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LICHTENFELS: Lange heiße Sommer machen den Igeln zu schaffen

LICHTENFELS

Lange heiße Sommer machen den Igeln zu schaffen

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    Marion Damm zeigt einen Igel, den sie als „Patient“ über den Winter gebracht hat und der dann vom Tierarzt entwurmt wurde. Jetzt wird er am Fundort in die Freiheit entlassen.
    Marion Damm zeigt einen Igel, den sie als „Patient“ über den Winter gebracht hat und der dann vom Tierarzt entwurmt wurde. Jetzt wird er am Fundort in die Freiheit entlassen. Foto: Christa Schröder

    Der lange heiße Sommer im vergangenen Jahr hat den Igelbestand stark reduziert. Marion Damm, die Vorsitzende vom LBV, Kreisgruppe Lichtenfels, macht sich große Sorgen um die Zukunft der Igelpopulation in unserer Region. Die relativ wenigen Tiere, die ihr zur Pflege im Herbst oder Spätsommer 2022 gebracht wurden, waren so ausgezehrt, dass sie trotz tierärztlicher Bemühungen verstarben. Der zuständige Tierarzt und Marion Damm sind der Meinung, dass der starke Rückgang des Igelbestandes hauptsächlich auf den extrem heißen Sommer zurückzuführen sei.

    „Da die Nächte noch zu kalt sind, finden die Igel am Boden noch kaum lebende Insekten. Der Speisezettel der stacheligen Fleischfresser um diese Zeit ist sehr dürftig. Abhängig vom Wetter und Standort des Winterquartieres kann der Zeitpunkt des Aufwachens im Frühling ganz unterschiedlich sein. Nicht alle Tiere schlafen gleich lang. Manche wachen sogar erst im Mai auf. Igelweibchen haben durchschnittlich ein höheres Schlafbedürfnis, als Männchen. Wenn die Igel aufwachen, haben sie zunächst großen Durst. Deshalb sind Wassertränken im Garten sehr wichtig“, berichtet Marion Damm.

    Wer Igel in deren Umfeld stört, gefährdet ihr Leben

    Wer die Stacheltiere durch übertriebene Sauberkeit im Wohnumfeld in ihren Schlafplätzen störe oder daraus vertreibe, gefährde ihr Überleben. Wer tagsüber Igel sehe, sollte sie beobachten und im Garten Futter und Wasser anbieten. „Die Tiere sind nach dem langen Winterschlaf ausgelaugt und haben wenig Fettreserven. Ein bisschen Rücksicht und Achtsamkeit wäre hier sehr angebracht. Als Nahrung kann man Katzenfutter, nass oder trocken, Rührei ohne Gewürz und Fett anbieten. Auch gibt es im Handel hochwertiges Igelfutter“, sagt die Vorsitzende.

    Igel zählten zu den ältesten Säugetieren der Erde. Es gebe sie seit etwa 65 Millionen Jahren. Der Einfluss durch den Menschen habe dafür gesorgt, dass in den letzten Jahren die Landschaft immer mehr ausgeräumt wurde und damit die notwendigen Kleinstrukturen zum großen Teil verschwunden seien. Naturnahe Gärten könnten hier einen kleinen Ausgleich schaffen, so Marion Damm.

    Tödliche Gefahr durch Mähroboter und Motorsensen

    Mähroboter seien eine große Gefahr für die geschützten Igel. Darauf weist Marion Damm eindringlich hin. Schon oft sind ihr verletzte Igel gebracht worden, die sie tierärztlich behandeln lassen musste. Nicht immer aber sei die medizinische Fürsorge erfolgreich gewesen. „Es kommt immer wieder vor, dass einem Igel die Beine oder Nase mit dem Mähroboter abgetrennt werden. Es entstehen auch mit der Motorsense grässliche Wunden am ganzen Körper. Keiner merkt es, da die verwundeten Tiere sich verstecken und dann elendig sterben. Igel geben selten Schmerzenslaute von sich“, sagt die Vorsitzende. „Igel sind meistens in der Nacht unterwegs, um Futter zu suchen. Dann ist die Gefahr, die von laufenden Mährobotern ausgeht, besonders groß. Es geht aber nicht nur um Igel. Auch Eidechsen, Kröten und andere Lebewesen werden mit diesen Maschinen umgebracht“, so die bekannte Naturschützerin. Sehr gefährlich ist auch der Einsatz von Motorsensen unter Hecken und Gebüschen, wo sich die Tiere oft aufhalten und auch tagsüber diesen Unterschlupf gerne annehmen. Da die Igel ihr Versteck nicht rechtzeitig verlassen können, käme es oft zu schlimmen Verletzungen.

    „Fest steht auch, dass die Anwendung von Unkraut- und Schädlingsvertilgungsmittel nicht nur die am Boden lebenden Tiere vergiftet, sondern trifft auch beispielsweise den Igel, wenn er sich von mit Gift belasteten Lebewesen ernährt“, sagt die Vorsitzende.

    Um den Garten igelgerecht zu machen, bedürfe es unbedingt ungestörte Versteckmöglichkeiten. Reisighaufen und aufgeschüttetes Laub sind ideal für den Igel. Auch Holzstöße würden gerne angenommen. Diese brauchen nicht nur für den Herbst und Winter, sondern das ganze Jahr Rückzugsmöglichkeiten, betont die Vorsitzende. Außerdem sei für die Tiere wichtig, einen sehr großen Bewegungsradius zu haben, um genügend Nahrung finden zu können. Deshalb müssten Durchlässe geschaffen werden, damit die Igel von Garten zu Garten wandern können.

    Es gelte aber auch, Gefahrenbereiche für den Igel zu minimieren. Gartenteiche mit steilen Ufern seien Todesfallen. Der Igel könne zwar schwimmen, habe aber an glatten, senkrechten Wänden nicht die Möglichkeit, sich hoch zu ziehen, um somit aus dem Wasser herauszukommen. Durch Übermüdung würde er dann ertrinken. Auch aus tiefen Erdgruben könnten sich Igel oft nicht befreien und den Hungertod erleiden.

    „Wenn jeder seinen Ordnungssinn ein wenig im Zaume hielte und sich mehr an der natürlichen Ordnung erfreuen würde, wäre es für viele Tiere leichter zu überleben“, so Marion Damm.

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