlzeiten auf dem Marktplatz oder in den Parks. Manche öffentlichen Toiletten waren bis vor kurzem geschlossen. Doch wohin, wenn es dringend wird und man nicht zum „Wildpinkler“ werden möchte?

    Die öffentlichen Toiletten am Rathaus, am Bahnhof sowie am Ortswiesensee Oberwallenstadt in der Stadt Lichtenfels sind zugänglich. Dementsprechend können Besucher auch davon ausgehen, eine geöffnete Toilette vorzufinden, verspricht Andreas Schönwald vom Haupt- und Personalamt der Stadt Lichtenfels. Die Corona-Krise habe nicht zu Schließungen geführt. Vielmehr werde durch eine Anpassung des Reinigungszyklus sowie der verwendeten Reinigungsmittel versucht, eine bessere Hygiene zu gewährleisten.

    Bessere Hygiene auf öffentlichen Toiletten wegen der Pandemie

    Das heißt konkret: Die Toiletten am Badesee sowie am Rathaus werden morgens gründlich gereinigt, Verbrauchsmaterialien werden aufgefüllt und es erfolgt eine umfangreiche Desinfektion. Im Laufe des Tages sowie nach Aufkommen werden die „Örtchen“ noch drei Mal desinfiziert und nach Bedarf gereinigt.

    Über eine Toilettenaufsicht wurde im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie nicht nachgedacht. Mehrkosten für die neue Handhabung seien derzeit noch nicht entstanden. Ist das überall so? „Die Ausstattung mit öffentlichen Toiletten auf Landkreisebene können wir schwer einschätzen, da unseres Wissens nach kein Verzeichnis aller WC?s existiert.“

    Gebührenpflichtig sind die öffentlichen Toiletten am Lichtenfelser Bahnhof.
    Gebührenpflichtig sind die öffentlichen Toiletten am Lichtenfelser Bahnhof. Foto: Corinna Tübel

    Doch wie findet man zeitnah eine geöffnete Toilette? „Die Toiletten am Marktplatz sind durch Schilder über den Eingangstüren kenntlich gemacht. Eine sonstige Ausschilderung besteht nicht, wird jedoch in die Überarbeitung des innerstädtischen Beschilderungskonzeptes mit eingebracht“, erklärt Andreas Schönwald. Gesetzlich festgelegt ist eine bestimmte Anzahl an öffentlichen Toiletten in kommunalem Gebiet aber nicht. „Ein Recht auf öffentliche Toiletten besteht nicht, selbstverständlich sind wir jedoch im Rahmen unseres kommunalen Selbstverwaltungsrechts sowie im Rahmen der Möglichkeiten bestrebt, allen Betroffenen ein möglichst rasches und hygienisch sauberes „Erleichtern“ zu ermöglichen.“

    In Weismain erst geschlossen, dann wieder offen

    Auch die Stadt Weismain hat die öffentlichen Toiletten, etwa im Kastenhof, im Rathaushinterhof oder beim Friedhofsgebäude, die jedoch extern betreut wird, seit vergangener Woche wieder geöffnet. „Vorher war das vom Personal nicht stemmbar“, verrät Frank Gebhardt, Geschäftsleitender Beamter der Stadt Weismain. „Eigentlich müssten wir dafür sorgen, dass die ganze Zeit jemand davor steht. Wir versuchen es nun zweimal am Tag mit einer hygienischen Desinfektionsreinigung.“ In den Wochen zuvor sei die Einschränkung, dass die „stillen Örtchen“ geschlossen waren, wenig spürbar gewesen. Vor dem Hintergrund des Lock-Downs verständlich. Erst nun, da wieder mehr Touristen und somit Anfragen kommen, hätte eine Schließung größere Auswirkungen auf das öffentliche Leben. „Gerade in einer kleinen Stadt halte ich es für wichtig, öffentliche Toiletten vor Ort zu haben, weil nicht jedes Geschäft ein WC hat, aber in der Stadt viele Leute und auch Touristen unterwegs sind!“

    Liegen öffentliche Toiletten nicht zentral?

    Das Angebot öffentlicher Toiletten hat aber auch Schattenseiten: Viele sind nicht rund um die Uhr geöffnet und befinden sich zum Teil nicht in unmittelbarer Nähe der Geschäfte oder Einkaufszentren – da, wo viel Bewegung herrscht. Oder doch? Entgegen der Meinung einiger Bürger aus Burgkunstadt gibt es eine öffentliche Toilette in der Unter-Stadt: Am Parkplatz der Raiffeisenbank Obermain Nord in der Bahnhofstraße gibt es zwei Toiletten, die für jeden frei zugänglich sind. Eine Vereinbarung mit dem dortigen Imbissbetreiber macht das möglich. „Das ist auch so ausgeschildert“, berichtet Sven Dietel, Geschäftsleitender Beamter der Stadt Burgkunstadt. Zusätzlich stehen ein öffentliches „stilles Örtchen“ am Deutschen Schustermuseum am Marktplatz, das frisch renoviert wurde, ein entsprechendes am Rathaus sowie an den Friedhöfen in Burgkunstadt und Mainroth zur Verfügung. Eine Beschilderung im Stadtgebiet weise auf dieses Angebot hin, das während der ersten Wochen der Corona-Krise eingeschränkt nutzbar gewesen sei: Teils baubedingt oder durch Teilschließungen des Rathauses.

    „Der Reinigungsplan ist derselbe wie vorher. Eine Reinigungsfirma übernimmt das“, erklärt Dietel. Er geht davon aus, dass der Verschmutzungsgrad der öffentlichen Toiletten in Burgkunstadt eher gering sei – bedingt durch eine geringe Frequentierung.

    Öfter reinigen, mehr Desinfektionsmittel? Die Auflagen für die Reinigung öffentlicher Toiletten während der Corona-Krise scheint uneindeutig.
    Öfter reinigen, mehr Desinfektionsmittel? Die Auflagen für die Reinigung öffentlicher Toiletten während der Corona-Krise scheint uneindeutig. Foto: Corinna Tübel

    In Bad Staffelstein stehen öffentliche und behindertengerechte Toiletten am Bahnhof, im Rathaus und im Kurpark am Haupteingang zur Verfügung. „Sie sind in unserem Stadtplan, im Stadtplan des Gastgeberverzeichnisses und im Stadtplan des Genuss- und Erlebnisführers eingezeichnet und sind auch zugänglich“, erklärt Geschäftsleitender Beamter Wolfgang Hörath. Auswirkungen auf das öffentliche Leben seien nicht wahrgenommen worden: Die Toiletten werden täglich nach den Vorgaben der bekannten Hygieneregeln durch eigenes Personal gereinigt. Zusätzliche Kosten entstehen kaum, da diese Toiletten auch vor der Pandemie bereits täglich gereinigt wurden.

    Wer ist in der Pflicht, Toiletten für die Bürger in den Kommunen und auf Landkreiseben bereitzustellen? Es ist so etwas wie ein Glücksspiel, in einem Ladengeschäft eine geöffnete Toilette vorzufinden: Das Kaufhaus Weka in Lichtenfels zum Beispiel lässt seine Kundentoiletten wegen der Corona-Krise geschlossen, während Mc Donalds in Lichtenfels sowie die Drogeriekette dm in Burgkunstadt oder der Supermarkt Edeka Werner in Burgkunstadt ihre „stillen Örtchen“ geöffnet haben.

    Das Life City Center wird eine öffentliche Toilette bekommen

    Das Life City Center hält keine öffentliche Toilette auf dem Areal vor, jedoch laufen derzeit Ausschreibungen für den Bau einer solchen, teilte die Swiss Life KG auf Anfrage mit. Die Kosten seien in der Planung schon hinterlegt. Sollte keine corona-bedingten neuen Hindernisse entstehen, sei eine Realisierung noch in diesem Jahr geplant. Dazum, wo sich die Toilette befinden soll und ob sie entgeltfrei sei, wurde keine Auskunft erteilt.

    Die Notwendigkeit einer öffentlichen Toilette auf diesem Areal und anderen Einkaufsflächen ist groß. „Viele ältere Menschen laufen von zu Hause in die Einkaufmärkte oder kommen mit dem Bürgerbus aus den Ortschaften“, weiß Sylvia Heib, Vorsitzende des VdK-Ortsverbands Burgkunstadt. Kundentoiletten in Norma, Kik und Netto Burgkunstadt beispielswiese fehlen. „Die Leute haben beim Einkaufen schon mal teilweise einen Anfahrtsweg. Kommen zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum Einkaufen, sind länger Zeit mit Einkaufen beschäftigt und haben den gleichen Weg noch zurück. Also muss doch auch dann eine Möglichkeit bestehen, auf die Toilette zu gehen.“ Auf die Kulanz benachbarter Restaurants oder Cafes zu hoffen, kann auch keine Lösung sein, meint Sylvia Heib.

    Wird „Wildpinkeln“ auf diese Weise gefördert?

    Wer Kunden anlocke, müsste auch für die menschlichen Bedürfnisse etwas investieren, meint die Burgkunstadter VdK-Vorsitzende Sylvia Heib.
    Wer Kunden anlocke, müsste auch für die menschlichen Bedürfnisse etwas investieren, meint die Burgkunstadter VdK-Vorsitzende Sylvia Heib. Foto: red

    In Privatgesprächen hört man von Ladeninhabern oft, die Kunden hinterließen die Toiletten oft verschmutzt, weswegen man kein solches Angebot mehr offeriere. „Ich denke, dass jeder vernünftige Mensch gerne gewillt ist, für sein dringendes Bedürfnis 50 Cent zu bezahlen und hat eine saubere Toilette, vor allem aber, er hat eine zur Verfügung“, sagt Sylvia Heib. Und jeder „muss einmal.“ Und sei sei wohl kaum gewünscht, sich dafür in die Büsche zu schlagen. Bei großen Supermärkten könnte man es ja wie in den Autobahn-Raststätten handhaben: Einen Teil des Bons kann man wieder einlösen.

    Sollten größere Märkte in die Pflicht genommen werden?

    Wenn auch die Wege in den Kommunen des Landkreises kürzer sind, bleibt das Problem dasselbe: Im Gemeindegebiet Redwitz etwa gibt es nur eine öffentliche Toilette an der Aussegnungshalle des Friedhofes, in Ebensfeld wurde die Frage verneint.

    Wird das Thema also totgeschwiegen? „Meiner Meinung nach wäre es besonders wichtig, die Toiletten in den Einkaufszentren zu fördern. Das heißt die größeren Märkte in die Pflicht zu nehmen, vor allem aber ein Umdenken anzustoßen“, sagt Sylvia Heib. Während die Ausstattung mit einer Kundentoilette in Gastronomiebetrieben zum einen Ländersache ist, zum anderen von der Größe des Gastraums abhängig, gibt es für Ladengeschäfte keine Regelung.

    Sylvia Heib ist der Meinung, wer Kunden anlocke und Umsatz haben will, müsste auch für die menschlichen Bedürfnisse der Kunden etwas investieren. „Viele erzählen mir, sie müssten wegen Herzproblemen Wassertabletten nehmen. Sie trinken dann nichts, weil sie Angst haben, zu müssen. Oder, schlimmstenfalls bleiben sie gleich ganz zu Hause.“

    Ist das gewünscht, wo doch gerade in dieser Zeit dazu aufgerufen wird, vor Ort einzukaufen und dem Handel wieder auf die Beine zu helfen?

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